Weltraumteleskope: Der halbe Himmel im Röntgenbereich
Das deutsche eROSITA-Konsortium, das für die Auswertung der Messdaten des Röntgenteleskops eROSITA zuständig ist, hat am 31. Januar den ersten Datenkatalog veröffentlicht. Der Katalog umfasst 930 000 Einträge und deckt die westliche Hemisphäre gesehen vom Zentrum unserer Galaxis ab. Er trägt die Bezeichnung eRASS1, was für den ersten eROSITA-All-Sky-Survey-Katalog steht. Dass dieser »nur« die Hälfte des Röntgenhimmels abdeckt, liegt daran, dass sich eROSITA an Bord des russischen Forschungssatelliten Spektr-RG befindet.
Im Vorfeld der Mission – der Satellit startete im Jahr 2019 – war abgesprochen worden, dass als Ausgleich für den Start und Betrieb des Röntgenteleskops die östliche Hemisphäre den russischen Kollegen zur Auswertung überlassen wird. Durch den russischen Überfall auf die Ukraine ist die Zusammenarbeit aber aufgekündigt worden, so dass nun ein neuer Eiserner Vorhang den Röntgenhimmel teilt. In der Folge wurde eROSITA in einen Standbymodus versetzt und zeichnet seit 2022 keine neuen Daten mehr auf.
In den Katalog gingen die Messdaten von Dezember 2019 bis Juni 2020 ein, schon in dieser recht kurzen Zeitspanne wurden mit eROSITA mehr Röntgenquellen entdeckt, als seit dem Beginn der Röntgenastronomie in den 1960er Jahren bis dato aufgespürt wurden. Insgesamt wurden für eRASS1 170 Millionen aufgefangene Röntgenphotonen im Energiebereich zwischen 0,2 und 2,0 Kiloelektronenvolt verarbeitet. Von den etwa 930 000 Röntgenquellen entpuppten sich 710 000 davon als die Strahlung aus dem Umfeld extrem massereicher Schwarzer Löcher in den Zentren von aktiven Galaxien. Dazu kommen rund 180 000 heiße aktive Sterne in unserem Milchstraßensystem. Auch zirka 12 000 Galaxienhaufen sind in eRASS1 enthalten. Des Weiteren finden sich Röntgendoppelsterne, Supernova-Überreste und Pulsare in den Daten.
eRASS1 ist nur ein Vorgeschmack auf weitere Versionen des Katalogs, die dann die Daten aus der gesamten Messzeit bis 2022 enthalten werden. Mit Spektr-RG/eROSITA wurde nämlich auch bei höheren Röntgenenergien bis acht Kiloelektronenvolt beobachtet. Die Daten von eROSITA müssen sorgfältig kalibriert und verarbeitet werden, bevor man daraus zuverlässige Datenbanken erstellen kann. Diese Arbeiten verschlingen viel Zeit und benötigen daher Jahre bis zur Veröffentlichung.
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