News: Nasser Norden
Die Abflussmengen der großen Ströme unseres Kontinents haben in den letzten Jahrzehnten um einige Prozent zugenommen. Das könnte sich verheerend auf die Zirkulation der Ozeane und damit unser Klima auswirken.
Einen Strom vom Ausmaß des sibirischen Jenissei kann man sich hier in Mitteleuropa nur schwer vorstellen. 620 Kubikkilometer Wasser schüttet er jährlich ins Nordpolarmeer, das ist beinahe das Zehnfache der Menge, die der Rhein jedes Jahr der Nordsee spendet. Zusammen mit Lena, Ob, Pechora, Kolyma und Severnaya Dvina gehört der Jenissei damit zu den größten Flüssen des eurasischen Kontinents. Insgesamt liefern diese sechs Gewässer 40 Prozent des Wasserschüttung in das arktische Meer – eine Änderung des Abflussverhaltens sollte also nachhaltige Folgen zeigen.
Und die zeigen sich tatsächlich. Bruce Peterson vom Marine Biological Laboratory in Woods Hole und seine Kollegen analysierten die seit 1936 aufgezeichneten Abflussdaten der Ströme. Demnach stieg die jährliche Wassertransport seitdem um durchschnittlich zwei Kubikkilometer pro Jahr an. Damit fließen inzwischen 128 Kubikkilometer Wasser mehr ins Meer als zu Beginn der Aufzeichnungen, ein Zuwachs von insgesamt sieben Prozent.
Dahinter könnte die Klimaerwärmung stecken, denn es offenbarte sich eine enge Verknüpfung mit den ebenfalls gestiegenen Jahresmitteltemperaturen. Die Erklärung liegt auf der Hand: Erwärmt sich die Luft, kann sie mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Diese wird mit der globalen Luftzirkulation in den Norden transportiert, wo sie dann als Niederschlag in Form von Regen oder Schnee die Gewässer speist.
Die Folgen sind nicht zu unterschätzen. Steigt der Süßwassereintrag in das Nordpolarmeer weiter, womöglich noch unterstützt durch schmelzende Gletscher in Grönland und höhere Abflussmengen in anderen Regionen, wird sich der Salzgehalt des Meeres immer weiter senken. Nun findet genau hier jedoch die arktische Tiefenwasserbildung statt, bei der kaltes, salzreiches Wasser absinkt und in der Tiefe nach Süden strömt. Zum Gegenstrom dieser thermohalinen Zirkulation gehört auch der Golfstrom, der Mittel- und Nordeuropa Wärme bringt.
Süßt das Nordpolarmeer nun immer weiter aus, dann könnte dieses marine Förderband ins Stocken geraten oder gar zum Stillstand kommen. Ohne Golfstrom jedoch wäre das Leben hier recht ungemütlich.
Wie groß ist die Gefahr? Aus den Daten errechneten die Forscher einen Zuwachs von 0,007 Sverdrup – das ist eine Wassermenge von einer Million Kubikmeter pro Sekunde – pro Grad Celsius Temperaturerhöhung. Angesichts eines erwarteten Temperaturanstiegs von 1,4 bis 5,8 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 würde sich der Wert allein durch den Wassereinstrom aus diesen sechs Flüssen auf 0,01 bis 0,04 Sverdrup erhöhen – zusätzliches Süßwasser aus anderen Quellen noch nicht berücksichtigt.
Modellen zufolge ist es ab 0,06 bis 0,15 Sverdrup nicht mehr sicher, dass die Tiefenwasserbildung in der bisherigen Weise bestehen bleibt. Die Folgen sind also durchaus kein Problem der fernen Zukunft.
Und die zeigen sich tatsächlich. Bruce Peterson vom Marine Biological Laboratory in Woods Hole und seine Kollegen analysierten die seit 1936 aufgezeichneten Abflussdaten der Ströme. Demnach stieg die jährliche Wassertransport seitdem um durchschnittlich zwei Kubikkilometer pro Jahr an. Damit fließen inzwischen 128 Kubikkilometer Wasser mehr ins Meer als zu Beginn der Aufzeichnungen, ein Zuwachs von insgesamt sieben Prozent.
Dahinter könnte die Klimaerwärmung stecken, denn es offenbarte sich eine enge Verknüpfung mit den ebenfalls gestiegenen Jahresmitteltemperaturen. Die Erklärung liegt auf der Hand: Erwärmt sich die Luft, kann sie mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Diese wird mit der globalen Luftzirkulation in den Norden transportiert, wo sie dann als Niederschlag in Form von Regen oder Schnee die Gewässer speist.
Die Folgen sind nicht zu unterschätzen. Steigt der Süßwassereintrag in das Nordpolarmeer weiter, womöglich noch unterstützt durch schmelzende Gletscher in Grönland und höhere Abflussmengen in anderen Regionen, wird sich der Salzgehalt des Meeres immer weiter senken. Nun findet genau hier jedoch die arktische Tiefenwasserbildung statt, bei der kaltes, salzreiches Wasser absinkt und in der Tiefe nach Süden strömt. Zum Gegenstrom dieser thermohalinen Zirkulation gehört auch der Golfstrom, der Mittel- und Nordeuropa Wärme bringt.
Süßt das Nordpolarmeer nun immer weiter aus, dann könnte dieses marine Förderband ins Stocken geraten oder gar zum Stillstand kommen. Ohne Golfstrom jedoch wäre das Leben hier recht ungemütlich.
Wie groß ist die Gefahr? Aus den Daten errechneten die Forscher einen Zuwachs von 0,007 Sverdrup – das ist eine Wassermenge von einer Million Kubikmeter pro Sekunde – pro Grad Celsius Temperaturerhöhung. Angesichts eines erwarteten Temperaturanstiegs von 1,4 bis 5,8 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 würde sich der Wert allein durch den Wassereinstrom aus diesen sechs Flüssen auf 0,01 bis 0,04 Sverdrup erhöhen – zusätzliches Süßwasser aus anderen Quellen noch nicht berücksichtigt.
Modellen zufolge ist es ab 0,06 bis 0,15 Sverdrup nicht mehr sicher, dass die Tiefenwasserbildung in der bisherigen Weise bestehen bleibt. Die Folgen sind also durchaus kein Problem der fernen Zukunft.
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