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Genuss: Enttäuschung führt zu Überkonsum

Warum gönnen wir uns oft zu viel von einer guten Sache? Eine neue Studie zeigt, dass Ablenkungen beim Konsum zu ungesundem Verhalten führen – und wie wir dem entgegenwirken können.
Perpetuum mobile aus Donuts
Wenn man verlorenen Genuss zurückholen will, geschieht das oft auf Kosten der Gesundheit. (Symbolbild)

Die Rippe Schokolade zu viel zum Nachtisch oder die letzte Stunde auf Social Media, wenn man eigentlich schon ins Bett gehen wollte: Dieses im Grunde selbstschädigende Verhalten kennen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als »hedonistischen Überkonsum«.

Ein Team um Stephen Murphy von der Universität Bochum wollte genauer wissen, warum wir uns manchmal zu viel von einer guten Sache gönnen. In zwei Studien stellte es zunächst fest, dass Menschen Konsum als weniger befriedigend erleben, wenn sie dabei abgelenkt sind. So wird das Mittagessen weniger genossen, wenn man dazu ein Youtube-Video ansieht, und der Spaß am Fernsehabend leidet darunter, wenn man dabei an den nächsten Arbeitstag denkt. Bei den Versuchspersonen in den Untersuchungen führte diese Enttäuschung dazu, dass sie anschließend mehr ungesundes Verhalten an den Tag legten: Sie aßen etwa am Nachmittag nach dem unbefriedigenden Mittagessen mehr sowie ungesündere Snacks oder schauten am nächsten Tag wieder lange fern, selbst wenn sie sich das Gegenteil vorgenommen hatten.

Die Fachleute erklären solches Verhalten damit, dass wir versuchen, uns »verlorenen« Genuss zurückzuholen. Das geschieht dann oft ohne Rücksicht auf langfristige gesundheitliche Ziele oder auch unter Missachtung von Sättigungssignalen. Das Wissen um diesen Kompensationseffekt könne dabei helfen, problematisches Verhalten wie exzessive Mediennutzung oder Essanfälle einzudämmen. So solle man bei genussvollen Aktivitäten prinzipiell versuchen, Ablenkungen zu minimieren und aufmerksam bei der Sache zu sein. Falls das misslingt, könne man immer noch im Nachhinein an seiner Zufriedenheit mit der Erfahrung arbeiten, um eine drohende Überkompensation zu vermeiden.

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  • Quellen
Journal of Personality and Social Psychology: Attitudes and Social Cognition 10.1037/pspa0000389, 2024

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