Artenschutz: Grenzenloser Appetit
Bouillabaisse ist ein Klassiker, Sushi liegt im Trend, und Kinder mögen gern Fischstäbchen. Aber allein aus der Nordsee kommt der Fisch schon lange nicht mehr. Stattdessen weicht man in exotische Gefilde aus, was dort nicht ohne größere Folgen für die Bevölkerung und Tierwelt bleibt. Und das selbst fern vom Meer.
Fisch essen ist gesund. Fisch versorgt uns mit Jod und Omega-3-Fettsäuren. Und Fisch ist eine gute Proteinquelle. Was für wohl genährte Europäer, Amerikaner oder Japaner gilt, trifft auf die überwiegend arme Bevölkerung afrikanischer Staaten ebenso zu. Fisch allerdings wird auch immer knapper und damit teurer. Wir greifen dann etwas tiefer in die Tasche oder weichen auf andere Produkte aus. Welche Alternative aber bleibt den Menschen in Ghana, Kamerun oder dem Senegal?
Wissenschaftler um Justin Brashares von der Universität von Kalifornien in Berkeley haben jetzt einen engen Zusammenhang zwischen den Fischfängen europäischer Trawler vor Westafrika und dem steigenden Bedarf an so genanntem Buschfleisch in Ghana nachgewiesen [1]: Je erfolgreicher die Europäer fischen, desto stärker entwickelt sich an Land der Jagddruck auf Büffel, Antilopen, Elefanten oder Affen. In Jahren mit geringen einheimischen Fischereierträgen steigt die Zahl der Jäger und der erlegten Landtiere stark an.
Doch die Verfehlungen liegen bei Weitem nicht nur bei den Afrikanern. Wie Justin Brashares am Fall Ghanas zeigt, tragen die Europäer ein gerütteltes Maß an Mitschuld an dieser Biodiversitätskrise. Erst ihre mit Hunderten von Millionen Euro subventionierten Fischflotten fischten die westafrikanischen Küstengewässer leer und zwangen die Bevölkerung dazu, sich anderen Proteinquellen zuzuwenden. Während die Fangzahlen der EU-Armada von 1950 bis 2001 auf das Zwanzigfache zunahmen, verlor Ghanas Fischindustrie allein zwischen 1992 und 1996 an die 100 000 Arbeitsplätze. Diese Menschen müssen sich jetzt anderweitig Arbeit und Nahrung suchen.
Welchen Wert dagegen eine schonende, nachhaltige Bewirtschaftung des natürlichen Reichtums Afrikas haben kann, zeigt eine weitere Studie von Andrew Plumptre von der New Yorker Wildlife Conservation Society und seinen Kollegen [2]. Sie schätzen die jährliche Ertragsleistung ugandischer Wälder auf einen Gegenwert von über 350 Millionen Dollar. Dies entspricht mehr als fünf Prozent des Bruttosozialprodukts Ugandas und wird geleistet durch direkte Gewinne aus dem Sammeln von Feuerholz, Früchten und medizinisch nutzbaren Pflanzen oder dem Ökotourismus. Dazu kommen noch nicht monetär messbare Erlöse aus dem Schutz von Wasserquellen sowie dem Erhalt der Artenvielfalt. Nach den Autoren profitiert gerade die arme Bevölkerung in der Nähe der Wälder am stärksten von deren Erhalt, Waldprodukte tragen zu mehr als einem Drittel ihres Einkommens bei. Nimmt man dagegen den reinen Holzwert bestimmter Bäume wie Mahagoni, so ist der Gewinn für die Dorfbewohner am geringsten. Denn deren Ertrag wird fern der ländlichen Siedlungen in den Städten oder im Ausland erzielt.
Uganda wie Ghana zeigen, dass fernab getroffene Entscheidungen und Konsummuster verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Tierwelt vor Ort haben können. So gefährdet der europäische Hunger auf ghanaischen Rotbarsch auch westafrikanische Elefanten und Büffel – ganz zu schweigen von den dortigen Fischern.
Wissenschaftler um Justin Brashares von der Universität von Kalifornien in Berkeley haben jetzt einen engen Zusammenhang zwischen den Fischfängen europäischer Trawler vor Westafrika und dem steigenden Bedarf an so genanntem Buschfleisch in Ghana nachgewiesen [1]: Je erfolgreicher die Europäer fischen, desto stärker entwickelt sich an Land der Jagddruck auf Büffel, Antilopen, Elefanten oder Affen. In Jahren mit geringen einheimischen Fischereierträgen steigt die Zahl der Jäger und der erlegten Landtiere stark an.
Zurückhaltende Schätzungen der Forscher gehen von mindestens 400 000 Tonnen Buschfleisch pro Jahr aus, die in den regionalen Handel kommen. Dafür sinken die Wildtierbestände in den Reservaten stark – teilweise um bis zu 76 Prozent. In kleineren Schutzgebieten kam es auch schon zum lokalen Aussterben großer Arten: Sie liefern das meiste Fleisch. Geht auch diese Nahrungsquelle durch Überjagung verloren, drohen langfristig große Schwierigkeiten bei der Versorgung der Bevölkerung, so die Wissenschaftler. Dieses Problem stellt sich in vielen Staaten Zentral- und Westafrikas. Denn die Erschließung riesiger Waldgebiete im Kongobecken oder in Nigeria durch Holzfäller ermöglicht das Eindringen ganzer Heerscharen von Jägern in die einst undurchdringlichen Urwälder. Ihre Beutezüge verschonen selbst die nächsten Verwandten des Menschen nicht: Gorillas und Schimpansen landen gerne und immer wieder als Rauchfleisch, im Ganzen oder am Stück auf den Märkten der Dörfer und Städte.
Doch die Verfehlungen liegen bei Weitem nicht nur bei den Afrikanern. Wie Justin Brashares am Fall Ghanas zeigt, tragen die Europäer ein gerütteltes Maß an Mitschuld an dieser Biodiversitätskrise. Erst ihre mit Hunderten von Millionen Euro subventionierten Fischflotten fischten die westafrikanischen Küstengewässer leer und zwangen die Bevölkerung dazu, sich anderen Proteinquellen zuzuwenden. Während die Fangzahlen der EU-Armada von 1950 bis 2001 auf das Zwanzigfache zunahmen, verlor Ghanas Fischindustrie allein zwischen 1992 und 1996 an die 100 000 Arbeitsplätze. Diese Menschen müssen sich jetzt anderweitig Arbeit und Nahrung suchen.
Welchen Wert dagegen eine schonende, nachhaltige Bewirtschaftung des natürlichen Reichtums Afrikas haben kann, zeigt eine weitere Studie von Andrew Plumptre von der New Yorker Wildlife Conservation Society und seinen Kollegen [2]. Sie schätzen die jährliche Ertragsleistung ugandischer Wälder auf einen Gegenwert von über 350 Millionen Dollar. Dies entspricht mehr als fünf Prozent des Bruttosozialprodukts Ugandas und wird geleistet durch direkte Gewinne aus dem Sammeln von Feuerholz, Früchten und medizinisch nutzbaren Pflanzen oder dem Ökotourismus. Dazu kommen noch nicht monetär messbare Erlöse aus dem Schutz von Wasserquellen sowie dem Erhalt der Artenvielfalt. Nach den Autoren profitiert gerade die arme Bevölkerung in der Nähe der Wälder am stärksten von deren Erhalt, Waldprodukte tragen zu mehr als einem Drittel ihres Einkommens bei. Nimmt man dagegen den reinen Holzwert bestimmter Bäume wie Mahagoni, so ist der Gewinn für die Dorfbewohner am geringsten. Denn deren Ertrag wird fern der ländlichen Siedlungen in den Städten oder im Ausland erzielt.
Uganda wie Ghana zeigen, dass fernab getroffene Entscheidungen und Konsummuster verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Tierwelt vor Ort haben können. So gefährdet der europäische Hunger auf ghanaischen Rotbarsch auch westafrikanische Elefanten und Büffel – ganz zu schweigen von den dortigen Fischern.
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