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News: Genetische Gruppenarbeit

Lange Zeit herrschte unter den Forschern weitgehend Einigkeit: Traditionell teilten sich die Handflügler einerseits in die Kategorie der Flughunde auf, deren Vertreter sich mithilfe ihrer Augen orientieren, andererseits in die Linie der nachtaktiven Fledermäuse, die sich per Echoortung im Raum zurechtfinden. Doch nun stellt eine molekularbiologische Familienforschung diese althergebrachte Einteilung auf den Kopf. Denn offenbar stehen einige Fledermausarten den Flughunden näher als ursprünglich angenommen.
Unter den Säugetieren sucht ihr weltweiter Siegeszug seinesgleichen. Im Laufe der Evolution haben die Handflügler (Chiroptera) eine erstaunliche Vielfalt an Arten hervorgebracht – lediglich von der zahlenmäßig noch erfolgreicheren Ordnung der Nagetiere werden sie übertrumpft. Und bislang schienen die Verwandtschaftsverhältnisse bei den flugfähigen Säugern relativ einfach und überschaubar zu sein.

Ähnliche äußere Merkmale sowie Verhaltensweisen lieferten Anhaltspunkte, anhand derer sich die Grenzen klar ziehen ließen: Klassisch unterteilten sich die Handflügler in die Unterordnung der rein vegetarisch lebenden Flughunde (Megachiroptera), die sich mit ihren Augen im Raum orientieren, und in die Unterordnung der vorwiegend insektenfressenden Fledermäuse (Microchiroptera), die sich mittels der Echoortung in der Dunkelheit zurechtfinden.

Doch Mitte der neunziger Jahre geriet diese traditionelle Klassifizierung ins Wanken: Wie molekularbiologische Studien andeuten, teilen sich die Fledermäuse vermutlich in zwei Linien auf, die sich vor langer Zeit auseinanderentwickelten. Ein Rätsel blieb aber weiterhin, welchen Platz jene Tiere innerhalb des Säugetier-Stammbaumes einnehmen. Nun führten Emma Teeling und Mark Springer von der University of California genetische Untersuchungen durch, die auf ein neues Gruppenbild der Fledermäuse hinweisen.

Jene Erbgut-Analyse umfasste ein Spektrum von 20 Fledermausarten aus elf Familien und zusätzlich neun weiteren Säugetieren. Im Brennpunkt der Studie standen fünf Gene, deren Abfolge von 7100 chemischen Buchstaben die Forscher miteinander verglichen. Aus den Daten berechneten sie anschließend mithilfe von statistischen Modellen den Verwandtschaftsgrad der einzelnen Arten. Und tatsächlich bestätigten ihre Ergebnisse frühere Vermutungen: Offenbar sind die meisten Fledermäuse aus der Familie der Hufeisenartigen (Rhinolophoidae) enger mit den Flughunden verwandt als mit anderen Mitgliedern der Microchiroptera.

Demnach besteht die Ordnung der Fledermäuse keinesfalls nur aus einer einzigen einheitlichen Gruppe – wie lange angenommen – sondern zerfällt vielmehr in zwei verschiedene Zweige. Das hieße jedoch, dass sich das Echoortungssystem der nächtlichen Jäger getrennt in zwei verschiedenen Linien herauskristallisierte. Alternativ könnte diese Fähigkeit einst zur Grundausstattung des gemeinsamen Urahnen gezählt haben, ginge dann aber im Laufe der Zeit bei den Flughunden verloren.

Und der genetische Datenvergleich enthüllte nebenbei neue Einsichten in die Verwandtschaftsverhältnisse der Säugetiere: Den Ergebnissen zufolge reihen sich die Fledermäuse keineswegs in eine größere Gruppe ein, zu der auch Primaten, Lemuren und Baum-Spitzmäuse zählen. Vielmehr sind alle Flattertiere im Stammbaum wohl eher in der Nähe einer Gruppe anzusiedeln, die Maulwürfe, Ameisenbären und sogar Raubtiere umfasst.

Während Michael Miyamoto von der University of Florida in Gainesville die jetzt veröffentlichte Studie als exzellent und bedeutungsvoll bezeichnet, äußert sich Scott Pedersen von der South Dakota State University kritisch: Gemessen an den insgesamt gut tausend Chiroptera-Arten berücksichtige die Untersuchung zu wenige Vertreter, gibt er zu Bedenken.

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