Albanien: Erste europäische Landwirte hatten reichen Speiseplan
In Vashtëmi im südöstlichen Albanien fanden Archäologen Überreste aus den Anfängen von Ackerbau und Viehzucht in Europa. Sie datieren die Funde mittels der Radiokohlenstoffmethode auf etwa 6500 v. Chr. Verschiedene Getreidesorten sowie Knochen domestizierter und erjagter Tiere bezeugen, wie sich Agrartechniken und Lebensweise früher neolithischer Kulturen östlich des Mittelmeers langsam nach Mitteleuropa ausbreiteten.
Das Team um Susan Allen von der University of Cincinnati und Ilirjan Gjipali vom Albanischen Archäologischen Institut entdeckte Spuren von Emmer, Einkorn und Gerste – den drei ältesten kultivierten Getreidearten. Außerdem stießen die Forscher auf Knochen von Nutztieren wie Schweinen, Rindern, Ziegen oder Schafen. Auch Gebeinreste von Jagdwild fanden sie: Hirsche, Wildschweine und Kaninchen gehörten vor 8500 Jahren im heutigen Albanien offenbar ebenso zum Speiseplan wie Schildkröten, Fische oder Aale. Diese vielseitige Ernährung spreche dafür, so die Wissenschaftler, dass die ersten Bauern in der Region sich nicht überwiegend von ihrer Ernte und domestizierten Tieren ernährten, sondern umfangreiche Nahrungsquellen erschlossen hatten.
Ackerbau und Viehzucht nahmen vor rund 12 000 Jahren ihren Anfang im Gebiet des "Fruchtbaren Halbmonds" im Nahen Osten. Diese löste die so genannte Neolithische Revolution aus, die sich allmählich verbreitete und schließlich die bislang tradierte Nahrungssammlung in Europa verdrängte. Aus Griechenland und der Türkei zeugen zahlreiche Funde von dieser Ausbreitung landwirtschaftlicher Techniken. Beispielsweise fanden Forscher in der Höhle von Franchthi auf der griechischen Peloponnes Getreide und anderes, nicht aus der Region stammendes Saatgut, das zwischen 10 000 und 7000 v. Chr. offenbar von ersten Bauern importiert wurde.
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