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News: Fieberhaftes Vermächtnis

Streptokokken lösen eine ganze Reihe unangenehmer bis gefährlicher Krankheiten aus. Rheumatisches Fieber bei Kindern gehört zu den besonders gefürchteten Beispielen, schließlich kann es - zu spät erkannt und behandelt - zu schweren Herzschäden führen. Die Erreger produzieren offenbar Toxine, die verwandte Stämme nicht besitzen. Das dafür notwendige Erbgut haben sie sich offenbar von Viren einverleibt.
Ein Kind klagt über Kopf-, Bauch- und Gliederschmerzen, es ist blass und müde, und zu allem Überfluss kommt auch noch ein plötzliches hohes Fieber. Dabei hat es gerade, ausgelöst durch Streptokokken, Scharlach, eine Mandel- oder eine Mittelohrentzündung hinter sich gebracht. Was nun wie eine mehr oder weniger harmlose Erkältung aussieht, kann jedoch eine gefährliche, sogar tödliche Folge der vorherigen bakteriellen Infektion sein: In bis zu drei Prozent der Fälle kommt es bei den Kindern zu rheumatischem Fieber, das die Gelenke und auch das Herz schädigen kann.

Verantwortlich für die Krankheit sind bestimmte Streptokokken-Stämme aus der Gruppe A, die so genannten M18-Serotypen. Tückischerweise reagieren sie nicht auf Penicillin und werden daher bei einer Antibiotika-Behandlung nicht abgetötet. Klassische Nachweismethoden für Streptokokken unterscheiden jedoch in der Regel die Stämme nicht voneinander, sodass die gefährlichen Bakterien nicht unbedingt rechtzeitig entdeckt werden.

James Musser vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases und seine Kollegen machten sich auf die Suche nach der Ursache, warum diese Serotypen so extrem ansteckend sind. Sie analysierten das Genom von 36 verschiedenen Erregerstämmen, die in den letzten 73 Jahren zu Fieberausbrüchen quer durch die USA geführt hatten.

Zu ihrer großen Überraschung stimmte das Erbgut der Bakterien weitgehend überein, hinter den Ausbrüchen versteckten sich also nicht – wie bei Grippe – verschiedene Varianten. Im Unterschied zu anderen Streptokokken, die nicht zu M18-Gruppe gehören, wiesen sie allerdings zusätzliche Gene auf, die offenbar für Toxine codieren, von denen zwei noch gänzlich unbekannt waren.

Die eingeschleusten Gene scheinen dabei überwiegend von Bakteriophagen zu stammen – Viren, die Bakterien infizieren. Sie spielen häufig die Rolle eines Genvehikels, mit dem Bakterien Erbgut austauschen. Diese Bereicherung ihres Genoms könnte für die Erreger nun allerdings zum Pferdefuß werden. Denn die hinzugewonnenen Proteine wären ideale Angriffspunkte für diagnostische Verfahren und neue Medikamente.

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