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News: Gestopptes Tumorwachstum

Wollen Zellen sich vermehren, sind sie auf so genannte Polyamine angewiesen. Um ihren Bedarf an diesen Molekülen zu decken, stellen die Zellen sie einerseits selbst her, andererseits nehmen sie Polyamine über bestimmte Zuckermoleküle auf der Oberfläche aus ihrer Umgebung auf. Stört man beide Möglichkeiten, den Polyaminbedarf der wachsenden Zellen zu stillen, so stoppt das Wachstum von Tumoren. Ein mögliches neues Ziel im Kampf gegen Krebs?
Wachsende Zellen brauchen Polyamine. Diese Verbindungen leiten sich von Ammoniak ab und enthalten statt ein oder zwei der Wasserstoffatomen am NH3-Molekül Alkyl- oder Arylgruppen. Die Moleküle sind für das zelluläre Wachstum so lebenwichtig, dass ihr Vorhandensein über zwei unabhängige Wege sichergestellt wird. Zum einen produzieren die Zellen ihr eigenes Polyamin. Zusätzlich sammeln sie aber auch das sie umgebende Polyamin auf, das von anderen Zellen ausgeschieden wird oder aus im Darm wohnenden Bakterien stammt.

Wenn Polyamine so wichtig für die Zellvermehrung sind, könnte ihr Mangel dann das unkontrollierte Wachstum von Tumoren unterbinden und so ein neuer chemotherapeutischer Ansatz gegen Krebs sein, fragten sich Forscher um Jeffrey Esko von der University of California in San Diego und Kollegen von der Lund University. Sie entdeckten, dass Polyamine an spezielle Zuckermoleküle – so genannte Heparansulfate – der Zellen andocken und darüber den Eingang in die Zellen finden.

Mithilfe des Hemmstoffes Difluormethylornithin blockierten die Forscher den Syntheseweg innerhalb der Zellen. Die Zellen verstärkten daraufhin jedoch ihre Sammeltätigkeit und konnten so doch genug Polyamin zusammenraffen und sich weiter teilen. Als die Forscher aber auch speziell den Zelltransport hemmten, indem sie den Zuckerbesatz auf den Zelloberflächen reduzierten, ging die Tumorbildung jedoch dramatisch zurück.

Diese positiven Ergebnisse zeigten sich sowohl in vitro als auch im Mausmodell. "Diese Veröffentlichung demonstriert das Prinzip, dass die Hemmung der Heparansulfatproduktion und die Blockade der Polyaminbildung eine Kombinationstherapie zur Behandlung von Tumoren darstellen könnte", sagt Esko. Aber auch wenn der von Esko und seinen Kollegen entwickelte Hemmstoff für Heparansulfat in den Versuchen zufriedenstellend arbeitete, wollen die Forscher noch besser Inhibitoren herstellen. "Jetzt, da wir das Prinzip bewiesen haben, müssen wir bessere Hemmstoffe entwickeln."

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