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Umweltverschmutzung: Mit Krill gegen Mikroplastik?

Die Plastikverschmutzung der Meere nimmt stetig zu. Gegenmaßnahmen gibt es bislang keine. Doch kleine Krebstierchen könnten den Menschen helfen.
Krill genannte Krebstierchen bevölkern in Massen den Ozean

Wie viel Kunststoffmüll in den Weltmeeren schwimmt, ist unbekannt: Die Schätzungen schwanken zwischen mehreren hunderttausend bis zu Millionen Tonnen. Sicher ist jedoch, dass der Abfall in Form von Mikroplastik zunehmend in die Nahrungskette gelangt und sich darin anreichert. Nun scheint es aber, dass genau von dieser Seite das Problem vielleicht auch ein wenig reduziert werden könnte. Denn Krill nimmt das Mikroplastik nicht nur auf, das Krebstierchen kann es auch zumindest teilweise verdauen, wie Amanda Dawson von der Griffith University im australischen Nathan und ihr Team in "Nature Communications" schreiben. Die massenhaft im Plankton vorkommenden Krustentiere nehmen demnach Partikel unter fünf Millimeter Größe auf und scheiden sie dann in noch kleinerer Form im Mikrometerbereich wieder aus.

Dawson stieß zufällig auf diese Fähigkeit. Eigentlich wollte sie beobachten, wie sich der Plastikmüll toxisch auswirkt. Dazu versetzte sie Krillbecken mit Polyethylenkügelchen, die als Peelingbestandteil von Kosmetika oder Duschgels eingesetzt werden. Die Krebschen nahmen die winzigen Kügelchen jedoch als Teil der Nahrung auf, zersetzten sie teilweise in ihrem Gedärm und schieden sie noch winziger wieder aus. Im Schnitt waren die Partikel 78 Prozent kleiner als vorher; in Einzelfällen schrumpften sie sogar um bis zu 94 Prozent. In der Natur könnte der Effekt sogar noch größer sein, meint Dawson, denn die Kunststoffe sind selten "frisch". Stattdessen wurden sie bereits durch Salzwasser und Sonnenlicht angegriffen, wodurch sie vielleicht noch leichter vom Organismus umsetzbar sind.

Die Wissenschaftler haben jedoch nicht untersucht, wie sich diese Verdauungsleistung auf den Krill langfristig auswirkt beziehungsweise welche Folgen dieser Prozess für die Nahrungskette haben kann. Womöglich reichern sich die Abbauprodukte in den Organismen an, die dann beispielsweise die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Zudem könnten kleinere Planktonwesen Mikroplastik aufnehmen, denen dies zuvor nicht möglich war, weil die Abfälle zu groß waren – das Problem könnte sich dann noch weiter verbreiten. Ohnehin gibt es wohl keinen Ozeanbereich mehr, der nicht von der Vermüllung betroffen ist. Kunststoffe wurden auch schon in der Tiefsee und im polaren Eis nachgewiesen.

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