Klimageschichte: Kaiser im Regen
Regenschauer oder blauer Himmel? Das Wetter beeinflusst unsere Freizeitgestaltung häufiger als uns lieb ist. Doch dass chinesische Kaiserreiche mit der Witterung stehen oder fallen, klingt wohl für jedermann überraschend.
Schwaden von Weihrauch wabern durch die kleine Kammer, in der Männer wie Frauen mit gesenkten Köpfen am Boden sitzen. Sie beten, um von Hungersnöten und Epidemien befreit zu werden, die ihr Land fest im Griff halten. Ihre roten Kopftücher verraten die Gläubigen als Rebellen, die auf ihren nächtlichen Zusammenkünften den Sturz des regierenden Kaisers und damit der Yuan-Dynastie planen.
Kurz darauf, vor etwa 650 Jahren, zieht die Armee der "Roten Turbane" in die Schlacht und führt den ersehnten Machtwechsel herbei: Ihr Anführer wird zum ersten Kaiser der Ming-Dynastie gekrönt und bringt dem Reich der Mitte nach jahrzehntelanger Fremdbeherrschung durch die Mongolen erstmals wieder eine rein chinesische Dynastie. Doch auch der Regentschaft des Hauses Ming war ein Fall vorherbestimmt – kein Fürstenhaus ist vor Revolutionen gefeit, nur die Auslöser ändern sich in jeder Ära.
Oder gibt es vielleicht eine Konstante im Auf und Ab der Kaiserreiche, von der sich keine Dynastie lossprechen kann? Eine Erscheinung widerfährt China jedenfalls Jahr für Jahr: die Naturgewalt des Monsuns. Ebenso verlässlich, wie der Frühling auf den Winter folgt, sind die Sommermonate durch dieses jährliche Phänomen geprägt, weswegen Monsun übersetzt auch soviel wie Jahreszeit bedeutet.
Zhang verknüpfte die einzelnen Lagen des 118 Millimeter langen Stalagmiten mit der jahrhundertelangen Abfolge der Dynastien. Offensichtlich waren die Kaiserreiche erheblich von der Intensität des Monsuns beeinflusst. Ein Beispiel ist der Abschnitt zwischen 530 und 940 nach Christus, der von schwachen Monsunregen geprägt war. Wie Tropfsteinschichten und Geschichtsbücher verraten, herrschte zu dieser Zeit eine Trockenperiode, die zum Fall der damals herrschenden Tang-Dynastie beigetragen hat. Die Dürre hielt lange Jahre an und trug eventuell auch zur Uneinigkeit während der fünf Dynastien und der Ära der zehn Königreiche bei, die ihr folgten.
In den nächsten Generationen meinte es der Monsun wieder besser mit den Menschen, ein Einfluss, den auch die Regenten zu spüren bekamen. Massige Regenfälle bescherten reiche Ernten, der Reisanbau florierte und auch die Bevölkerungszahlen stiegen in den Himmel. Die nördliche Song-Dynastie profitierte von der stabilen Wetterlage und blieb Jahrhunderte an der Macht.
Spätere Kaiserreiche hatten wieder weniger Glück. Zwischen 1350 und 1380 sowie in den Jahren 1580 bis 1640 gab es erneut außergewöhnlich schwache Monsunsommer. Sowohl das Ende der Yuan- also auch der Ming-Dynastie waren von diesen unüblich trockenen Zeiten begleitet, was für Zhang einen weiteren Beleg für eine enge Beziehung zwischen Klima und dem Niedergang dieser Dynastien darstellt.
Kurz darauf, vor etwa 650 Jahren, zieht die Armee der "Roten Turbane" in die Schlacht und führt den ersehnten Machtwechsel herbei: Ihr Anführer wird zum ersten Kaiser der Ming-Dynastie gekrönt und bringt dem Reich der Mitte nach jahrzehntelanger Fremdbeherrschung durch die Mongolen erstmals wieder eine rein chinesische Dynastie. Doch auch der Regentschaft des Hauses Ming war ein Fall vorherbestimmt – kein Fürstenhaus ist vor Revolutionen gefeit, nur die Auslöser ändern sich in jeder Ära.
Oder gibt es vielleicht eine Konstante im Auf und Ab der Kaiserreiche, von der sich keine Dynastie lossprechen kann? Eine Erscheinung widerfährt China jedenfalls Jahr für Jahr: die Naturgewalt des Monsuns. Ebenso verlässlich, wie der Frühling auf den Winter folgt, sind die Sommermonate durch dieses jährliche Phänomen geprägt, weswegen Monsun übersetzt auch soviel wie Jahreszeit bedeutet.
Starke Monsunjahre bescheren mit ihren Regenfällen reiche Ernten, bleiben sie aus, verbreiten sich Hungersnöte wie zur Zeit der "Roten Turbane". Pingzhong Zhang von der Lanzhou-Universität und seine Kollegen haben diesen Zusammenhang nun nachgewiesen – anhand von Tropfsteinen. In der Wanxiang-Höhle in der chinesischen Provinz Gansu entdeckten sie einen Stalagmit, der dort seit dem Jahre 190 n. Chr. wächst. Die Monsungeschichte der vergangenen 1810 Jahre ist an der Dicke seiner Schichten ablesbar, da bei starken Regenfällen mehr Wasser ins Innere der Grotte gelangt, wodurch mehr Kalk am Tropfstein abgelagert wird.
Zhang verknüpfte die einzelnen Lagen des 118 Millimeter langen Stalagmiten mit der jahrhundertelangen Abfolge der Dynastien. Offensichtlich waren die Kaiserreiche erheblich von der Intensität des Monsuns beeinflusst. Ein Beispiel ist der Abschnitt zwischen 530 und 940 nach Christus, der von schwachen Monsunregen geprägt war. Wie Tropfsteinschichten und Geschichtsbücher verraten, herrschte zu dieser Zeit eine Trockenperiode, die zum Fall der damals herrschenden Tang-Dynastie beigetragen hat. Die Dürre hielt lange Jahre an und trug eventuell auch zur Uneinigkeit während der fünf Dynastien und der Ära der zehn Königreiche bei, die ihr folgten.
In den nächsten Generationen meinte es der Monsun wieder besser mit den Menschen, ein Einfluss, den auch die Regenten zu spüren bekamen. Massige Regenfälle bescherten reiche Ernten, der Reisanbau florierte und auch die Bevölkerungszahlen stiegen in den Himmel. Die nördliche Song-Dynastie profitierte von der stabilen Wetterlage und blieb Jahrhunderte an der Macht.
Spätere Kaiserreiche hatten wieder weniger Glück. Zwischen 1350 und 1380 sowie in den Jahren 1580 bis 1640 gab es erneut außergewöhnlich schwache Monsunsommer. Sowohl das Ende der Yuan- also auch der Ming-Dynastie waren von diesen unüblich trockenen Zeiten begleitet, was für Zhang einen weiteren Beleg für eine enge Beziehung zwischen Klima und dem Niedergang dieser Dynastien darstellt.
Bis in die heutige Zeit haben chinesische Forscher die wechselnden Niederschläge anhand des Stalagmiten nachgewiesen. In der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeichneten sich schwache Monsunsommer ab, vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten. Der Wissenschaftler war erstaunt zu erkennen, dass für diesen Zeitraum erstmalig die Temperaturen im asiatischen Raum und die Monsunintensität nicht mehr übereinstimmen. Er schließt daraus, dass sich die Haupttriebkraft des Monsuns geändert hat: Stammte sie bisher aus der Natur, vor allem verursacht durch Fluktuationen in der Sonneneinstrahlung, geht sie seit etwa 1960 durch den Klimawandel vom Menschen aus. Der Aufstieg und Fall zukünftiger Dynastien wird also nicht mehr so leicht anhand eines Tropfsteins zu ermessen sein.
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