Treibhausgas: Mehr Biber bedeuten mehr Methan
Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert waren Biberfelle gesucht und teuer, was fast zur Ausrottung der Nagerpopulationen geführt hat – und dies sowohl in Nordamerika (der Heimat von Castor canadensis) wie auch in Eurasien (wo Castor fiber verbreitet ist). Nachdem das Fallenstellen begrenzt wurde, konnten Biber dann wieder in die natürlichen Lebensräume eingeführt werden. Seitdem nehmen Populationen wieder allmählich zu – allerdings mit einem Nebeneffekt, der bisher kaum berücksichtigt wurde: Die Tiere stauen Wasserläufe zu flachen, stehenden Gewässern und schaffen damit ideale Bedingungen für die Entstehung des klimaschädlichen Methangases. Heute, schätzt Colin Whitfield von der University of Saskatchewan in Kanada, ist die Belastung durch das Treibhausgas aus Biberseen 200-mal höher als noch im Jahr 1900.
Die von Bibern eingedämmten Gewässer sind oft flache, sauerstoffarme Teiche, in denen Kohlenstoff aus organischem Material in Mengen umgesetzt wird, die dann nicht mehr im Teichwasser gelöst bleiben. Der daraus resultierende Beitrag zum Treibhausgaseffekt sei durchaus nicht vernachlässigbar, wie das kanadische Forscherteam vorrechnet. Dazu schätzte es die Größe der aktuellen Biberpopulation weltweit und die Flächen von Biberseen: Insgesamt hätten die putzigen Pelztiere durch den Bau von Dämmen wohl mehr als 42 000 Quadratkilometer Teichflächen geschaffen und eine messbare Zunahme der Methanemissionen verursacht. Jährlich 800 Millionen Kilogramm Atmosphären-Methan gingen demnach am Ende des 20. Jahrhunderts auf das Konto der Biber-Aktivitäten; dies entspricht zirka 15 Prozent der Methanemissionen, die durch wild lebende wiederkäuende Tiere wie beispielsweise Hirsche und Antilopen produziert werden.
Damit sei aber vielleicht noch nicht einmal das Ende erreicht, so die Forscher weiter: Wenn weiter Bereiche ausgewiesen werden, in denen Biber Wasser stauen, so könnte dies – zusammen mit der erwarteten Temperaturerhöhung des Oberflächenwassers und den wahrscheinlichen Auswirkungen auf die Intensität der Methanogenese – die Situation weiter verschärfen. Zu unterschätzen sei der Beitrag der Biber zu den globalen Methanemissionen jedenfalls nicht, warnen die Wissenschaftler – ohne indes konkrete Vorschläge zur Lösung der Biberfrage zu machen.
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