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News: Fitness-Parcours für Keime

Seit die Putzmittelwerbung auch hier zu Lande die klinische Sauberkeit im Haushalt anpreist, halten immer mehr gezielt antimikrobiell wirkende Substanzen Einzug in Haushaltsreiniger und Seifen. In dieser Hinsicht spielen die USA einmal mehr die Rolle des Vorreiters. Forscher konnten jetzt allerdings auch unerwünschte Nebenwirkungen der Hetzjagd auf Keime in Küche, Bad und WC feststellen: An Putzmitteln lernen Bazillen, wie sie sich vor Antibiotika schützen können.
Resistenzen gegen so genannte Biozide in Haushaltsreinigungsmitteln entstehen auf die gleiche Weise, wie die bereits bekannten Schutzmechanismen der Mikroorganismen gegen Antibiotika: Je häufiger antibakterielle Mittel auf die unsichtbaren Feinde der Hausfrauen losgelassen werden, desto schneller entwickeln die Angreifer geeignete Schutzschilde. Allerdings reichen diese neuen Abwehrstrategien der Bakterien weit über herkömmliche Reinigungsmittel hinaus und decken, so das Fazit einer anlässlich der vom 20. bis 25. Mai 2000 in Los Angeles stattfindenden 100. Tagung der American Society for Microbiology veröffentlichten Studie, sogar Antibiotika ab.

Wissenschaftler der Colorado State University entdeckten, dass Pseudomonas-Bakterien Resistenzen gegen bestimmte antibiotische Medikamente entwickelten, nachdem sie mit Trichlosan, einer Substanz, die etwa Seifen zugesetzt wird, behandelt wurden. Dabei greifen die widerspenstigen Mikroorganismen auf einen relativ simplen Trick zurück, um sich eines für sie lebensgefährlichen Stoffes zu entledigen: Mit Hilfe bestimmter Pump-Moleküle, die bei Bedarf verstärkt gebildet und aktiviert werden, schleusen sie eingedrungene Gifte einfach wieder aus ihrer Zelle heraus. Diese Methode erklärt auch, warum Pseudomonas auf einen Schlag gleich mehrere Resistenzen gegen ganz unterschiedlich funktionierende bakterizide Substanzen ausbilden konnte: Wie ein Abwasserkanal schafft der Tunnel solches Gefahrengut durch die Zellhülle zurück in die Umwelt.

"Wenn die Bakterien nicht sofort an antibiotischen Substanzen zu Grunde gehen, bleibt ihnen möglicherweise genug Zeit, um Abwehrmaßnahmen zu entwickeln", erläutert Maura Meade vom Allegheny College. Dabei sei vor allem die lang fortwährende und niedrig dosierte Freisetzung der chemischen Bakterienkiller gefährlich, weil sie den Mikroorganismen zu viel Zeit zum Experimentieren lasse.

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