Peru: KI entdeckt Nazca-Geoglyphe
In den 1920er und 1930er Jahren fielen sie Piloten ins Auge, die mit ihren Fliegern die Pampa Perus überquerten: monumentale Geoglyphen von Tieren und Menschen, die heute als Nazca-Linien bekannt sind und zwischen 200 v. Chr. und 600 n. Chr. entstanden waren. Seither haben Forscher zahlreiche dieser Scharrbilder ausfindig gemacht. Eine Gruppe japanischer Forscher hat von 2006 bis 2018 allein 142 Stück entdeckt, indem sie am Boden und aus der Luft forschten. Die Archäologen werteten dazu hoch aufgelöste 3-D-Satellitendaten der Wüstenregion aus. Um die großen Datenmengen rascher und effizienter zu durchforsten, haben die Wissenschaftler der Yamagata-Universität nun zusammen mit IBM in Japan eine KI für die Suche trainiert. Das Deep-Learning-System war jetzt erfolgreich: Es entdeckte die Geoglyphe einer menschlichen Figur.
Die Forschergruppe nutzte ein bereits vorhandenes Programm, das IBM Pairs Geoscope, mit dem bisher vor allem in der Landwirtschaft gearbeitet wird, um die Bewässerung und den Bewuchs von Äckern zu beobachten. Das System kombiniert dafür Daten aus verschiedenen Quellen: Laserscans (LiDAR), Drohnenbilder, Satellitenaufnahmen und geografische Surveydaten. Nachdem die Forscher das Deep-Learning-System auf die Suche nach Geoglyphen spezialisiert hatten, identifizierte das Programm ein eher kleines Scharrbild von vier auf zwei Meter Größe. Das Bild stellt eine menschliche Figur dar, die eine Art Stock im erhobenen Arm hält.
Die jüngst entdeckten Nazca-Linien zeigen anthropomorphe Figuren und verschiedene Tiere wie Vögel, Affen, Fische, Schlangen oder Füchse. Laut Masato Sakai von der Yamagata-Universität seien diese Bilder zwischen 100 v. Chr. und 300 n. Chr. angelegt worden. Dazu hatte man den sandigen Untergrund frei gelegt, der sich gegen die dunkle Oberfläche abhebt. Sakai unterteilt die Geoglyphen in zwei Typen: Linien und Flächen. Die größten Bilder bestehen aus Linien und nur bei den kleineren wurden auch ganze Flächen frei gelegt. Im Umfeld der Linienbilder entdeckten die japanischen Archäologen auch Fragmente von Tongefäßen. Sakai interpretiert sie als Überbleibsel von Ritualen. Die flächigen Scharrbilder hingegen befinden sich in der Nähe von Wegen. Es wäre denkbar, dass sie als eine Art Wegweiser dienten.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.