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News: Entfernte Verwandte

Eigentlich sind Quasare extrem hell strahlende Kerne weit entfernter aktiver Galaxien. Oder sind sie Objekte, die in Wahrheit von normalen Galaxien geboren und herausgeschleudert werden? Eine kleine Gruppe unbeugsamer Astronomen lässt sich nicht überzeugen.
Entfernte Verwandte
Schlägt man in einem Lexikon den Begriff "Quasar" nach, dann wird man dort finden, dass es sich dabei um extrem hell strahlende Kerne aktiver Galaxien handelt. Zudem nimmt die Häufigkeit der Quasare typischerweise mit größerer Entfernung zu; im jungen Universum gab es somit also deutlich mehr Quasare.

Dies ergibt sich aus der Rotverschiebung, die aussagt, dass sich das Universum seit der Aussendung des Lichts ausgedehnt hat und das Wellenlängenspektrum des Quasars deshalb in den roten Bereich verschoben wurde. Die starke Rotverschiebung der meisten Quasare zeugt von ihrem hohen Alter und ergo ihrer großen Entfernung zur Erde. Und weil sich das Universum ausdehnt, entfernen sich die fernsten Objekte am schnellsten - im Fall der Quasare mit Geschwindigkeiten, die der Lichtgeschwindigkeit nahe kommen.

So weit so gut: Wie jede, noch so plausible Theorie, wird auch diese von teils prominenten Vertretern der Zunft angezweifelt - dazu gehören auch das Ehepaar Burbidge von der University of California in San Diego, Halton Arp, der unter anderem am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching wirkte, und der verstorbene Fred Hoyle, einst Astronom an der University of Cambridge.

Ihnen gemein sind die Zweifel an der Aussagekraft jener Rotverschiebungen. So fanden Forscher beispielsweise besonders viele Quasare im direkten Umfeld nahe gelegener Galaxien. Oft scheint es sogar, als seien sie über Gaswolken miteinander verbunden. Ist die Rotverschiebung also womöglich nur ein scheinbarer Effekt? Sind Quasare keine eigenständigen Objekte, sondern Kerne von Galaxien, die schließlich von ihnen herausgeschleudert wurden?

Schließlich fanden Forscher noch einen merkwürdigen Zusammenhang: Überraschend viele Quasare bewegen sich mit exakt 59 Prozent der Lichtgeschwindigkeit relativ zu ihrer Partnergalaxie fort. Wieso nur sollten sich die mehr als zehn Milliarden Lichtjahre entfernten Quasare mit genau dieser "magischen Geschwindigkeit" relativ zu gänzlich unabhängigen, viel näher gelegenen Galaxien entfernen?

Wirkliche Fortschritte sind in dem Streit bisher nicht erzielt worden, was allerdings weniger an der Halsstarrigkeit der Opponenten liegt, als an der lange Zeit dünnen Datenlage. Doch hat sich das mit den 2-degree field Redshift Surveys (2dF) am Anglo-Australian Observatory im australischen Siding Spring geändert. Im Rahmen dieser Projekte werden seit einigen Jahren die Positionen und Geschwindigkeiten von über 200 000 Galaxien und 25 000 Quasaren katalogisiert.

Mithilfe dieses ungeheuren Datenwustes wollte eine Arbeitsgruppe um Ed Hawkins von der University of Nottingham nun den Streit schlichten und stöberten in dem Archiv alles in allem immerhin 1647 Quasare auf, die unmittelbar mit einer Galaxie korreliert zu sein scheinen - das ist eine stattliche Zahl.

Doch die Enttäuschung folgte auf dem Fuße: In all den Fällen zeigte sich nirgends, dass sich die Quasare mit irgendeiner "magischen Geschwindigkeit" relativ zu den Galaxien bewegen. Das Galaxien und Quasare so eng beieinanderliegen, ist nach Ansicht der Forscher eine optische Täuschung und die Theorie, dass Quasare aus Galaxien hervorgehen, nicht mehr haltbar. "Schade", meint Hawkins, "wie schön wäre es gewesen, eine Lehrmeinung umzustoßen. Andererseits bin ich irgendwie erleichtert, dass sich die meisten Astronomen nicht dreißig Jahre lang auf dem Holzweg befanden."

Doch von all dem hält die kleine Gruppe der Unbeugsamen nichts. So vermuten die Burbidges in den 2dF-Daten statistische Unsauberkeiten und Halton Arp, der vor 20 Jahren ein Bild veröffentlichte, auf dem der Quasar Markarian 205 offensichtlich über eine Gasbrücke mit der Galaxie NGC 4319 verbunden ist, unterstellte dem Space Telescope Science Institute in Baltimore gar, "die Öffentlichkeit absichtlich irrezuführen". Die Forscher dort hatten gerade eine Aufnahme des Hubble Space Telescope veröffentlicht, auf der keinerlei Verbindung sichtbar war.

Doch - Halsstarrigkeit hin oder her - auch damit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Jetzt legte Arps ehemaliger Schüler Jack Sulentic von der University of Alabama eine verbesserte und detailliertere Version desselben Bildes vor - mit deutlich sichtbarer Verbindung.

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