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Alleinsein : »Me-Time« schlägt »Isolation«

Ob allein verbrachte Zeit die Stimmung hebt oder senkt, hängt auch davon ab, wie wir sie nennen.
Eine Frau sitzt auf einer Fensterbank und blickt nach draußen. Sie trägt einen orangefarbenen Pullover und blaue Jeans, hält eine Tasse in der Hand und hat ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß. Neben ihr steht eine kleine Pflanze. Durch das Fenster sind grüne Blätter zu sehen, die auf einen Garten oder einen Baum hinweisen.
Zeit für einen selbst muss sich nicht einsam anfühlen.

Zeit allein zu verbringen, kann angenehm sein – oder bedrückend. Wie wir Phasen ohne Gesellschaft empfinden, hängt offenbar auch davon ab, wie sie bezeichnet werden. Das belegt eine Untersuchung der Psychologin Micaela Rodriguez von der University of Michigan, die Anfang 2025 erschien.

Die Forscherin befragte mit ihrem Kollegen Scott Campbell von der Ohio State University 500 Teilnehmende dazu, wie sie verschiedene Begriffe für das Alleinsein bewerteten. Am besten schnitt die Bezeichnung »Me-Time« ab – auf Deutsch etwa: »Zeit für mich selbst«. Dieses Wort weckte positive Gefühle und schien den Probandinnen und Probanden auch gesellschaftlich erwünscht zu sein. Etwas schlechter schnitt der Begriff »Alleinsein« ab. Auf dem letzten Platz landete das englische Wort »isolation«, was auf Deutsch auch mit »Abgeschiedenheit« übersetzt werden kann. Selbst dieser Begriff, obgleich Schlusslicht in der Liste, war bei den Befragten nicht durchgängig negativ besetzt.

In einem anschließenden Experiment wurden 176 Studierende gebeten, sich 30 Minuten lang allein an einem Ort ihrer Wahl aufzuhalten. Auch digitale Kommunikation sollte unterbleiben. Davor und danach gaben die Teilnehmenden Auskunft darüber, wie sie sich fühlten.

Wurde dieser Zeitraum zuvor von den Forschenden als »Me-Time« tituliert, nahmen positive Emotionen zu, während einer »Isolation« hingegen ab. Negative Gefühle schwanden allerdings unter beiden Bedingungen, wenn auch effektiver während der »Me-Time«. Somit können schon kleine sprachliche Variationen das Wohlbefinden beeinflussen, schlussfolgern die Studienleiter. Dies könne ein einfacher Weg sein, um die Selbstfürsorge im Alltag zu stärken.

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  • Quellen
Cognition and Emotion 10.1080/02699931.2024.2445080, 2025

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