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News: Frühlingsgefühle

Der Tauber verneigt sich, plustert die Nackenfedern auf, senkt den Kopf und läuft im Kreis herum. Hat er die Gunst der Vogeldame gewonnen, beginnt ein zärtliches Liebesspiel. Das Ritual der Partnersuche vollzieht sich in jeder Generation von Tauben neu. Forscher fanden nun heraus, dass ein ganz bestimmtes Biomolekül die einzelnen Verhaltensweisen steuert.
Auch Tauben sind anfällig für Frühlingsgefühle. Um die Partnerin fürs Leben zu finden, muss sich ein Tauber zunächst gegenüber der Konkurrenz überlegen zeigen. Taubenweibchen wählen ihr Männchen nach strengen Kriterien aus: Männlich und kräftig soll er sein, denn nur ein starkes Männchen wird ein starken Nachwuchs hervorbringen. Andererseits sucht die Taubin auch den liebevollen Partner, der ihr bei der Aufzucht der Jungen zur Seite steht. Ein sensibles Wechselspiel im Hormonhaushalt der Taubenmännchen sorgt für die Balance zwischen aggressivem Balzgehabe und zärtlichem Umwerben. Das männliche Geschlechtshormon Testosteron steuert das rauhe Verhalten des Männchens, während das "weibliche" Östrogen dagegen das sanfte Benehmen des Taubers bewirkt.

Forscher vom Max Planck Institut für Ornithologie in Andechs suchten den Schlüssel für den Übergang von Testosteron in Östrogen. Bei ihren Studien an der Taubenart Streptopelia risoria fanden die Forscher um Leonida Fusani, dass das Enzym Aromatase die Umwandlung bewirkt. Sobald die Zeit reif ist, überführt dieser Biokatalysator das eine in das andere Hormon, und Schnäbeln und Gurren gewinnen die Überhand gegenüber dem rauhem Imponiergehabe. Für ihre Untersuchungen pflanzten die Wissenschaftler kleine Pumpen mit einem Hemmstoff für Aromatase unter die Haut des Männchens. Anschließend verglichen sie das normale Balzverhalten der Tauben mit dem Benehmen nach der Aromatase-Hemmung durch den Inhibitor Fadrozol. Fusani und Kollegen beobachteten, wie die männlichen Vögel ihre jeweilige Angebete zunächst mit dem üblichen Jagdgehabe umwarben. Das Weibchen zeigte sich bereit für eine Beziehung. Doch sobald der Biokatalysator blockiert war, wollte sie der Tauber nun plötzlich nicht mehr wie üblich zärtlich umschmeicheln.

Ohne Aromatase wird das Nest nicht gebaut, wie die Studie belegt. Fusani will seine Forschungen nun auf die hormonelle Steuerung komplexer Verhaltensweisen ausweiten, zum Beispiel solche, "die sich sowohl aus akustischen als auch visuellen Signalen zusammensetzen". Die Tatsache, dass einzelne Rituale beim Umwerben der potenziellen Partnerin einer separaten Hormonkontrolle unterliegen, ist wichtig für die Evolution des Balzverhaltens. Da Aromatase in allen Vögeln und den meisten anderen Wirbeltieren vorkommt, könnten die neuen Erkenntnisse auch zum Verständnis der Verhaltensweisen anderer Tiere und Situationen beitragen.

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