Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Jupiter am Abendhimmel
Schon in der ersten Hälfte des Mai gab es einige kurze Schattenspiele der Monde auf Jupiter, die in der zweiten Hälfte spektakulär fortgeführt werden. In der Nacht vom 27. auf den 28. Mai sind 23 Minuten lang zwei Mondschatten gleichzeitig auf dem Gasplaneten zu sehen. Der erste Schatten von dem weiter entfernten Jupitermond Ganymed schiebt sich gegen 0:22 Uhr MESZ vor das Planetenscheibchen. Um 2:16 Uhr folgt dann der Schatten des innersten Mondes Io. Der Schatten von Ganymed zeigt sich ziemlich weit nördlich des Jupiteräquators, während der Schatten von Io wie auch der Mond selbst das Nördliche Äquator-Band (NEB) entlangläuft. Das NEB ist einer der beiden markanten dunklen Streifen auf Jupiter beidseits des Äquators. Es sind Wolkenbänder, in denen extrem schnelle Winde und Wirbelstürme toben. Der bekannteste ist wohl der Große Rote Fleck im Südlichen Äquator-Band (SEB).
Am darauf folgenden Abend sind die Bedingungen allerdings noch viel besser. Die Schatten der Monde Io und Europa lassen sich ab 21:54 Uhr für 43 Minuten gleichzeitig auf Jupiter sehen. Io und sein Schatten laufen wieder über das NEB, während der Schatten von Europa etwas tiefer über dem NEB zu finden ist als derjenige von Ganymed in der Nacht zuvor. Das Ereignis beginnt in der Dämmerung kurz nach Sonnenuntergang und endet kurz bevor es richtig dunkel ist, also in der der so genannten "blauen Stunde". Jupiter sollte dennoch bereits zu sehen sein, denn er ist eines der hellsten Objekte am Nachthimmel und steht gerade im Sternbild Jungfrau. Laut Vorhersage ist gleichzeitig zu diesem Schattenereignis auch der Große Rote Fleck in seiner besten Position mitten im SEB zu sehen. Wenn man genau weiß, wo er sich am Himmel befindet, könnte man den Planeten und seine vier Galileischen Monde schon mit einem kleinen Teleskop sogar bei Tag beobachten. Um dann allerdings mehr als die beiden Wolkenbänder zu erkennen, wird es zu sehr an Kontrast mangeln.
Derzeit zeigen sich zwei Kometen am Nachthimmel: 41P/Tuttle-Giacobini-Kresák bewegt sich aktuell zwischen den Sternbildern Herkules und Leier auf den Schlangenträger zu. Er hat Mitte Mai seine Distanz zur Erde wieder vergrößert und bewegt sich jetzt weiter auf seinen sonnennächsten Punkt zu, das Perihel, das er am 11. Juni durchläuft. Seine Helligkeit liegt zwischen 9 und 10 mag. Damit ist er noch durch ein Teleskop mit relativ kleinem Durchmesser zu sehen.
Der Schweifstern C/2015 V2 (Johnson) durchquert am Nachthimmel gerade das Sternbild Bärenhüter und zieht danach weiter in Richtung Jungfrau. Er befindet sich im Sonnensystem gerade etwa in Entfernung der Marsbahn und steht kurz vor seinem Perihel, das er am 12. Juni erreicht. Seine Helligkeit ändert sich jedoch anscheinend nicht besonders stark über die zweite Maihälfte und liegt in dieser Zeit bei rund 8 mag. Er sollte weiterhin schon mit einem guten Fernglas zu sehen sein.
Der Asteroid (4) Vesta begleitet uns schon seit geraumer Zeit am Nachthimmel. Vesta ist weiter gut im Sternbild Krebs nahe dem Sternbild Zwillinge mit einer Helligkeit von etwa 8 mag zu sehen. Da die Zwillinge als Wintersternbild jetzt schnell im Westen untergehen, ist am frühen Abend die beste Zeit, Vesta zu beobachten. Der Asteroid zieht im Moment auch nahe an dem großen offenen Sternhaufen Messier 44, der Krippe, vorbei. Für Astrofotografen sicher ein lohnendes Motiv für kleinere Brennweiten.
Neben den hellen Objekten empfehlen sich in den Neumondnächten zu Monatsende natürlich zusätzlich die unzähligen Galaxien des Frühlingshimmels. Wer etwas Geduld aufbringt, wird dann in der zweiten Nachthälfte schon mit großen Teilen des Sommerhimmels und der Sommermilchstraße belohnt.
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