News: Klangvolle Trennung
Witwenvögel, wie Kuckucksjunge aufgewachsen in einem fremden Nest, erinnern sich später bestens daran, was ihnen die Pflegeeltern in der Kindheit um die Ohren zwitscherten: Männchen schmettern später die vertrauten Weisen, und Weibchen suchen sich einen Partner und ein Nest mit ihren Jugendmelodien. Diese Gesangsvorlieben ebnen den Weg zu neuen Arten.
Das Farbmuster am Schnabel des kleinen Witwenvogels (Vidua sp.) passt perfekt: Wenn die fütternden Altvögel die Happen verteilen, bekommt auch dieses Junge einen gerechten Anteil ab. Und das, obwohl es gar nicht zu der nestbewohnenden Amarantenfamilie (Lagonosticta sp.) gehört – die Witwenvogelmama hatte in bester Kuckucksmanier das Ei einst dort hinein gelegt und so den Prachtfinken die Aufzucht ihres Jungen übertragen.
Und dafür wählte sie nicht etwa irgendein Prachtfinkenpärchen, nein: Der Gesang der Pflegeeltern in spe gab den letzten Ausschlag. Ihr Junges sollte offenbar in einem Nest aufwachsen, in dem ähnliches Liedgut zum Besten gegeben wird, wie die Witwenvogelmutter in ihrer Kindheit einst selbst vernahm. Vertraute Laute sind aber nicht nur für die Kinderstube gefragt, sondern auch bei der Partnerwahl. So muss das werbende Witwenvogel-Männchen Melodien vortragen, die in dem angebeteten Weibchen Kindheitserinnerungen wecken.
Da die Männchen selbst von ihren Pflegeeltern so gründlich geprägt sind, dass sie deren Melodien nachschmettern, finden sich immer Witwenvogeleltern zusammen, die ihre Kindheit wohl in den Nestern von Prachtfinken derselben Art verbrachten. Und deren Eier landen demnach immer wieder in Nestern, die zur selben Prägung führen. Fast immer – denn gelegentlich unterlaufen den Weibchen durchaus Fehler, und sie legen ins falsche Nest.
Doch in über 99 Prozent der Fälle erinnern sich die Tiere ihrer Wurzeln und grenzen sich damit gegen verwandte Arten ab, die bei anderen Wirtsvögeln parasitieren. Eine solche Beschränkung trotz enger Nachbarschaft könnte sogar die eigenständigen Arten begründet haben, denn es ist schon lange bekannt, dass der Gesang bei Vögeln darin eine entscheidende Rolle spielt. Aber Artbildung durch Melodievorlieben bezüglich der Pflegeeltern?
Doch genau dies ist geschehen, und zwar verblüffend schnell, wie Michael Sorenson von der Boston University und seine Kollegen nun anhand von Erbgutanalysen an 10 Vidua-Arten nachweisen konnten. Das Erbgut der einzelnen Witwenvogelarten ist insgesamt recht einheitlich, die Spezies haben sich also noch nicht lange auseinander entwickelt. Nur kleine Veränderungen zeigen, dass die Tiere eigene Wege gehen.
Und in einer Region am Sambesi entsteht vielleicht gerade eine neue Art: Hier haben einige Angehörige von Vidua chalybeata offenbar vor nicht allzu langer Zeit den Wirtsvogel gewechselt. Die Forscher halten es für möglich, dass sich nun in wenigen, womöglich bereits nur einer Generation durch die unterschiedlichen Gesangsprägungen die heranwachsenden Witwenvögel nicht mehr uneingeschränkt untereinander paaren werden – der erste Schritt zur Artbildung ist getan.
Doch warum so wählerisch? Hier kommt der aufgerissene Schnabel wieder ins Spiel, mit dem die eingeschleusten Jungen ihre Pflegeeltern so vortrefflich täuschen, erklären Sorenson und Co: Sucht sich ein Weibchen ein Männchen, das ihr den Gesang ihrer Jugend vorschmettert, muss es – da offenbar übereinstimmende Wirtsvögel – auch ein ähnliches Farbmuster am Schnabel gehabt haben. Dementsprechend groß ist die Chance, dass auch gemeinsamer Nachwuchs eben jene Markierungen erbt – und die sichern ihm im fremden Nest der Prachtfinken nun mal das Überleben.
Und dafür wählte sie nicht etwa irgendein Prachtfinkenpärchen, nein: Der Gesang der Pflegeeltern in spe gab den letzten Ausschlag. Ihr Junges sollte offenbar in einem Nest aufwachsen, in dem ähnliches Liedgut zum Besten gegeben wird, wie die Witwenvogelmutter in ihrer Kindheit einst selbst vernahm. Vertraute Laute sind aber nicht nur für die Kinderstube gefragt, sondern auch bei der Partnerwahl. So muss das werbende Witwenvogel-Männchen Melodien vortragen, die in dem angebeteten Weibchen Kindheitserinnerungen wecken.
Da die Männchen selbst von ihren Pflegeeltern so gründlich geprägt sind, dass sie deren Melodien nachschmettern, finden sich immer Witwenvogeleltern zusammen, die ihre Kindheit wohl in den Nestern von Prachtfinken derselben Art verbrachten. Und deren Eier landen demnach immer wieder in Nestern, die zur selben Prägung führen. Fast immer – denn gelegentlich unterlaufen den Weibchen durchaus Fehler, und sie legen ins falsche Nest.
Doch in über 99 Prozent der Fälle erinnern sich die Tiere ihrer Wurzeln und grenzen sich damit gegen verwandte Arten ab, die bei anderen Wirtsvögeln parasitieren. Eine solche Beschränkung trotz enger Nachbarschaft könnte sogar die eigenständigen Arten begründet haben, denn es ist schon lange bekannt, dass der Gesang bei Vögeln darin eine entscheidende Rolle spielt. Aber Artbildung durch Melodievorlieben bezüglich der Pflegeeltern?
Doch genau dies ist geschehen, und zwar verblüffend schnell, wie Michael Sorenson von der Boston University und seine Kollegen nun anhand von Erbgutanalysen an 10 Vidua-Arten nachweisen konnten. Das Erbgut der einzelnen Witwenvogelarten ist insgesamt recht einheitlich, die Spezies haben sich also noch nicht lange auseinander entwickelt. Nur kleine Veränderungen zeigen, dass die Tiere eigene Wege gehen.
Und in einer Region am Sambesi entsteht vielleicht gerade eine neue Art: Hier haben einige Angehörige von Vidua chalybeata offenbar vor nicht allzu langer Zeit den Wirtsvogel gewechselt. Die Forscher halten es für möglich, dass sich nun in wenigen, womöglich bereits nur einer Generation durch die unterschiedlichen Gesangsprägungen die heranwachsenden Witwenvögel nicht mehr uneingeschränkt untereinander paaren werden – der erste Schritt zur Artbildung ist getan.
Doch warum so wählerisch? Hier kommt der aufgerissene Schnabel wieder ins Spiel, mit dem die eingeschleusten Jungen ihre Pflegeeltern so vortrefflich täuschen, erklären Sorenson und Co: Sucht sich ein Weibchen ein Männchen, das ihr den Gesang ihrer Jugend vorschmettert, muss es – da offenbar übereinstimmende Wirtsvögel – auch ein ähnliches Farbmuster am Schnabel gehabt haben. Dementsprechend groß ist die Chance, dass auch gemeinsamer Nachwuchs eben jene Markierungen erbt – und die sichern ihm im fremden Nest der Prachtfinken nun mal das Überleben.
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