Klimaschutz: Negative Bilanz
Wenn herkömmliche Äcker der Biospritproduktion weichen müssen, dürfte dessen Umweltbilanz noch schlechter ausfallen, als ohnehin befürchtet.
Können Agrarkraftstoffe in ihrer heutigen Form etwas zum Klimaschutz beitragen? Wohl kaum, behauptet jetzt erneut eine Studie. Im Gegenteil: Bei ihrer Produktion könnte sogar mehr als doppelt so viel Kohlendioxid entstehen, wie die Energiepflanzen während ihres Wachstums aufnehmen. Die Bilanz wäre also negativ und würde dem Klima damit mehr schaden als nützen, wie Jerry Melillo vom Marine Biological Laboratory in Woods Hole und seine Kollegen berichten [1].
Dazu kämen Lachgasemissionen aus stickstoffhaltigen Düngemitteln, die beim Anbau von Sojabohnen oder Mais eingesetzt werden und deren Treibhauspotenzial noch größer ist als das von Kohlendioxid. Bereits mehrfach hatten Studien darauf hingewiesen, dass Energie vom Acker eine miserable Umweltbilanz aufweist – etwa, wenn Regenwälder gerodet werden, um Platz für Ölpalmen oder Sojafelder zu schaffen. Wird Agrardiesel beispielsweise aus brasilianischem Soja vom Amazonas gewonnen, sind sogar fossile Brennstoffe wie Diesel und Benzin noch klimafreundlicher.
Fatale Konsequenzen hätte sowohl die direkte Umwandlung natürlicher Ökosysteme wie Wälder und Grasländer als auch die Nutzung bisheriger landwirtschaftlicher Flächen für die Energieerzeugung. Um ausreichend Nahrungsmittel zu erzeugen, sind die Landwirte dann gezwungen, auszuweichen und neue Gebiete für Ackerbau und Viehzucht zu erschließen. In beiden Fällen überstieg aber das zur Energiegewinnung genutzte Land jenes für die Nahrungsmittelproduktion und es würden riesige Mengen Kohlendioxid frei werden, etwa aus der Brandrodung oder weil es wegen verstärkter mikrobieller Aktivität aus Böden ausgast: "Die massiv entweichenden Treibhausgase sind die unbeabsichtigten Folgen der weltweiten Bioenergieprogramme. Sie verstärken die Erderwärmung eher noch, als dass sie zu deren Vermeidung beitragen", kommentiert Jerry Melillo die Ergebnisse seiner Studie.
Während sich jedoch die CO2-Bilanz der Energiepflanzen bis zum Ende des Jahrhunderts insgesamt etwas verbessert, weil sie die Kohlendioxidverluste aus der Brandrodung oder den Böden wieder zum Teil kompensieren, fallen die freigesetzten Stickoxide immer stärker ins Gewicht: Bis 2100 könnten sie nach den Prognosen den Treibhauseffekt umfangreicher beeinflussen als Kohlendioxid. Die Hälfte des weltweit produzierten Stickstoffdüngers wird dann womöglich im Anbau von Energiepflanzen verbraucht.
In diesem Zusammenhang bemängeln Melillo und seine Kollegen auch eine Lücke im Kyoto-Protokoll, die sich ihrer Ansicht nach aber leicht schließen ließe [2]: Das Klimaschutzabkommen erfasst bislang keine CO2-Emissionen aus dem Bioenergiesektor – weder direkte durch deren Nutzung noch indirekte, die bei der Produktion freigesetzt werden. Agrarkraftstoffe gelten demnach stets als kohlenstoffneutral, weil die Pflanzen so viel Kohlendioxid während ihres Wachstums aufnähmen, wie sie später bei der Verbrennung wieder freisetzen, so Melillo. Dies gilt sogar, wenn für Ihre Erzeugung Brandrodung betrieben wird.
Dies sei aber falsch, so die Forscher. Wenn Ölpalmplantagen ursprüngliche Regenwälder verdrängen oder Maisäcker beweidetes Grünland, setze dies mehr Kohlendioxid frei, als die Nutzpflanzen wieder binden könnten – die Bilanz ist mitunter über Jahrzehnte hinweg negativ. Jedes Nachfolgeabkommen müsse deshalb die entsprechenden Emissionen berücksichtigen und in die gesamte Kohlenstoffbilanz einberechnen. Nur so könne gewährleistet werden, dass im Extremfall nicht einzelne Staaten ihre natürlichen Ökosysteme zerstören, stattdessen Energiepflanzen anbauen und so ihren Kohlendioxidausstoß künstlich kleinrechnen, obwohl er faktisch deutlich größer geworden ist.
Dazu kämen Lachgasemissionen aus stickstoffhaltigen Düngemitteln, die beim Anbau von Sojabohnen oder Mais eingesetzt werden und deren Treibhauspotenzial noch größer ist als das von Kohlendioxid. Bereits mehrfach hatten Studien darauf hingewiesen, dass Energie vom Acker eine miserable Umweltbilanz aufweist – etwa, wenn Regenwälder gerodet werden, um Platz für Ölpalmen oder Sojafelder zu schaffen. Wird Agrardiesel beispielsweise aus brasilianischem Soja vom Amazonas gewonnen, sind sogar fossile Brennstoffe wie Diesel und Benzin noch klimafreundlicher.
Diese aktuellen Ergebnisse schrieb Melillos Team nun für die Zukunft fort: Sie entwickelten ein Computermodell, in das ökonomische und biogeochemische Daten einflossen – zum Beispiel CO2-Emissionen aus Böden und CO2-Aufnahmekapazitäten von Ökosystemen oder die Preisentwicklung von Rohstoffen. Danach spielten sie verschiedene Szenarien durch, wie sich zukünftig die mit Agrarkraftstoffen verbundenen Emissionen verändern, wenn die Staatengemeinschaft weiterhin konsequent auf diese Energieträger setzt und sie finanziell fördert.
Fatale Konsequenzen hätte sowohl die direkte Umwandlung natürlicher Ökosysteme wie Wälder und Grasländer als auch die Nutzung bisheriger landwirtschaftlicher Flächen für die Energieerzeugung. Um ausreichend Nahrungsmittel zu erzeugen, sind die Landwirte dann gezwungen, auszuweichen und neue Gebiete für Ackerbau und Viehzucht zu erschließen. In beiden Fällen überstieg aber das zur Energiegewinnung genutzte Land jenes für die Nahrungsmittelproduktion und es würden riesige Mengen Kohlendioxid frei werden, etwa aus der Brandrodung oder weil es wegen verstärkter mikrobieller Aktivität aus Böden ausgast: "Die massiv entweichenden Treibhausgase sind die unbeabsichtigten Folgen der weltweiten Bioenergieprogramme. Sie verstärken die Erderwärmung eher noch, als dass sie zu deren Vermeidung beitragen", kommentiert Jerry Melillo die Ergebnisse seiner Studie.
Während sich jedoch die CO2-Bilanz der Energiepflanzen bis zum Ende des Jahrhunderts insgesamt etwas verbessert, weil sie die Kohlendioxidverluste aus der Brandrodung oder den Böden wieder zum Teil kompensieren, fallen die freigesetzten Stickoxide immer stärker ins Gewicht: Bis 2100 könnten sie nach den Prognosen den Treibhauseffekt umfangreicher beeinflussen als Kohlendioxid. Die Hälfte des weltweit produzierten Stickstoffdüngers wird dann womöglich im Anbau von Energiepflanzen verbraucht.
In diesem Zusammenhang bemängeln Melillo und seine Kollegen auch eine Lücke im Kyoto-Protokoll, die sich ihrer Ansicht nach aber leicht schließen ließe [2]: Das Klimaschutzabkommen erfasst bislang keine CO2-Emissionen aus dem Bioenergiesektor – weder direkte durch deren Nutzung noch indirekte, die bei der Produktion freigesetzt werden. Agrarkraftstoffe gelten demnach stets als kohlenstoffneutral, weil die Pflanzen so viel Kohlendioxid während ihres Wachstums aufnähmen, wie sie später bei der Verbrennung wieder freisetzen, so Melillo. Dies gilt sogar, wenn für Ihre Erzeugung Brandrodung betrieben wird.
Dies sei aber falsch, so die Forscher. Wenn Ölpalmplantagen ursprüngliche Regenwälder verdrängen oder Maisäcker beweidetes Grünland, setze dies mehr Kohlendioxid frei, als die Nutzpflanzen wieder binden könnten – die Bilanz ist mitunter über Jahrzehnte hinweg negativ. Jedes Nachfolgeabkommen müsse deshalb die entsprechenden Emissionen berücksichtigen und in die gesamte Kohlenstoffbilanz einberechnen. Nur so könne gewährleistet werden, dass im Extremfall nicht einzelne Staaten ihre natürlichen Ökosysteme zerstören, stattdessen Energiepflanzen anbauen und so ihren Kohlendioxidausstoß künstlich kleinrechnen, obwohl er faktisch deutlich größer geworden ist.
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