Ökosysteme: Auch im Kongo kein Wasser ohne Wald
Große Teile Amazoniens sind (noch) so feucht, weil der Regenwald sein eigenes Klima und Wetter macht: Er sorgt über die Verdunstung konstant dafür, dass neuer Regen landeinwärts fällt. Das ist seit Langem bekannt. Aber auch der zweitgrößte Regenwald der Erde schafft sich seine eigenen vorteilhaften Wachstumsbedingungen: Der Kongo-Regenwald erzeugt ebenfalls Regenfälle, die sein eigenes Ökosystem erhalten. Das zeigt eine Studie von Sarah Worden von der University of California in Los Angeles und ihrem Team in »JGR Biogeosciences«.
Wissenschaftler beobachten seit rund 40 Jahren, dass der Kongo trockener und weniger stark belaubt wird. Allerdings war bislang nicht völlig klar, warum die Trockenzeiten im Kongobecken länger wurden – auch wenn ein Zusammenhang mit der hier ebenfalls stattfindenden Abholzung naheliegt.
Worden und Co untersuchten deshalb, was Niederschläge in der frühjährlichen Regenzeit auslöst und verstärkt. »Menschen denken normalerweise, dass feuchte Luft vom Ozean die erste Regenzeit des Jahres auslöst. Laut unserer Studie stammt der größte Teil der Luftfeuchtigkeit und der dadurch ausgelösten Niederschläge jedoch aus der Evapotranspiration, der Verdunstung durch Pflanzen«, sagt die an der Studie beteiligte Rong Fu. Das zeige eine Isotopenanalyse des Wassers, das vom Himmel fällt. Ozeanischer und pflanzlicher Ursprung unterscheiden sich durch ihre geochemischen Signaturen.
»Zu unserer Überraschung war die Bedeutung des Waldes für den Niederschlag größer als in Amazonien«, sagt Fu. In der jahreszeitlich ersten Regenzeit stammen 80 Prozent der Feuchtigkeit aus der Vegetation, während es in Amazonien nur ein Drittel ist. Im Herbst hingegen wird der Feuchtigkeitstransport vom Meer wichtiger.
Zwischen beiden Regenzeiten ist der Wald allerdings auf die Feuchtigkeit der ersten Niederschlagsphase angewiesen. Fallen die Niederschläge geringer aus, wird die Trockenzeit länger und intensiver, was wiederum die Vegetation beeinträchtigt.
Abholzung im Kongo sorgt daher für noch größere Veränderungen im Wasserhaushalt als in Amazonien, wo das Phänomen bereits relativ gut untersucht ist. Während aber die Waldzerstörung in Südamerika recht deutlich in der öffentlichen Wahrnehmung präsent ist, verläuft sie im zentralen Afrika weniger stark beachtet. Dabei könnten die Folgen noch gravierender sein: Nicht nur droht zumindest ein teilweiser Zusammenbruch des artenreichen Ökosystems, sondern auch Gefahr für die Landwirtschaft und die Wasserversorgung der Menschen. Wie in Südamerika könnten Regionen außerhalb des Regenwaldgürtels von feuchter Luft abhängen, die aus diesem Ökosystem stammt.
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