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Schlaf-wach-Rhythmus: Morgenmenschen leben länger

Eine große britische Langzeitstudie zeigt: Späte Chronotypen leiden eher unter Krankheiten wie Diabetes und Depressionen. Woran liegt das?
Frau streckt sich beim Aufstehen, der Wecker zeigt kurz nach sieben

Viele Nachteulen müssen morgens ins Büro, während ihre innere Uhr noch im Tiefschlaf liegt. Doch damit nicht genug, wie eine große britische Langzeitstudie nun zu Tage förderte. Abendmenschen entwickeln demnach häufiger körperliche oder psychische Erkrankungen und sterben in der Folge auch eher als Morgenmenschen. Das berichten die Neurologin Kristen Knutson von der Northwestern University in Chicago und der Chronobiologe Malcolm von Schantz von der britischen University of Surrey in der Fachzeitschrift »Chronobiology International«.

Die Daten stammen von mehr als 430 000 Briten im Alter von 38 bis 73 Jahren, die an der »UK Biobank«-Langzeitstudie teilnehmen und dabei wiederholt zahlreiche medizinische Untersuchungen durchlaufen. Unter anderem wurde dabei ihr Schlaf-wach-Rhythmus erfragt: Hielten sie sich eher für einen Morgen- oder einen Abendmenschen oder etwas dazwischen? Unter den ausgeprägten Eulen waren sechseinhalb Jahre später zehn Prozent mehr Teilnehmer verstorben als unter den ausgeprägten Lerchen, und das galt für Männer wie für Frauen. Unter den älteren Probanden war das Muster sogar noch deutlicher zu beobachten. Der Zusammenhang blieb auch dann bestehen, wenn andere Einflüsse wie Schlafdauer und sozioökonomischer Status herausgerechnet wurden.

Hinweise auf mögliche Ursachen für den Zusammenhang fanden die Forscher zuhauf. So ernährten sich Abendmenschen weniger gesund und litten häufiger unter Diabetes, neurologischen sowie Magen-Darm-Erkrankungen. Außerdem fanden die Forscher bei den Abendmenschen fast doppelt so viele psychische Störungen. Älteren Studien zufolge neigen »späte« Chronotypen eher zu Depressionen, Impulsivität, Drogenkonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Frühaufsteher.

Den Nachteulen mache aber vor allem der Mismatch zwischen innerer Uhr und von außen auferlegten Tagesrhythmen gesundheitlich zu schaffen, glauben die Autoren. Unter anderem beeinträchtige der stete soziale Jetlag den Glukosemetabolismus und die Genexpression. An einer kürzeren Schlafdauer allein könne es ihren Befunden zufolge nicht liegen. Denkbar sei hingegen, dass sich Abendmenschen vermehrt künstlichem Licht aussetzen, was wiederum die Melatoninproduktion störe. Auf diesem Weg könnten nächtliche Aktivitäten zu einer Insulinresistenz und somit zu Diabetes beitragen.

Einfach so umstellen lasse sich der Schlafrhythmus nicht, erläutern Knutson und von Schantz weiter. Denn der Chronotyp sei teils erblich bedingt. Ein wenig helfen könnten womöglich regelmäßige Schlafenszeiten sowie vermehrtes Tageslicht am Morgen, doch das gelte es noch zu testen. An erster Stelle fordern die beiden Autoren, die soziale Umwelt an die unterschiedlichen Bedürfnisse anzupassen, etwa Arbeitszeiten flexibel zu gestalten und die für Nachteulen belastende Umstellung auf die Sommerzeit zu überdenken.

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