Artenschutz: Kehraus für die Katze
Seine Körperteile werden mit Gold aufgewogen. Nun versuchen lokale und internationale Initiativen die letzten Tiger vor der Verarbeitung zu Medizin zu retten.
Bukit Tigapuluh ist Tigerland. Denn der Tieflandregenwald des indonesischen Nationalparks gehört zu den wichtigsten Refugien der Raubkatze auf Sumatra: Hier leben noch etwa 40 Tiger – von allenfalls 300 bis 400 überlebenden Exemplaren –, die sich aber sehr scheu verhalten. "Ich habe noch keinen gesehen, obwohl ich seit acht Jahren hier draußen lebe", sagt Peter Pratje von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und Leiter der Orang-Utan-Auswilderungsstation in Bukit Tigapuluh. "Mitarbeiter haben 2008 einen an der Zufahrtsstraße gesehen", erzählt Pratje, der auch das Schicksal des Tigers kennt: "Er wurde ein paar Monate später gewildert."
Dieses traurige Schicksal könnte auch den beiden jungen Tigern drohen, die auf einem sensationellen Video des WWF zu sehen sind. Der Umweltorganisation war es Anfang Januar mit Hilfe von Videofallen in Bukit Tigapuluh gelungen, eine Tigermutter mit ihren beiden Jungen in freier Natur zu filmen. "Diese Aufnahme einer Mutter mit ihren beiden Jungen, die einen gesunden Eindruck machen, ist ein Grund zum Feiern. Aber sie stellt uns auch vor die Aufgabe, die Zukunft dieser Tigerbabys zu sichern – wie die aller noch existierenden wilden Tiger in dieser Welt", kommentiert Barney Long, Tigerexperte des WWF, die seltenen Aufnahmen von wilden Sumatratigern.
Das Kilo für 45 Dollar
Zwei große Probleme machen den Tigern in Asien das Überleben schwer: der Verlust ihres Lebensraums sowie Jagd und Wilderei. Wilderer dingfest zu machen, hat sich die ehemalige Journalistin Debbie Martyr zur Lebensaufgabe gemacht. Für die Organisation "Flora and Fauna International" koordiniert die Engländerin Teams von Kerinci auf Sumatra aus in vier Provinzen: Ihre Helfer sollen Tigerwilderer zur Strecke bringen – mit Erfolg. Was aber noch wichtiger ist, als einzelnen Wilderern das Handwerk zu legen, ist das Signal, das von diesen Einsätzen an die Wilderer, Händler und Käufer ausgeht: Die Jagd auf die Tiger und der Handel mit ihren Fellen und Körperteilen ist falsch, gesetzeswidrig und umweltschädlich. "Seit Beginn unserer Arbeit im Jahr 2002 ist die Zahl der Tigerwilderei zurückgegangen", freut sich Martyr.
Eine Umfrage in sechs chinesischen Städten im Jahr 2008 hat ergeben, dass seit der Einführung des gesetzlichen Verbots des Handels mit Tigerknochen und daraus hergestellten Produkten im Jahr 1993 trotzdem mehr als 40 Prozent der Befragten Produkte konsumiert hatten, die Tigerteile enthielten. Als unpopulär erwiesen sich allerdings solche Produkte mit mehr als zweifelhaftem medizinischem Wert, die aus Katzen aus den ebenfalls illegalen Tigerfarmen hergestellt worden waren: Für fast drei Viertel der Befragten gelten nur Pflaster, Toniken oder Tees aus den Knochen wilder Tiger als das einzig Wahre.
"Jahr des Tigers" lässt hoffen – und bangen
Das chinesische "Jahr des Tigers" ist für die Naturschützer daher eine Medaille mit zwei Seiten. Zum einen hoffen sie, dass durch das Symbol das öffentliche Bewusstsein für den Schutz der Tiger geweckt wird: Die Regierungen der Staaten, in denen die Raubkatze noch lebt, und Umweltorganisationen wie der WWF wollen bis 2022, dem nächsten Tigerjahr, die Zahl der frei lebenden Exemplare mindestens verdoppeln. Auf der anderen Seite besteht die große Sorge, dass gerade jetzt die Nachfrage nach Tigerprodukten sprunghaft ansteigen könnte. "Wir haben in den letzten Jahren in der Greater-Mekong-Region Indochinas einen Anstieg der Tigerwilderei festgestellt", sagte in Hua Hin Michael Baltzer, Leiter der WWF-Tigerinitiative, fügte aber hinzu: "Wir können aber nicht sagen, ob das im Zusammenhang mit dem Jahr des Tigers steht."
Folglich hat der Erhalt der noch vorhandenen intakten Lebensräume sowie die Schaffung zusätzlicher Schutzgebiete für die Katzen als auch ihrer Beutetiere für den WWF "oberste Priorität". Biologen haben in der Greater-Mekong-Region sechs große Tigerschutzlandschaften markiert. Diese müssten durch Pufferzonen zusätzlich geschützt und durch Korridore miteinander verbunden werden. Große Hoffnung setzen die Naturschützer dabei auf den Western Forest Complex, ein System aus 18 Nationalparks und Tierschutzgebieten in Thailand. Schon jetzt lebt im Western Forest Complex die größte Population von indochinesischen Tigern.
Dabei stoßen Pratje und seine Mitarbeiter immer häufiger auf Tigerspuren. "Das heißt aber nicht, dass hier die Tigerpopulation wächst. Das hat vielmehr mit dem Quetscheffekt zu tun: Der Lebensraum schrumpft durch die Rodung der Wälder, und die Tiger werden in den verbleibenden Wald gedrückt. Die jungen, unerfahrenen Tiger gehen dann in die Nähe von Menschen entlang der Straßen und werden Opfer von Wilderei."
Dieses traurige Schicksal könnte auch den beiden jungen Tigern drohen, die auf einem sensationellen Video des WWF zu sehen sind. Der Umweltorganisation war es Anfang Januar mit Hilfe von Videofallen in Bukit Tigapuluh gelungen, eine Tigermutter mit ihren beiden Jungen in freier Natur zu filmen. "Diese Aufnahme einer Mutter mit ihren beiden Jungen, die einen gesunden Eindruck machen, ist ein Grund zum Feiern. Aber sie stellt uns auch vor die Aufgabe, die Zukunft dieser Tigerbabys zu sichern – wie die aller noch existierenden wilden Tiger in dieser Welt", kommentiert Barney Long, Tigerexperte des WWF, die seltenen Aufnahmen von wilden Sumatratigern.
Das Kilo für 45 Dollar
Zwei große Probleme machen den Tigern in Asien das Überleben schwer: der Verlust ihres Lebensraums sowie Jagd und Wilderei. Wilderer dingfest zu machen, hat sich die ehemalige Journalistin Debbie Martyr zur Lebensaufgabe gemacht. Für die Organisation "Flora and Fauna International" koordiniert die Engländerin Teams von Kerinci auf Sumatra aus in vier Provinzen: Ihre Helfer sollen Tigerwilderer zur Strecke bringen – mit Erfolg. Was aber noch wichtiger ist, als einzelnen Wilderern das Handwerk zu legen, ist das Signal, das von diesen Einsätzen an die Wilderer, Händler und Käufer ausgeht: Die Jagd auf die Tiger und der Handel mit ihren Fellen und Körperteilen ist falsch, gesetzeswidrig und umweltschädlich. "Seit Beginn unserer Arbeit im Jahr 2002 ist die Zahl der Tigerwilderei zurückgegangen", freut sich Martyr.
Tiger bleiben aber weiterhin eine begehrte Ware, obwohl der Handel mit den daraus hergestellten Produkten seit 1975 durch die "Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Flora" (CITES) verboten ist. Ein Fell, das dem Wilderer um die 700 US-Dollar einbringt, ist auf den Schwarzmärkten der großen Städte ein Vielfaches wert. Knochen, Penis und andere Körperteile genießen einen hohen Stellenwert in der chinesischen Medizin, weshalb ein Kilo Tigerknochen unter der Ladentheke im Schnitt für 45 Dollar weggeht. Ein ausgewachsener männlicher Tiger kann von der Schwanzspitze bis zum Kopf etwa 2,7 Meter lang sein und zwischen 180 und 250 Kilo wiegen – entsprechend viel Geld lässt sich damit machen.
Eine Umfrage in sechs chinesischen Städten im Jahr 2008 hat ergeben, dass seit der Einführung des gesetzlichen Verbots des Handels mit Tigerknochen und daraus hergestellten Produkten im Jahr 1993 trotzdem mehr als 40 Prozent der Befragten Produkte konsumiert hatten, die Tigerteile enthielten. Als unpopulär erwiesen sich allerdings solche Produkte mit mehr als zweifelhaftem medizinischem Wert, die aus Katzen aus den ebenfalls illegalen Tigerfarmen hergestellt worden waren: Für fast drei Viertel der Befragten gelten nur Pflaster, Toniken oder Tees aus den Knochen wilder Tiger als das einzig Wahre.
"Jahr des Tigers" lässt hoffen – und bangen
Das chinesische "Jahr des Tigers" ist für die Naturschützer daher eine Medaille mit zwei Seiten. Zum einen hoffen sie, dass durch das Symbol das öffentliche Bewusstsein für den Schutz der Tiger geweckt wird: Die Regierungen der Staaten, in denen die Raubkatze noch lebt, und Umweltorganisationen wie der WWF wollen bis 2022, dem nächsten Tigerjahr, die Zahl der frei lebenden Exemplare mindestens verdoppeln. Auf der anderen Seite besteht die große Sorge, dass gerade jetzt die Nachfrage nach Tigerprodukten sprunghaft ansteigen könnte. "Wir haben in den letzten Jahren in der Greater-Mekong-Region Indochinas einen Anstieg der Tigerwilderei festgestellt", sagte in Hua Hin Michael Baltzer, Leiter der WWF-Tigerinitiative, fügte aber hinzu: "Wir können aber nicht sagen, ob das im Zusammenhang mit dem Jahr des Tigers steht."
Der WWF hat am Vorabend der anstehenden Ministerkonferenz der Tigerstaaten im thailändischen Hua Hin eine Studie über die Situation der indochinesischen Tiger vorgestellt, die in Myanmar, Thailand, Laos, China, Kambodscha und Vietnam leben. Das Resultat ist erschütternd. "Die Schätzungen schwanken, aber wir gehen davon aus, dass nur noch etwa 350 Tiger in dieser Region übrig sind. 1998 waren es noch gut 1200", sagt Baltzer. Neben der Wilderei sei der Verlust des Lebensraums durch die wirtschaftliche Entwicklung der Region die Hauptursache des Verschwindens der Tiger. Allein in den vergangenen zehn Jahren sind 45 Prozent des Verbreitungsgebiets verschwunden. Die Tiger selbst verlieren ihr Habitat, aber mehr noch ihre Beutetiere wie Hirsche, Wildschweine und Wildrinder. "Die Tiger finden kaum noch Nahrung", sagt Baltzer.
Folglich hat der Erhalt der noch vorhandenen intakten Lebensräume sowie die Schaffung zusätzlicher Schutzgebiete für die Katzen als auch ihrer Beutetiere für den WWF "oberste Priorität". Biologen haben in der Greater-Mekong-Region sechs große Tigerschutzlandschaften markiert. Diese müssten durch Pufferzonen zusätzlich geschützt und durch Korridore miteinander verbunden werden. Große Hoffnung setzen die Naturschützer dabei auf den Western Forest Complex, ein System aus 18 Nationalparks und Tierschutzgebieten in Thailand. Schon jetzt lebt im Western Forest Complex die größte Population von indochinesischen Tigern.
Ob die Anstrengungen der Politiker und Umweltorganisationen zur Rettung der Tiger aber Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Es gibt in Asien schon viele gute Gesetze zum Schutz von Flora und Fauna wie auch gegen Korruption, die Wilderei, Abholzung von Wäldern und illegalen Handel mit geschützten Tieren begünstigt. Es hapert aber wie so oft an deren Um- und Durchsetzung. In Indonesien etwa gilt das für Umwelt- und Tierschutz zuständige Forstministerium als eine der korruptesten Behörden des Landes. An der Zusammenarbeit mit den Konzernen, die Regenwald in Plantagen mit Ölpalmen und Eukalyptus umwandeln, ist kurzfristig mehr zu verdienen als mit dem Umweltschutz. Doch es gibt auch Hoffnung: durch Vernetzung von unten mit örtlichen Behörden, Polizei und Umweltaktivisten, die sich in der Tiger Protection Conservation Unit zusammengefunden haben – und zusammen mit Debbie Martyr erfolgreich die Wilderei eindämmen.
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