Vegetationsökologie: Erde ohne Weltenbrände
Was wäre die Welt ohne Feuer? Wir zumindest wären wenig, denn erst die Beherrschung der Glut ermöglichte den Aufstieg von Homo sapiens zum fast alles beherrschenden Faktor - vielleicht regierten jetzt sonst die Schweine. Aber auch in der Pflanzenwelt gäbe es große Gewinner und Verlierer.
Regelmäßig schrecken uns die gleichen Meldungen auf: Am Amazonas brennen die Wälder. In Südostasien hüllt der Rauch der entzündeten Vegetation Städte in giftige Wolken, und der Luftverkehr wird mangels ausreichender Sicht eingeschränkt. Und im Mittelmeergebiet wie in Kalifornien verglühen sommers Buschland und Villen in teils rasend schnellen Feuerwalzen.
Aber Flammen sind nicht nur die Apokalypse, als die wir sie zumeist betrachten. Feuer ist auch ein ganz natürlicher Bestandteil vieler Ökosysteme der Erde: Ohne gelegentliche Brände verschwänden etwa die kalifornischen Mammutbäume und mediterranen Zistrosen. Sie sind zwingend darauf angewiesen, dass die starke Hitze der Gluten ihre Samen freisetzt oder ebenso lästige wie empfindliche Konkurrenz aus dem Wege räumt.
Diese Abhängigkeiten setzen sich natürlich auch eine Ebene höher fort: Ganze Vegetationsgemeinschaften könnten nicht existieren, würde nicht die züngelnde Nemesis auch vermeintlich schwächeren Gewächsen wieder Platz schaffen in filzigen Dickichten. Die artenreiche Heidelandschaft Südafrikas – der so genannte Fynbos – und die bunte Macchia am Mittelmeer gäbe es nur in kleinen Flecken, wenn der Flammentod nicht dann und wann aufräumen und die Böden mit der Asche der in Rauch aufgegangenen Bäume und Büsche düngen würde.
Wie aber sähe dann eine Welt ohne Brände aus? Dieser Frage gingen Wissenschaftler um William Bond von der Universität in Kapstadt nach [1]. Sie simulierten am Computer die globale Vegetationsentwicklung ohne Feuersbrünste – und ohne Menschen – und verglichen diese errechneten Ergebnisse mit der tatsächlichen Situation auf Flächen, die man strikt vor Entflammung schützt.
Könnte man Feuer von heute auf morgen verbannen, würden nach dem Modell geschlossene Wälder auf 56 Prozent der Landoberfläche sprießen. Damit verdoppelte sich ihre Ausdehnung im Vergleich zu einer Welt mit Bränden. Ohne Zündfunken würden weite Teile der Savannen Afrikas oder der Pampa Südamerikas mit Bäumen zuwachsen. Folglich ginge die Ausdehnung dieser Grasländer um die Hälfte zurück. Ebenso müsste Buschland wie Macchia, Fynbos oder die kalifornischen Chaparrals Flächeneinbußen hinnehmen. Mit den Pflanzen verlören zusätzlich zahlreiche Tierarten ihre Heimstatt.
Diese Folgen zeigen sich auch auf geschützten Testflächen in Simbabwe oder Argentinien: Dort verdrängen Bäume – durch natürliche Ansiedelung oder gewollte Anpflanzung – rasch die ursprünglichen Gräser. Das Klima der Regionen scheint folglich geeignet für Wälder, die Niederschläge würden für Baumwuchs ausreichen.
Dennoch herrschen ursprünglich offene Ökosysteme vor, was nach Angaben der Forscher wiederum die überragende Rolle des Feuers als Landschaftsgestalter bezeugt. Regelmäßige Brände dominieren somit langfristig über das Klima: Seit mindestens sechs bis acht Millionen Jahren gibt es die entsprechenden Lebensräume und ihre Bewohner. Immer schon führten dort Blitze, Funkenschlag, Vulkanausbrüche oder Selbstentzündungen zu Feuersbrünsten.
Dadurch kam es zu einer gewissen Ausweitung brandbegünstigter Ökosysteme wie Buschland oder Savannen anstelle von geschlossenen Wäldern. Ein Team um Gifford Miller von der Universität von Colorado geht sogar so weit zu behaupten, dass etwa von den Aborigenes ausgelöste Gluten das Klima Australiens veränderten [2].
Nach den Forschungen der Wissenschaftler führten die wiederkehrenden, gelegten Brände – nachgewiesen durch zahlreiche Holzkohlefunde – zu einer Ablösung der dichten Wälder im Norden des Kontinents durch lichte Savannen. Dadurch trockneten Böden und Vegetation aus, die Verdunstungsraten sanken und die Monsunwinde schwächten sich so stark ab, dass sie schließlich vor 12 000 Jahren im Gegensatz zu früheren Perioden das Innere Australiens nicht mehr erreichten.
In der Folge verdampfte der einst riesige Eyre-See mangels Wasserzufuhr, sodass er heute eine nur noch zeitweise geflutete Salzpfanne im Outback ist. Zudem verschwanden durch diese Klimaänderung – teilweise auch durch den Jagddruck – viele große Beuteltiere, Reptilien und Vögel: darunter eine Art Strauß, eine acht Meter lange Eidechse und eine Schildkröte von Größe eines VW-Käfers.
Dennoch: Obwohl der Mensch mittlerweile oft zu seinen Zwecken mit dem Feuer spielt, nimmt er im Vergleich zur langen evolutionären Geschichte der Gluten nur eine untergeordnete Rolle ein. Allerdings zeigt die Menschheit im Angesicht des Flammenscheins ein bisweilen schizophrenes Verhalten: Wo es hin und wieder brennen sollte wie in Kalifornien oder Frankreich, wird Feuer meist bekämpft – was die tatsächliche jedoch Brandgefahr erhöht. Dagegen zündeln wir mit Leidenschaft dort, wo wir eigentlich nicht sollten: in den tropischen Regenwäldern.
Aber Flammen sind nicht nur die Apokalypse, als die wir sie zumeist betrachten. Feuer ist auch ein ganz natürlicher Bestandteil vieler Ökosysteme der Erde: Ohne gelegentliche Brände verschwänden etwa die kalifornischen Mammutbäume und mediterranen Zistrosen. Sie sind zwingend darauf angewiesen, dass die starke Hitze der Gluten ihre Samen freisetzt oder ebenso lästige wie empfindliche Konkurrenz aus dem Wege räumt.
Diese Abhängigkeiten setzen sich natürlich auch eine Ebene höher fort: Ganze Vegetationsgemeinschaften könnten nicht existieren, würde nicht die züngelnde Nemesis auch vermeintlich schwächeren Gewächsen wieder Platz schaffen in filzigen Dickichten. Die artenreiche Heidelandschaft Südafrikas – der so genannte Fynbos – und die bunte Macchia am Mittelmeer gäbe es nur in kleinen Flecken, wenn der Flammentod nicht dann und wann aufräumen und die Böden mit der Asche der in Rauch aufgegangenen Bäume und Büsche düngen würde.
Wie aber sähe dann eine Welt ohne Brände aus? Dieser Frage gingen Wissenschaftler um William Bond von der Universität in Kapstadt nach [1]. Sie simulierten am Computer die globale Vegetationsentwicklung ohne Feuersbrünste – und ohne Menschen – und verglichen diese errechneten Ergebnisse mit der tatsächlichen Situation auf Flächen, die man strikt vor Entflammung schützt.
Könnte man Feuer von heute auf morgen verbannen, würden nach dem Modell geschlossene Wälder auf 56 Prozent der Landoberfläche sprießen. Damit verdoppelte sich ihre Ausdehnung im Vergleich zu einer Welt mit Bränden. Ohne Zündfunken würden weite Teile der Savannen Afrikas oder der Pampa Südamerikas mit Bäumen zuwachsen. Folglich ginge die Ausdehnung dieser Grasländer um die Hälfte zurück. Ebenso müsste Buschland wie Macchia, Fynbos oder die kalifornischen Chaparrals Flächeneinbußen hinnehmen. Mit den Pflanzen verlören zusätzlich zahlreiche Tierarten ihre Heimstatt.
Diese Folgen zeigen sich auch auf geschützten Testflächen in Simbabwe oder Argentinien: Dort verdrängen Bäume – durch natürliche Ansiedelung oder gewollte Anpflanzung – rasch die ursprünglichen Gräser. Das Klima der Regionen scheint folglich geeignet für Wälder, die Niederschläge würden für Baumwuchs ausreichen.
Dennoch herrschen ursprünglich offene Ökosysteme vor, was nach Angaben der Forscher wiederum die überragende Rolle des Feuers als Landschaftsgestalter bezeugt. Regelmäßige Brände dominieren somit langfristig über das Klima: Seit mindestens sechs bis acht Millionen Jahren gibt es die entsprechenden Lebensräume und ihre Bewohner. Immer schon führten dort Blitze, Funkenschlag, Vulkanausbrüche oder Selbstentzündungen zu Feuersbrünsten.
Galt aber nicht der Mensch gemeinhin als größter Brandschatzer des Planeten? In der Tat legt Homo sapiens – seit er Hephaistos' und Lokis Vermächtnis unter Kontrolle bekam – die meisten Brände selbst: um Wald kostengünstig in Viehweiden umzuwandeln, Platz für exklusive Villen zu schaffen oder das Wachstum von Gräsern anzuregen. Häufig brennt es auch wegen unzureichend gelöschter Lagerfeuer, glimmender Zigarettenkippen oder einfach um sich am Lodern der Flammen zu erfreuen.
Dadurch kam es zu einer gewissen Ausweitung brandbegünstigter Ökosysteme wie Buschland oder Savannen anstelle von geschlossenen Wäldern. Ein Team um Gifford Miller von der Universität von Colorado geht sogar so weit zu behaupten, dass etwa von den Aborigenes ausgelöste Gluten das Klima Australiens veränderten [2].
Nach den Forschungen der Wissenschaftler führten die wiederkehrenden, gelegten Brände – nachgewiesen durch zahlreiche Holzkohlefunde – zu einer Ablösung der dichten Wälder im Norden des Kontinents durch lichte Savannen. Dadurch trockneten Böden und Vegetation aus, die Verdunstungsraten sanken und die Monsunwinde schwächten sich so stark ab, dass sie schließlich vor 12 000 Jahren im Gegensatz zu früheren Perioden das Innere Australiens nicht mehr erreichten.
In der Folge verdampfte der einst riesige Eyre-See mangels Wasserzufuhr, sodass er heute eine nur noch zeitweise geflutete Salzpfanne im Outback ist. Zudem verschwanden durch diese Klimaänderung – teilweise auch durch den Jagddruck – viele große Beuteltiere, Reptilien und Vögel: darunter eine Art Strauß, eine acht Meter lange Eidechse und eine Schildkröte von Größe eines VW-Käfers.
Dennoch: Obwohl der Mensch mittlerweile oft zu seinen Zwecken mit dem Feuer spielt, nimmt er im Vergleich zur langen evolutionären Geschichte der Gluten nur eine untergeordnete Rolle ein. Allerdings zeigt die Menschheit im Angesicht des Flammenscheins ein bisweilen schizophrenes Verhalten: Wo es hin und wieder brennen sollte wie in Kalifornien oder Frankreich, wird Feuer meist bekämpft – was die tatsächliche jedoch Brandgefahr erhöht. Dagegen zündeln wir mit Leidenschaft dort, wo wir eigentlich nicht sollten: in den tropischen Regenwäldern.
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