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Lebensraum: Klimawandel treibt Schmetterlinge in höhere Gefilde

Forschende haben die Verbreitung von rund 119 Schmetterlingsarten im österreichischen Bundesland Salzburg über einen Zeitraum von 70 Jahren analysiert. Seit Beginn haben sich deren Lebensräume um mehr als 300 Meter bergauf verlagert – besonders deutlich waren die Anstiege seit dem Jahr 2000.
Ein Randring-Perlmuttfalter sitzt auf einer Blume
Der Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia) lebt vorzugsweise auf Feuchtwiesen und am Rand von Mooren. Die Raupen leben tagsüber versteckt am Boden und klettern nur nachts zum Fressen auf ihre »Brut-und-Futter-Pflanze«, den Wiesen-Knöterich.

Der Klimawandel bedroht nicht nur die Artenvielfalt, er trägt auch entscheidend dazu bei, dass sich Lebensräume von Tieren und Pflanzen verschieben. Anhand von rund 30 000 Schmetterlings- und Bärenspinner-Aufzeichnungen konnten Forscherinnen und Forscher die Veränderung der Lebensräume von 119 Arten im österreichischen Bundesland Salzburg nachvollziehen. Die im Fachjournal »Science of the Total Environment« erschienenen Ergebnisse zeigen, dass sich die Schmetterlinge über einen Zeitraum von sieben Jahrzehnten im Schnitt um mehr als 300 Meter bergaufwärts bewegt haben – von 510 Metern über dem Meeresspiegel in den ersten Jahrzehnten auf 819 Meter in den letzten Jahren. Dies entspricht einer jährlichen Höhenverschiebung von 4,5 Metern. Besonders deutliche Anstiege gab es seit dem Jahr 2000. Die Forschenden gehen davon aus, dass die Arten zunächst die Veränderungen des Klimas abpufferten, jedoch bei weiteren klimatischen Veränderungen reagierten und in höher gelegene, kühlere Regionen auswichen.

»Wir fanden, dass besonders die mobilen Arten, die noch weit verbreitet sind, auf die klimatischen Veränderungen reagieren«, sagt Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts. Hingegen seien sehr spezialisierte Arten meist recht standorttreu. »Sie sind in ihren Lebensräumen gefangen, da die intensiv bewirtschaftete Landschaft eine Wanderung dieser Arten kaum noch zulässt«, erklärt Thomas Schmitt.

Dies bestätigt die Beobachtung, dass anpassungsfähige und mobile Arten mit einem breiten ökologischen Spektrum besser mit den Veränderungen durch den Klimawandel umgehen können als spezialisierte und sesshafte Arten. Wie sich zeigte, wurde bei 76 Arten über die Zeit die Verteilung der Schmetterlinge in den höheren Gebieten gleichmäßiger. Eventuell haben sich also die Tiere in jüngerer Zeit besser an die neuen Höhenlagen angepasst. Bei 68 Arten wurde jedoch eine Einschränkung des Verbreitungsgebiets in den höheren Lagen festgestellt.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass der Rückzug aus den niedrig gelegenen Regionen Salzburgs möglicherweise nicht ausschließlich auf den Klimawandel zurückzuführen ist, sondern auch darauf, dass hochwertige Lebensräume durch intensive Landwirtschaft zerstört würden, Siedlungsgebiete sich ausbreiteten und Industrie und Verkehr immer weiter zunähmen. Die Verschiebungen der oberen Verbreitungsgrenzen der Schmetterlinge hingegen seien ausschließlich auf die klimatischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte zurückzuführen. »Diese Erkenntnis unterstreicht die dringende Notwendigkeit, die Landschaft ökologischer zu bewirtschaften und mehr Naturschutzgebiete zu schaffen, um auch diesen Arten eine Anpassung an den Klimawandel zu ermöglichen«, sagt Jan Christian Habel von der Paris Lodron Universität Salzburg, Erstautor der Studie.

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