Rapamycin-Erprobung: Hunde, wollt ihr länger leben?
Rapamycin galt nach seiner Entdeckung in einer Bodenprobe auf der Osterinsel Ende der 1960er Jahre als Spitzenkandidat für einen pharmakologischen Jungbrunnen: Im Experiment unter anderem an Mäusen verlängerte das Mittel nämlich deutlich die Lebensspanne der Tiere. Inwieweit es auch unsereins länger leben ließe, ist allerdings nach wie vor offen. Die Übertragbarkeit der Laborergebnisse ist nicht gesichert. Zudem zeigte die Substanz zuletzt auch Nebenwirkungen, die einem großflächigen Einsatz entgegenstehen. In den letzten Jahren wurde es daher eher still um das Rapamycin. Seinen praktischen Einsatz fand es unter anderem zur Verhinderung von Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantationen.
Ob das Rapamycin aber nicht vielleicht doch hält, was es seit damals versprach, soll nun eine Studie zur Langlebigkeit an Haushunden zeigen. So zumindest schlagen es Matthew Kaeberlein und Daniel Promislow von der University of Washington in Seattle vor. Die beiden Molekularbiologen erhoffen sich von einer solchen Studie wesentlich besseren Aufschluss als vom Mausexperiment. Der alternde Haushund sei ein viel geeigneteres Modell für den alternden Menschen als der Labornager. Hund und Herrchen würden beispielsweise unter ähnlichen Degenerationserscheinungen leiden. Und auch Lebensweise und (Über-)Ernährung ähnelten sich häufig.
Die beiden Wissenschaftler planen nun einen ersten Pilotversuch an 30 Hunden, von den 15 das Rapamycin in geringer Dosis erhalten sollen, berichtet "Nature". Infrage kämen Hunde, die ungefähr acht bis zehn Jahre alt werden und ab einem Alter von sieben am Experiment teilnehmen könnten. Schon nach wenigen Monaten soll sich zeigen, ob sich das Rapamycin beispielsweise günstig auf die Herzkreislauffunktion auswirkt.
Wirklich tragfähige Resultate verlangen jedoch nach einem deutlich umfangreicheren Test mit mehreren hundert Hunden. Diese wollen die Wissenschaftler unter normalen Haustieren rekrutieren. Damit würden die Bedingungen unter denen das Experiment stattfindet viel eher einem klinischen Test an Menschen ähneln – eine kontrollierte Laborumgebung, wie sie bei Tierversuchen üblich ist, ließe sich nämlich so freilich nicht aufrechterhalten. Auch diskutieren die Forscher darüber, ob es möglich sei, den Haltern zuzusichern, dass ihr Tier nicht in die Placebogruppe gerät und daher nur mit einem wirkungslosen Scheinpräparat abgespeist würde. Ein solcher Deal wäre bei einem herkömmlichen medizinischen Test undenkbar.
Leider steht offenbar die Finanzierung eines solchen Großexperiments unter einem eher schlechten Stern: Rapamycin lasse sich nicht mehr patentieren, daher habe die Pharmaindustrie nur geringes Interesse an diesem Wirkstoff, heißt es bei "Nature".
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