Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen: Mehr als nur Raucherhusten
Sie sind eine Qual für die Patienten, teuer für die Gesellschaft, nicht heilbar und in Deutschland die siebthäufigste Todesursache - dabei ließen sich die unter dem Kürzel COPD firmierenden Krankheiten in fast allen Fällen von vornherein vermeiden.
Es beginnt recht harmlos mit einem Husten – der meist als einfache Erkältung abgetan wird. Aber er erweist sich als ausgesprochen hartnäckig und geht über Monate hinweg einfach nicht vorüber. Dann wird es langsam schlimmer: Treppen scheinen sich immer höher aufzutürmen und werden ein nahezu unüberwindliches Hindernis, weil die Puste allzu schnell ausgeht, die Fahrt mit dem Rad zum Bäcker um die Ecke pumpt vollkommen aus, und schließlich werden selbst leichte Arbeiten wie Staubsaugen zu einer entsetzlich anstrengenden Angelegenheit. In der Regel wird erst jetzt ein Arzt konsultiert. Dann ist es aber meist schon viel zu spät, und die zunächst einmal etwas kryptische Diagnose lautet: COPD.
Hinter dem Kürzel, das für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (chronic obstructive pulmonary diseases) steht, verbirgt sich eine Gruppe von Krankheiten, die alle dieselben Symptome zeigen: Husten, vermehrten Auswurf, verengte Atemwege und Atemnot, wobei diese im Anfangsstadium nur unter Belastung auftritt. In erster Linie gehören hierzu die chronisch obstruktive Bronchitis, also eine dauerhafte Entzündung der Bronchien mit Husten und Auswurf, und das Lungenemphysem, eine irreversible Aufblähung der Lungenbläschen, bei der diese letztendlich zerstört werden.
Das Problem der COPD: Sie beginnen schleichend, werden mit der Zeit immer schlimmer, und ab einem bestimmten Stadium sind die krankhaften Veränderungen in der Lunge nicht mehr heilbar – sehr häufig werden sie erst in diesem Stadium diagnostiziert. Denn die Patienten wollen den Leistungsabfall lange nicht wahr haben, nehmen die ersten Anzeichen nicht ernst und kompensieren die Atembeschwerden oftmals, indem sie einfach jeglicher körperlicher Anstrengung aus dem Weg gehen. Festgestellt wird die Krankheit oft erst im Zusammenhang mit hartnäckigen Infektionen oder bei akuten Anfällen von Atemnot, bei denen der Patient Angst hat, zu ersticken.
Risiko Rauchen
Nur sehr selten entwickelt sich eine COPD durch das dauerhafte Einatmen von Stäuben oder Gasen oder auf Grund einer genetischen Veranlagung. Fast alle Fälle haben eine einzige Ursache: Rauchen. Dabei tritt die Krankheit keineswegs selten auf. Sie befällt etwa jeden vierten Raucher, Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Und das Erkrankungsrisiko steigt, je länger und je mehr der Betreffende zum Glimmstängel greift. Auch Nichtraucher werden nicht verschont, wenn sie, wie beispielsweise Kneipenwirte, häufig den Qualm anderer einatmen müssen.
In den Bronchien machen sich vor allem die zahlreichen Oxidantien aus dem Tabakrauch ans zerstörerische Werk. Sie lösen dort Entzündungsreaktionen aus und aktivieren körpereigene Fresszellen, die Makrophagen, die ihrerseits das Lungengewebe zerfressen. Auch der Selbstreinigungsmechanismus der Bronchien gerät aus dem Lot. Normalerweise transportieren hier feine Flimmerhärchen zusammen mit dem Bronchialschleim Fremdkörper nach außen, doch der Rauch zerstört mit der Zeit diese Flimmerhärchen und verstärkt die Schleimproduktion. Die Folge: In den Bronchien blubbert der Schleim, und der Patient schnappt nach Luft.
Quälende Atemnot
Die Lunge verschlechtert sich nun zusehends. Im Endstadium können die Atembeschwerden so schlimm werden, dass der Patient ständig mit Sauerstoff versorgt werden muss. Ein kleines, tragbares Gerät verschafft ihm etwas Lebensqualität: Damit kann er für rund zwei bis acht Stunden auch einmal die Wohnung verlassen.
Medikamente lindern zwar die Beschwerden des Patienten, sie können aber die einmal abgebaute Lungenfunktion nicht wiederherstellen. Im Gegenteil: Bessert sich die Atmung unter einer Therapie, war die Diagnose COPD schlicht falsch.
Die immer wiederkehrende Atemnot ist nicht nur im akuten Moment beängstigend, sondern hat auch noch weiter reichende Folgen: Da sich die Patienten ihretwegen immer mehr um jegliche körperliche Anstrengung drücken, baut sich infolge der fehlenden Belastung die Muskulatur ab, und das Herz-Kreislauf-System wird immer schwächer – der Allgemeinzustand des Patienten verschlechtert sich noch mehr. Viele Patienten werden schließlich auch depressiv.
Zermürbend wirken auch die immer wieder schlagartig auftretenden Krankheitsausbrüche – sie gelten als fester Bestandteil des Syndroms. Dabei kann die Atemnot so schlimm werden, dass dem Patienten das Bewusstsein schwindet und er ins Koma fällt – dann hilft nur noch das Krankenhaus oder sogar die Intensivstation.
Schließlich zerstört der Rauch auch die Lungenbläschen – es bilden sich größere, schlaffe, funktionslose Blasen, welche die ganze Lunge durchsetzen können. In ganz schweren Fällen versucht man, die zerstörten Areale durch einen chirurgischen Eingriff zu entfernen – ein schwieriges Unterfangen, da meist die ganzen Lunge betroffen ist. Allerletzter Ausweg kann eine Lungentransplantation sein.
Der beste Schutz: Rauchstopp
Eine Heilung bleibt – zumindest im Moment – ausgeschlossen. Schutz bietet nur eine einzige Maßnahme: die Verbannung des Glimmstängels. Schon drei Tage nach einem Rauchstopp fällt das Atmen leichter. Innerhalb eines Jahres erholt sich die Lunge – vor allem bei Frauen, die gegenüber einer COPD viel anfälliger reagieren als Männer.
Der Verzicht fällt allerdings schwer – Nikotin macht süchtig. Daher sind Tabakentwöhnungsprogramme fester Bestandteil der Rehabilitationsmaßnahmen. Auch körperliches Training mit zugehöriger Patientenschulung können die Lebensqualität und Belastbarkeit der Betroffenen verbessern. Unterstützend wirkt eine Atemtherapie und eine Ernährungsberatung.
Auch ein ökonomisches Problem
Die Krankheit ist eine menschliche Tragödie: In Deutschland leiden etwa zehn bis fünfzehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung an einer COPD, hinzu kommen etliche unerkannte Fälle. An den Folgen starben in Deutschland im Jahr 2005 rund 12 400 Männer und fast 8500 Frauen – damit gilt COPD in Deutschland die siebthäufigste Todesursache. Weltweit steht das Leiden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation in der Rangliste der Todesursachen sogar auf Platz fünf, Tendenz steigend.
Die hohe Morbidität und Mortalität wirken sich auch ökonomisch aus: COPD verursachen enorme Gesundheitskosten, und durch die krankheitsbedingten Arbeitsausfälle – in Deutschland werden pro Jahr etwa 3,1 Millionen Menschen infolge einer COPD arbeitsunfähig – und den frühzeitigen Tod zahlt auch die Gesellschaft ihren Tribut. So kostet ein COPD-Patient allein den gesetzlichen Krankenkassen jedes Jahr knapp 2000 Euro, der Volkswirtschaft rund 3000 Euro.
COPD sind demnach teure Erkrankungen, die auch in Deutschland immer noch zu selten diagnostiziert und zu wenig behandelt werden. Zur Zeit raucht in Deutschland gut ein Drittel der Bevölkerung – potenzielle COPD-Patienten, die es prinzipiell in der Hand haben, durch einen Verzicht auf ein kurzes Vergnügen einem langsamen, quälenden Tod aus dem Weg zu gehen.
Hinter dem Kürzel, das für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (chronic obstructive pulmonary diseases) steht, verbirgt sich eine Gruppe von Krankheiten, die alle dieselben Symptome zeigen: Husten, vermehrten Auswurf, verengte Atemwege und Atemnot, wobei diese im Anfangsstadium nur unter Belastung auftritt. In erster Linie gehören hierzu die chronisch obstruktive Bronchitis, also eine dauerhafte Entzündung der Bronchien mit Husten und Auswurf, und das Lungenemphysem, eine irreversible Aufblähung der Lungenbläschen, bei der diese letztendlich zerstört werden.
Das Problem der COPD: Sie beginnen schleichend, werden mit der Zeit immer schlimmer, und ab einem bestimmten Stadium sind die krankhaften Veränderungen in der Lunge nicht mehr heilbar – sehr häufig werden sie erst in diesem Stadium diagnostiziert. Denn die Patienten wollen den Leistungsabfall lange nicht wahr haben, nehmen die ersten Anzeichen nicht ernst und kompensieren die Atembeschwerden oftmals, indem sie einfach jeglicher körperlicher Anstrengung aus dem Weg gehen. Festgestellt wird die Krankheit oft erst im Zusammenhang mit hartnäckigen Infektionen oder bei akuten Anfällen von Atemnot, bei denen der Patient Angst hat, zu ersticken.
Risiko Rauchen
Nur sehr selten entwickelt sich eine COPD durch das dauerhafte Einatmen von Stäuben oder Gasen oder auf Grund einer genetischen Veranlagung. Fast alle Fälle haben eine einzige Ursache: Rauchen. Dabei tritt die Krankheit keineswegs selten auf. Sie befällt etwa jeden vierten Raucher, Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Und das Erkrankungsrisiko steigt, je länger und je mehr der Betreffende zum Glimmstängel greift. Auch Nichtraucher werden nicht verschont, wenn sie, wie beispielsweise Kneipenwirte, häufig den Qualm anderer einatmen müssen.
Der enge Zusammenhang zwischen Rauchen und COPD überrascht kaum, schließlich hat es der blaue Dunst in sich: Mehrere Tausend verschiedener Substanzen, die zum Teil erst bei der Verbrennung des Tabaks entstehen, machen sich mit dem Rauch in der Lunge breit. Über 70 dieser Stoffe erzeugen Krebs, und rund 250 Substanzen sind giftig – ein tödlicher Cocktail.
In den Bronchien machen sich vor allem die zahlreichen Oxidantien aus dem Tabakrauch ans zerstörerische Werk. Sie lösen dort Entzündungsreaktionen aus und aktivieren körpereigene Fresszellen, die Makrophagen, die ihrerseits das Lungengewebe zerfressen. Auch der Selbstreinigungsmechanismus der Bronchien gerät aus dem Lot. Normalerweise transportieren hier feine Flimmerhärchen zusammen mit dem Bronchialschleim Fremdkörper nach außen, doch der Rauch zerstört mit der Zeit diese Flimmerhärchen und verstärkt die Schleimproduktion. Die Folge: In den Bronchien blubbert der Schleim, und der Patient schnappt nach Luft.
Quälende Atemnot
Die Lunge verschlechtert sich nun zusehends. Im Endstadium können die Atembeschwerden so schlimm werden, dass der Patient ständig mit Sauerstoff versorgt werden muss. Ein kleines, tragbares Gerät verschafft ihm etwas Lebensqualität: Damit kann er für rund zwei bis acht Stunden auch einmal die Wohnung verlassen.
Medikamente lindern zwar die Beschwerden des Patienten, sie können aber die einmal abgebaute Lungenfunktion nicht wiederherstellen. Im Gegenteil: Bessert sich die Atmung unter einer Therapie, war die Diagnose COPD schlicht falsch.
Die immer wiederkehrende Atemnot ist nicht nur im akuten Moment beängstigend, sondern hat auch noch weiter reichende Folgen: Da sich die Patienten ihretwegen immer mehr um jegliche körperliche Anstrengung drücken, baut sich infolge der fehlenden Belastung die Muskulatur ab, und das Herz-Kreislauf-System wird immer schwächer – der Allgemeinzustand des Patienten verschlechtert sich noch mehr. Viele Patienten werden schließlich auch depressiv.
Zermürbend wirken auch die immer wieder schlagartig auftretenden Krankheitsausbrüche – sie gelten als fester Bestandteil des Syndroms. Dabei kann die Atemnot so schlimm werden, dass dem Patienten das Bewusstsein schwindet und er ins Koma fällt – dann hilft nur noch das Krankenhaus oder sogar die Intensivstation.
Schließlich zerstört der Rauch auch die Lungenbläschen – es bilden sich größere, schlaffe, funktionslose Blasen, welche die ganze Lunge durchsetzen können. In ganz schweren Fällen versucht man, die zerstörten Areale durch einen chirurgischen Eingriff zu entfernen – ein schwieriges Unterfangen, da meist die ganzen Lunge betroffen ist. Allerletzter Ausweg kann eine Lungentransplantation sein.
Der beste Schutz: Rauchstopp
Eine Heilung bleibt – zumindest im Moment – ausgeschlossen. Schutz bietet nur eine einzige Maßnahme: die Verbannung des Glimmstängels. Schon drei Tage nach einem Rauchstopp fällt das Atmen leichter. Innerhalb eines Jahres erholt sich die Lunge – vor allem bei Frauen, die gegenüber einer COPD viel anfälliger reagieren als Männer.
Der Verzicht fällt allerdings schwer – Nikotin macht süchtig. Daher sind Tabakentwöhnungsprogramme fester Bestandteil der Rehabilitationsmaßnahmen. Auch körperliches Training mit zugehöriger Patientenschulung können die Lebensqualität und Belastbarkeit der Betroffenen verbessern. Unterstützend wirkt eine Atemtherapie und eine Ernährungsberatung.
Auch ein ökonomisches Problem
Die Krankheit ist eine menschliche Tragödie: In Deutschland leiden etwa zehn bis fünfzehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung an einer COPD, hinzu kommen etliche unerkannte Fälle. An den Folgen starben in Deutschland im Jahr 2005 rund 12 400 Männer und fast 8500 Frauen – damit gilt COPD in Deutschland die siebthäufigste Todesursache. Weltweit steht das Leiden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation in der Rangliste der Todesursachen sogar auf Platz fünf, Tendenz steigend.
Die hohe Morbidität und Mortalität wirken sich auch ökonomisch aus: COPD verursachen enorme Gesundheitskosten, und durch die krankheitsbedingten Arbeitsausfälle – in Deutschland werden pro Jahr etwa 3,1 Millionen Menschen infolge einer COPD arbeitsunfähig – und den frühzeitigen Tod zahlt auch die Gesellschaft ihren Tribut. So kostet ein COPD-Patient allein den gesetzlichen Krankenkassen jedes Jahr knapp 2000 Euro, der Volkswirtschaft rund 3000 Euro.
COPD sind demnach teure Erkrankungen, die auch in Deutschland immer noch zu selten diagnostiziert und zu wenig behandelt werden. Zur Zeit raucht in Deutschland gut ein Drittel der Bevölkerung – potenzielle COPD-Patienten, die es prinzipiell in der Hand haben, durch einen Verzicht auf ein kurzes Vergnügen einem langsamen, quälenden Tod aus dem Weg zu gehen.
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