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Inselarten: So schnell starben Zyperns Elefanten und Flusspferde aus

Die europäische Insel war einst Heimat einer ganz eigenen Fauna. Bis die ersten Menschen kamen – dann ging es schnell.
Ein graubraunes Zwergflusspferd reißt herzhaft das Maul auf, so dass die rosige Schleimhaut sowie die spitzen Eckzähne zu sehen sind. Das Tier steht halb bedeckt im Wasser, der Kopf ragt ganz daraus hervor. Um den Körper des Tieres breiten sich kleine konzentrische Wellen im Wasser aus.
Heute leben Zwergflusspferde nur noch in Westafrika im Regenwald, wo sie vom Aussterben bedroht sind. Früher gab es verwandte Arten auf Inseln im Mittelmeer.

Nach Ende der letzten Eiszeit vor 12 000 bis 14 000 Jahren war Zypern eine dicht bewaldete und mit einzigartiger Fauna besiedelte Insel. Hier lebten sogar eigene Arten von Zwergelefanten (Palaeoloxodon cypriotes) und -flusspferden (Phanourios minor) so wie auf anderen großen Mittelmeerinseln wie Kreta, Sardinien oder Sizilien auch. Sie waren alle Abkömmlinge der großen Elefanten und Flusspferde Europas und Afrikas. Doch mit Ankunft der ersten Menschen starben sie schnell aus – und dafür waren nur wenige Siedler nötig, wie eine Arbeitsgruppe um Corey Bradshaw darlegt: Schon eine kleine Gruppe neu ankommender Jäger konnte die Megafauna Zyperns rasch auslöschen.

Viele Archäologen und Paläontologen hatten angezweifelt, dass tatsächlich Menschen die Zwergelefanten und -flusspferde auf Zypern ausgerottet hätten: Sie seien bereits vor der Erstbesiedlung ausgestorben. Mit einer anderen Arbeitsgruppe hatte Bradshaw aber 2024 herausgefunden, dass Menschen tatsächlich schon früher und zu Lebzeiten der Megafauna auf Zypern ankamen: Zahlreiche Knochenfunde der Tiere wiederum stammen aus der Zeit nach der Anlandung. Nach ihrer Ankunft breiteten sich die Menschen rasch aus; innerhalb weniger hundert Jahre wuchs ihre Zahl auf mehrere tausend Personen.

Und diese Größe reichte bereits aus, um die Säugetierarten auszurotten, wie das Team mit Hilfe verschiedener Modellierungen errechnete. In diese Simulationen bezog es unter anderem das Gewicht der Tiere ein – trotz des Schrumpfens wogen die Elefanten noch eine halbe Tonne und die Flusspferde 130 Kilogramm. Ausgehend von diesem Gewicht und Lebensdaten heutiger Verwandter wie der afrikanischen Elefanten und Zwergflusspferde leiteten die Forscher dann die Lebenserwartung, Fortpflanzungsrate sowie Bestandsgröße ab. Außerdem berücksichtigten sie den potenziellen Jagderfolg der Menschen und welchen Anteil diese Beute an ihrer Ernährung hatte.

Insgesamt reichten wohl bereits 3000 bis 7000 Menschen auf Zypern aus, um die Megafauna in weniger als 1000 Jahren aufzuessen: eine durchaus realistische Annahme, wenn man sich die paläontologischen und archäologischen Funde ansieht. Ihr Modell wollen die Wissenschaftler auf weitere Inseln anwenden, um den Verlust der einzigartigen Elefanten, Flusspferde und anderer Inselarten im Mittelmeer nachverfolgen zu können.

  • Quellen
Proceedings of the Royal Society B 10.1098/rspb.2024.0967, 2024

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