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Evolution: Säbelzähne waren perfekt – eigentlich

Wenige prähistorische Säugetiere regen die menschliche Fantasie so an wie Säbelzahnkatzen. Dabei waren sie nicht die Einzigen, die dieses charakteristische Gebiss entwickelt haben.
Der Topprädator - Smilodon, die Katze mit den Reißzähnen
Auch tausende Jahre nach ihrem Tod ist das Gebiss dieser Säbelzahnkatze noch eindrucksvoll.

Mindestens fünfmal in der Geschichte der Säugetiere und ihrer direkten Vorfahren entwickelte sich unabhängig voneinander ein Säbelzahngebiss bei verschiedenen Beutegreifern dieser Klasse. Am bekanntesten davon sind wohl Säbelzahnkatzen wie Smilodon, die bis in die letzte Eiszeit überlebt haben. Tahlia Pollock von der University of Bristol und ihre Arbeitsgruppe zeigen in einer Studie, dass diese Beißwerkzeuge zwar tatsächlich perfekte Waffen waren. Das Aussterben der letzten Säbelzahnträger konnte die evolutionäre Perfektion aber nicht verhindern.

Charakteristisch ist die besondere Form der Säbelzähne: Es handelt sich um außergewöhnlich lange, scharfe Eckzähne, die eher leicht abgeflacht und gebogen als abgerundet sind. Erstmals traten sie vor rund 270 Millionen Jahren auf, zumindest stammen aus dieser Zeit die ersten Fossilienfunde aus der Gruppe der Gorgonopsia. Ein weiteres Beispiel ist das Beuteltier Thylacosmilus, das vor 2,5 Millionen Jahren ausstarb.

Für ihre Studie untersuchten Pollock und Co die Gebisse von insgesamt 95 Fleisch fressenden Säugetieren, wovon 25 Säbelzahnträger sind. Dazu vermaßen sie die Form der Zähne, um diese zu kategorisieren und zu modellieren. Die Modelle gossen sie dann aus Metall und testeten die derart nachgebildeten Zähne an Gelatineblöcken, die durchstoßen werden sollten: Sie sollten die Dichte von tierischem Gewebe imitieren. Mit den Säbelzähnen mussten Forscher nur halb so viel Kraft aufwenden, um sie zu durchlöchern, wie mit anderen Zahnformen.

Die Säbelzähne vereinten zudem zwei Eigenschaften in optimaler Weise: Sie waren scharf und dünn genug, um relativ widerstandslos Haut und Fleisch zu durchdringen. Gleichzeitig mussten sie jedoch ausreichend stumpf und robust sein, um nicht sofort zu brechen. Bei Smilodon wurde diese Grenze wohl überschritten: Deren Säbelzähne waren sehr lang und brachen verglichen mit den Zähnen anderen Säbelzahnträger recht leicht, wie Fossilienfunde andeuten. Andere Entwicklungslinien besaßen dagegen stabilere und dafür weniger scharfe Säbelzähne.

Die Studie gibt zudem einen Hinweis darauf, warum die letzten Säbelzahnraubtiere ausgestorben sein könnten. Ihr Gebiss war darauf ausgelegt, große Beute schnell zu töten. Dagegen war es ungeeignet, kleinere Tiere zu erlegen. Mit dem Verschwinden der Megafauna etwa in Nordamerika verloren sie dieser These zufolge ihre ökologische Nische und verschwanden ebenfalls, während flexiblere Raubtiere überlebten.

  • Quellen
Current Biology 10.1016/j.cub.2024.11.059, 2025

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