Kognitionswissenschaft: Krähen verstehen Schwerkraft
Auch Saatkrähen wundern sich, wenn Objekte in der Luft schweben. Dies zeigten Verhaltensforscher unter Leitung von Christopher Bird von der University of Cambridge. Die Rabenvögel verstehen einfache physikalische Zusammenhänge dabei so gut wie sechs Monate alte Babys.
Die Tiere sahen Standbilder von liegenden oder fallenden Gegenständen, mit denen sie zuvor gespielt hatten. Dabei betrachteten sie jene Szenen deutlich länger, in denen Dinge keinen Bodenkontakt besaßen. Dieses Zögern ist bereits von Menschen und Menschenaffen bekannt und deutet nach Ansicht von Bird darauf hin, dass die Vögel verwirrt waren, wenn ein Objekt scheinbar frei in der Luft stand. Weitere Versuche zeigten, dass die Krähen nicht nur darauf achten, ob das bewegliche Teil die Unterlage berührt, sondern auch wahrnehmen, wenn ein längliches Stück unrealistisch über einer Kante liegt oder umzukippen droht. Dies zu erkennen gelinge nicht einmal jedem Schimpansen, so der Forscher.
Kleinere Gegenstände zu bewegen oder gar als Werkzeug zu gebrauchen gehört dagegen zur natürlichen Überlebensstrategie vieler Rabenvögel. In freier Wildbahn sammeln und verstecken sie Nüsse oder stochern mit ausgewählten Zweigen nach Insekten. Bei gezielten Tests zogen viele von ihnen an Schnüren hängendes Futter spontan nach oben und benutzten dabei, ohne lange nachzudenken, Schnabel und Füße gemeinsam. Die Geradschnabelkrähe Betty verblüffte im Jahr 2006 Forscher, indem sie spontan einen Draht zum Haken bog, um sich ihre Belohnung zu angeln. Und vor Kurzem beobachteten Verhaltensforscher, wie Saatkrähen gezielt Wasser und Steine einsetzten, um an Beute zu kommen. Noch ist jedoch strittig, ob die Tiere tatsächlich ihre Umgebung verstehen oder nur geschickt verschiedene angeborene Verhalten kombinieren. (rs)
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