Lernen: Eingelocht
Wer einen Leckerbissen an einem langen Haken zu sich ziehen will, sollte auf eines achten: Löcher unterwegs, die das begehrte Objekt plötzlich unwiederbringlich verschlingen könnten. Menschenkinder lernen solche Zusammenhänge und können sie auch auf ähnliche Situationen übertragen, Menschenaffen hingegen scheitern am Wissenstransfer. Schlaue Rabenvögel retten nun wieder einmal die tierische Ehre.
Wenn zwei Ereignisse räumlich oder zeitlich nahe beieinander auftreten, können sie miteinander zusammenhängen – müssen sie aber nicht. Für einen Beobachter ist es nicht immer leicht, Ursache und Wirkung von schlichter Koinzidenz zu trennen, und überhaupt wurde die Fähigkeit, Kausalbezüge aufzudecken, bislang nur Menschen zugetraut, denn die Hinweise aus der Tierwelt waren bislang nicht eindeutig.
So sind Menschenaffen, Rabenvögel und Co durchaus in der Lage, bestimmte Umstände miteinander in Beziehung zu setzen und diese Erfahrung in einer vergleichbaren Situation auch zu nutzen. Dabei allerdings könnte es sich schlicht um assoziatives Lernen handeln, durch das sie die Bedingungen mental verknüpft haben, ohne der Sache wirklich auf den Grund gegangen zu sein. Ändern sich dann jedoch manche der äußeren Faktoren, hilft ihnen ihr bis dahin erworbenes Wissen nicht mehr weiter, weil sie es nicht auf die neue Situation übertragen können.
Tierische Transferleistungen? Bislang Fehlanzeige
Ganz anders sieht es aus für jemanden, der Ursache und Wirkung erkannt hat: Diese Kenntnis greift viel tiefer und sollte sich beispielsweise offenbaren, wenn dasselbe Prinzip in anderem Umfeld auftaucht – wer dann die richtige Lösung findet, hat den Clou kapiert.
Nun zeigen verschiedene Tierarten in unterschiedlichen Versuchen durchaus einen Draht zu kausal wichtigen Elementen oder Strukturen. So richtig zu belegen, dass auch sie, wie der Mensch, Ursachenforschung betreiben, gelang ihnen allerdings noch nicht: Sie versagten bisher alle in der als Kontrolle eingesetzten Transferleistung.
Taylor und seine Mitarbeiter konfrontierten die Krähen mit einer Plexiglasröhre, an der sie im Boden zwei Becher montierten. Nur einer davon war allerdings offen – je nachdem, in welche Richtung der Vogel den dazwischen platzierten begehrten Leckerbissen mit dem zur Verfügung gestellten Stöckchen zerrte, konnte er also auf Nimmerwiedersehen in der Falle verschwinden. Indem die Forscher in verschiedenen Versuchsreihen Farbmerkmale und sonstige Hinweise auf die Falle variierten, konnten sie feststellen, ob die Tiere das Prinzip "Loch" erkannten oder einfach nur bestimmte Farbkombinationen als Wegweiser nutzten.
Krähe schlägt Affe
Dafür bewiesen sie in der nächsten Runde die erhoffte Transferleistung: Wieder ging es darum, die Falle vor einem Leckerbissen zu erkennen, doch dieses Mal nicht in einer Röhre, sondern frei auf einer geteilten Platte, die auf einer Seite direkten Zugriff erlaubte, während der zweite Happen von einem rechteckigen Loch versperrt wurde. Der visuelle Eindruck war also ein ganz anderer als zuvor – Ergebnisse assoziativen Lernens würden hier nicht weiterhelfen. Für die drei bereits erprobten Kandidaten war es dennoch ein Leichtes, sich richtig zu entscheiden. Zum Vergleich: In einer kürzlich durchgeführten Studie waren Menschenaffen dazu nicht in der Lage – ebenso wenig wie die drei Artgenossen der Krähen, die bereits beim Röhrenproblem versagt hatten.
"Die Krähen scheinen diese komplexe Aufgabe dadurch zu lösen, dass sie die kausalen Zusammenhänge erkennen", erklärt Teamleiter Russell Gray. Allerdings hatten die Tiere jeweils über hundert Versuche gebraucht, bevor sie die Röhrenfalle enttarnten, und den unten offenen Durchlass entschlüsselten sie offenbar gar nicht. Das kognitive Verständnis sei wohl nicht ganz so hoch anzusiedeln wie beim Menschen, meint Gray. Entscheidend bleibt vielmehr: Neukaledonien-Krähen zeigen eine bislang als rein menschlich angenommene Fähigkeit. Und diese Einsicht über ein weiteres verlorenes Monopol tut Homo sapiens sicherlich gut.
So sind Menschenaffen, Rabenvögel und Co durchaus in der Lage, bestimmte Umstände miteinander in Beziehung zu setzen und diese Erfahrung in einer vergleichbaren Situation auch zu nutzen. Dabei allerdings könnte es sich schlicht um assoziatives Lernen handeln, durch das sie die Bedingungen mental verknüpft haben, ohne der Sache wirklich auf den Grund gegangen zu sein. Ändern sich dann jedoch manche der äußeren Faktoren, hilft ihnen ihr bis dahin erworbenes Wissen nicht mehr weiter, weil sie es nicht auf die neue Situation übertragen können.
Tierische Transferleistungen? Bislang Fehlanzeige
Ganz anders sieht es aus für jemanden, der Ursache und Wirkung erkannt hat: Diese Kenntnis greift viel tiefer und sollte sich beispielsweise offenbaren, wenn dasselbe Prinzip in anderem Umfeld auftaucht – wer dann die richtige Lösung findet, hat den Clou kapiert.
Nun zeigen verschiedene Tierarten in unterschiedlichen Versuchen durchaus einen Draht zu kausal wichtigen Elementen oder Strukturen. So richtig zu belegen, dass auch sie, wie der Mensch, Ursachenforschung betreiben, gelang ihnen allerdings noch nicht: Sie versagten bisher alle in der als Kontrolle eingesetzten Transferleistung.
Bis nun Alex Taylor von der University of Auckland und seine Kollegen Neukaledonische Krähen (Corvus moneduloides) in den Ring schickten. Die Tiere sind talentierte Werkzeugmacher, die mit Zweigen oder penibel mit dem Schnabel zugeschnittenen Blattstückchen in Astlöchern nach Beute angeln und dabei auch widrige Widerstände umschiffen. In verschiedenen Laborexperimenten haben sie die sprichwörtliche Intelligenz von Rabenvögeln eindrucksvoll bewiesen – und glänzten auch dieses Mal.
Taylor und seine Mitarbeiter konfrontierten die Krähen mit einer Plexiglasröhre, an der sie im Boden zwei Becher montierten. Nur einer davon war allerdings offen – je nachdem, in welche Richtung der Vogel den dazwischen platzierten begehrten Leckerbissen mit dem zur Verfügung gestellten Stöckchen zerrte, konnte er also auf Nimmerwiedersehen in der Falle verschwinden. Indem die Forscher in verschiedenen Versuchsreihen Farbmerkmale und sonstige Hinweise auf die Falle variierten, konnten sie feststellen, ob die Tiere das Prinzip "Loch" erkannten oder einfach nur bestimmte Farbkombinationen als Wegweiser nutzten.
Tatsächlich bewältigten drei von sechs frisch eingefangenen Krähen die Aufgabe, ohne sich offensichtlich an den Markierungen zu orientieren. Eine weitere Herausforderung allerdings schafften sie nicht: Als die Wissenschaftler auch den zweiten Becher öffneten, aber ihn nach unten durchlässig machten, so dass das Fleischstückchen durchrutschen konnte, rangierten die Vögel ratlos ihre Belohnung zwischen den Löchern hin und her. Die Erkenntnis, dass sie ihnen auf der einen Seite entgegen fallen würde, gelang ihnen also nicht.
Krähe schlägt Affe
Dafür bewiesen sie in der nächsten Runde die erhoffte Transferleistung: Wieder ging es darum, die Falle vor einem Leckerbissen zu erkennen, doch dieses Mal nicht in einer Röhre, sondern frei auf einer geteilten Platte, die auf einer Seite direkten Zugriff erlaubte, während der zweite Happen von einem rechteckigen Loch versperrt wurde. Der visuelle Eindruck war also ein ganz anderer als zuvor – Ergebnisse assoziativen Lernens würden hier nicht weiterhelfen. Für die drei bereits erprobten Kandidaten war es dennoch ein Leichtes, sich richtig zu entscheiden. Zum Vergleich: In einer kürzlich durchgeführten Studie waren Menschenaffen dazu nicht in der Lage – ebenso wenig wie die drei Artgenossen der Krähen, die bereits beim Röhrenproblem versagt hatten.
"Die Krähen scheinen diese komplexe Aufgabe dadurch zu lösen, dass sie die kausalen Zusammenhänge erkennen", erklärt Teamleiter Russell Gray. Allerdings hatten die Tiere jeweils über hundert Versuche gebraucht, bevor sie die Röhrenfalle enttarnten, und den unten offenen Durchlass entschlüsselten sie offenbar gar nicht. Das kognitive Verständnis sei wohl nicht ganz so hoch anzusiedeln wie beim Menschen, meint Gray. Entscheidend bleibt vielmehr: Neukaledonien-Krähen zeigen eine bislang als rein menschlich angenommene Fähigkeit. Und diese Einsicht über ein weiteres verlorenes Monopol tut Homo sapiens sicherlich gut.
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