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Motivation: Kann Nachdenken Spaß machen?

Je anstrengender eine geistige Arbeit ist, desto unangenehmer fühlt sie sich an. Wer dennoch gerne intensiv nachdenkt, zieht daraus andere Vorteile.
Ein junger Mann sitzt am Schreibtisch vorm Rechner, in die Arbeit vertieft
Denkarbeit ist auch Arbeit. (Symbolbild)

Ob in der Schule, im Studium oder im Beruf: Angeblich soll es Spaß machen, sich einer geistig anspruchsvollen Tätigkeit zu widmen. Doch das entspricht nicht der Realität, wenn man einer Metaanalyse glauben darf. Nach Auswertung von 170 Studien kommt eine Forschungsgruppe von der niederländischen Radboud-Universität zu dem Schluss: Angestrengtes Nachdenken an sich macht keinen Spaß – es muss schon einen guten Grund dafür geben.

Das Team um Louise David wertete Daten von 4670 Versuchspersonen aus 29 Ländern aus, darunter vor allem Studenten, aber auch Büroangestellte und Beschäftigte aus Gesundheitsberufen sowie dem Militär. Sie wurden vor insgesamt 358 unterschiedliche Aufgaben gestellt, wie in einem Fahrsimulator zu fahren oder aus einem virtuellen Gefängnis auszubrechen, aber auch vor reale berufliche Aufgaben, wie als angehender Arzt einen Patienten zu operieren. Mit einem Schieberegler konnten sie angeben, wie sehr sie sich geistig angestrengt hatten und wie gestresst sie dabei waren.

Je härter die Denkarbeit, desto negativer die emotionale Reaktion: Auf einer Skala von 0 bis 100 bedeutete jeder Punkt Anstrengung mehr im Mittel auch 0,85 Punkte mehr Frust. Dass änderte sich nicht grundlegend, als ein gutes Dutzend weitere Faktoren in die Analyse einbezogen wurde, etwa wie abwechslungsreich oder sinnvoll die Personen ihre Aufgabe fanden und wie gut sie zu ihren Fähigkeiten passte. Auch das Alter, Geschlecht und der Bildungsgrad spielte keine große Rolle. Nur eines hatte einen messbaren Einfluss auf das Belastungsempfinden: der Ort der Studie. In Asien wurde geistige Anstrengung im Mittel als weniger unangenehm empfunden als in den USA; Deutschland und Europa lagen dazwischen. Die Fachleute machen unterschiedliche Lernerfahrungen dafür verantwortlich: In Asien sei man geistige Anstrengung schlicht gewohnt.

Doch das zentrale Ergebnis war ungeachtet kultureller Unterschiede weltweit das gleiche, wie die Gruppe festhält: »Wenn man sich freiwillig anstrengt, bedeutet das nicht, dass man die Anstrengung genießt. Man tut es trotzdem, nicht deswegen.« Ein Belohnungsgefühl stelle sich nur deshalb ein, weil man mit der Anstrengung bestimmte andere Ziele verfolge, wie Lob und Anerkennung. Das gelte auch für Menschen, die ein starkes Bedürfnis nach geistigen Aktivitäten haben, in der Fachsprache »need for cognition«: Die mit geistiger Anstrengung verbundenen Vorteile hätten für sie lediglich einen besonders hohen Belohnungswert.

Dass Denkarbeit per se unangenehm ist, stimmt mit Befunden überein, die bei geistigen Anstrengungen biologische »Energiekosten« beobachteten. Und doch ist etwas Vorsicht geboten: Das Design der aktuellen Metastudie lässt eigentlich keinen Rückschluss auf Ursache und Wirkung zu: Womöglich führt nicht die Anstrengung zu Frust, sondern bei schlechter Stimmung scheinen uns kognitive Aufgaben schlicht anstrengender? Und auch der Versuch der Forschenden, ihre Ergebnisse auf geistig anspruchsvolle Freizeitaktivitäten wie Schach zu übertragen, ist mit Vorsicht zu genießen. Das emotionale Erleben während eines selbst gewählten und geliebten Hobbys könnte anderen Gesetzen folgen.

  • Quellen
Psychological Bulletin 10.1037/bul0000443, 2024

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