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Zoologie: Kiefer-Schnappreflex von Ameisen rekordverdächtig

<i>Odontomachus bauri</i>
Odontomachus bauri | Rekordverdächtige Kiefer: Wenn die Mandibeln zuschnappen, erreichen sie Geschwindigkeiten von bis zu 230 Kilometern pro Stunde. Selbst im Durchschnitt erzielen sie knapp 140 Kilometer pro Stunde.
Die Schnappkieferameise Odontomachus bauri schließt ihre Mandibeln in nur 0,13 Millisekunden und erreicht dabei Geschwindigkeiten von bis zu 64 Metern pro Sekunde. Sie dürfte damit die schnellste bislang gemessene Bewegung im Tierreich beherrschen, berichten Sheila Patek von der Universität von Kalifornien in Berkeley und ihre Kollegen.

Der extrem schnelle Schnappmechanismus der Tiere beruht darauf, dass die notwendige Energie zuvor in einem starken Schließmuskel im Kopf wie in einem Bogen elastisch gespeichert wird und die Kiefer in offener Stellung blockiert sind. Erst wenn sie durch einen weiteren Muskel ausgerastet werden, schnappen die Mandibeln zusammen.

Ameise mit Beute | Die Schnappkieferameise Odontomachus bauri mit einer typischen Beute: Termiten.
Die in Mittel- und Südamerika heimischen Tiere nutzen das schnelle Zupacken nicht nur zum Beute machen, sondern auch zur Verteidigung. Dabei konnten die Forscher zwei Sprungvarianten unterscheiden: Entweder attackieren die Ameisen einen Eindringling mit ihren Mandibeln, wobei sie selbst annähernd gleichzeitig rückwärts und Salto schlagend durch die Luft katapultiert werden – bis zu vierzig Zentimeter weit, aber nur wenige Zentimeter hoch. Auch den Angreifer schleudert es dadurch gelegentlich in die Luft. Versuchen die Ameisen hingegen zu flüchten, schnalzen sie ihre Mandibeln gegen den Boden und fliegen nun mehrere Zentimeter hoch, aber nur wenige weit. Sie sind damit aber lang genug in der Luft, um beispielsweise der Zunge einer Echse zu entgehen, die immerhin auch in Bruchteilen von Sekunden hervor schnellt. Außerdem könnte das simultane Emporspringen mehrerer Individuen unerwünschte Gäste am oberirdischen Ameisenbau verwirren, spekulieren die Forscher.

Die Forscher hatten den Schnappmechanismus mit Hochgeschwindigkeitskameras gefilmt, die 50 000 Aufnahmen pro Sekunde machen. Die Sprünge erfassten sie mit 3000 Bildern pro Sekunde. Mit dieser Bildrate hatten auch Würzburger Forscher Odontomachus bauri bereits vor die Linse genommen und daraus aber "nur" etwa eine Drittel Millisekunde für das Zuschnappen abgeleitet.

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