Kognition: Der Wettstreit
Schimpansen sind schlaue Tiere. Doch im direkten Vergleich mit Menschenkindern kommen bestimmte ihrer sozialen Fähigkeiten nicht allzu gut weg: Die Leichtigkeit sozialen Lernens und sozialer Kognition scheint eine typisch menschliche Leistung zu sein.
Früher war das Leben einfach: Der Mensch sah sich als Krone der Schöpfung, seine Umwelt untertan. Die menschliche Überlegenheit in Sachen Intelligenz und Kultur schien allzu sicher. Lange galten darum die geistigen und sozialen Fähigkeiten des Menschen als einzigartig, als Trennungslinie zwischen Mensch und Tier.
Aber die Primatenforschung der letzten Jahrzehnte zeigte, dass auch Schimpanse und Co durchaus in der Lage sind, von ihren Artgenossen zu lernen oder Handlungsfolgen abzuschätzen. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier schrumpfte immer weiter zusammen.
Eine Forschergruppe um Esther Herrmann vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig bietet nun eine mögliche Antwort. Die Entwicklungspsychologin unterzog Mensch und Tier einer Reihe ausgeklügelter Tests. Über einhundert Schimpansen (Pan troglodytes) und 35 Orang-Utans (Pongo pygmaeus) aus Reservaten im Kongo, in Uganda und Indonesien traten gegen 105 deutsche Kleinkinder von zweieinhalb Jahren an. In einer ganzen Batterie von Versuchen ermittelten die Forscher mit ihnen, ob es wirklich spezifische kognitive Unterschiede zwischen den Arten gibt.
Die Forscher machten es ihren Probanden nicht leicht: Sie versteckten die Belohnung nicht nur, sie verschoben auch die Becher oder verdrehten gleich das ganze Brett, auf dem sie standen. So wollten die Forscher das räumliche Verständnis ihrer Teilnehmer testen. Auch einfacher Werkzeuggebrauch und leichte Additionsaufgaben standen auf dem Übungsplan: Unter welchem Hütchen liegen mehr Erdnüsse? Und wie komme ich an die begehrte Belohnung, wenn sie in einem Plastikrohr verschlossen ist?
Doch die Probanden waren nicht ganz auf sich allein gestellt. Bei manchen Aufgaben gaben die Studienleiter Hilfestellung: Sie machten Lösungswege vor, blickten direkt auf den Becher, unter dem sich die Belohnung verbarg oder zeigten mit ihrem Finger darauf. So wollten sie ermitteln, ob Mensch und Tier auch soziale Hinweise deuten und richtig umsetzen konnten.
Doch wenn es darum ging, die Intentionen des Studienleiters zu deuten oder den Werkzeuggebrauch nachzuahmen, lagen die Menschenkinder ganz klar vorn: Sie lösten drei Viertel der gestellten Aufgaben mit Bravour – während die beiden Affenarten nur auf schlappe 33 Prozent kamen. Statt das Plastikrohr etwa wie von den Studienleitern vorgeführt an den Enden mit den Fingern aufzumachen, um an ihre Nahrung zu kommen, versuchten sie, es zu zerstören oder aufzubeißen.
Die Kinder jedoch hatten keine Schwierigkeiten, die einmal beobachtete Methode nachzuahmen. "Die Kinder verstanden die nonverbale Kommunikation sehr viel besser als die Affen", erklärt Herrmann: "Sie ahmten die Problemlösungswege, die von einer anderen Person vorgemacht wurden, nach und verstanden deren Absichten."
Der Unterschied zwischen Affe und Mensch liege daher nicht in einer allgemein höheren Intelligenz begründet, die man angesichts der Hirngröße vermuten könnte, sondern in dem besseren Verständnis sozialer Kommunikation und Regeln. Menschen könnten im Vergleich mit ihren nächsten Verwandten einfach besser voneinander lernen und die Intentionen ihres Gegenübers deuten, folgern Herrmann und ihr Team. Nur so könne es uns gelingen, die komplexen Regeln in unseren Gesellschaften zu verstehen und uns mit deren Hilfe weiteres Wissen anzueignen.
Aber die Primatenforschung der letzten Jahrzehnte zeigte, dass auch Schimpanse und Co durchaus in der Lage sind, von ihren Artgenossen zu lernen oder Handlungsfolgen abzuschätzen. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier schrumpfte immer weiter zusammen.
Dennoch glauben Anthropologen an einen entscheidenden Unterschied. Schließlich ist das menschliche Gehirn dreimal so groß wie das unserer nächsten Verwandten. Aber warum? Nutzen wir die grauen Zellen möglicherweise nur, um uns besser in großen Kulturgruppen zurechtzufinden, um Riten und Regeln zu erlernen und zu befolgen? Ist der Erfolg der menschlichen Spezies also auf das Sozialgefüge zurückzuführen? Oder sind wir vielleicht dank der umfangreichen Hirnmasse doch irgendwie intelligenter als unsere nächsten Verwandten?
Eine Forschergruppe um Esther Herrmann vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig bietet nun eine mögliche Antwort. Die Entwicklungspsychologin unterzog Mensch und Tier einer Reihe ausgeklügelter Tests. Über einhundert Schimpansen (Pan troglodytes) und 35 Orang-Utans (Pongo pygmaeus) aus Reservaten im Kongo, in Uganda und Indonesien traten gegen 105 deutsche Kleinkinder von zweieinhalb Jahren an. In einer ganzen Batterie von Versuchen ermittelten die Forscher mit ihnen, ob es wirklich spezifische kognitive Unterschiede zwischen den Arten gibt.
Dazu setzten sie die Kinder und ihre tierischen Mitstreiter jeweils getrennt vor eine Apparatur mit dem bekannten Hütchenspiel: Unter drei farbigen Bechern verbarg sich jeweils eine Belohnung. Eine halbe Erdnuss für die Affen, ein kleines Spielzeug für die Kinder.
Die Forscher machten es ihren Probanden nicht leicht: Sie versteckten die Belohnung nicht nur, sie verschoben auch die Becher oder verdrehten gleich das ganze Brett, auf dem sie standen. So wollten die Forscher das räumliche Verständnis ihrer Teilnehmer testen. Auch einfacher Werkzeuggebrauch und leichte Additionsaufgaben standen auf dem Übungsplan: Unter welchem Hütchen liegen mehr Erdnüsse? Und wie komme ich an die begehrte Belohnung, wenn sie in einem Plastikrohr verschlossen ist?
Doch die Probanden waren nicht ganz auf sich allein gestellt. Bei manchen Aufgaben gaben die Studienleiter Hilfestellung: Sie machten Lösungswege vor, blickten direkt auf den Becher, unter dem sich die Belohnung verbarg oder zeigten mit ihrem Finger darauf. So wollten sie ermitteln, ob Mensch und Tier auch soziale Hinweise deuten und richtig umsetzen konnten.
Die Ergebnisse mögen manche verblüffen: Das Verständnis in Bezug auf räumliche Wahrnehmung, die Ermittlung von Quantitäten oder das Erkennen von Kausalität war bei Kleinkind, Schimpanse und Orang-Utan etwa gleich stark ausgeprägt. Schimpansen und Kinder lösten die Aufgaben im Schnitt zu 68 Prozent, die Orang-Utans immerhin noch zu knapp 60 Prozent. In manchen Gebieten brillierten gar die Schimpansen noch vor den Menschenkindern: So konnten sie beim klassischen Hütchenspiel, bei dem die Becher untereinander vertauscht werden, wesentlich häufiger die versteckte Belohnung wiederfinden.
Doch wenn es darum ging, die Intentionen des Studienleiters zu deuten oder den Werkzeuggebrauch nachzuahmen, lagen die Menschenkinder ganz klar vorn: Sie lösten drei Viertel der gestellten Aufgaben mit Bravour – während die beiden Affenarten nur auf schlappe 33 Prozent kamen. Statt das Plastikrohr etwa wie von den Studienleitern vorgeführt an den Enden mit den Fingern aufzumachen, um an ihre Nahrung zu kommen, versuchten sie, es zu zerstören oder aufzubeißen.
Die Kinder jedoch hatten keine Schwierigkeiten, die einmal beobachtete Methode nachzuahmen. "Die Kinder verstanden die nonverbale Kommunikation sehr viel besser als die Affen", erklärt Herrmann: "Sie ahmten die Problemlösungswege, die von einer anderen Person vorgemacht wurden, nach und verstanden deren Absichten."
Der Unterschied zwischen Affe und Mensch liege daher nicht in einer allgemein höheren Intelligenz begründet, die man angesichts der Hirngröße vermuten könnte, sondern in dem besseren Verständnis sozialer Kommunikation und Regeln. Menschen könnten im Vergleich mit ihren nächsten Verwandten einfach besser voneinander lernen und die Intentionen ihres Gegenübers deuten, folgern Herrmann und ihr Team. Nur so könne es uns gelingen, die komplexen Regeln in unseren Gesellschaften zu verstehen und uns mit deren Hilfe weiteres Wissen anzueignen.
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