Ozeane: Tiefseeexpedition liefert Artenfülle und einen neuen Berg
Vor der chilenischen Küste erstrecken sich in den Tiefen des Pazifiks zwei Gebirgsketten aus mindestens 200 Bergen über 2900 Kilometer hinweg: der Nazca und der Salas-y-Gómez-Rücken. Ein großer Teil dieser Unterwasserwelt ist praktisch unerforscht, doch eine Expedition des Schmidt Ocean Institute im Januar und Februar 2024 lässt vermuten, wie geologisch und biologisch vielfältig das Gebiet sein könnte. Während mehrerer Tauchfahrten kartierte das Team mehr als 50 000 Quadratkilometer Tiefsee und entdeckte über 100 bislang unbekannte Tierarten.
Die neuen, sehr detaillierten Karten weisen etwa einen bis zur Expedition unbekannten Unterwasserberg aus, der mehr als 3500 Meter vom Meeresboden aufragt und den die Wissenschaftler inoffiziell Solito tauften. In den Weiten der Tiefsee bilden diese Erhebungen vielfach Oasen für das Leben, weil sich hier Wassermassen verschiedener Meerestiefen vermischen und Nährstoffe aufsteigen. Zudem bilden die Berge mit ihren felsigen Hängen einen guten Untergrund für Kaltwasserriffe aus Korallen und Schwämmen.
Zu den wissenschaftlich noch nicht beschriebenen Spezies der Expedition gehören unter anderem Tiefseekorallen, Glasschwämme, Seeigel und verschiedene Krebstiere. Dabei wiesen die einzelnen Unterwasserberge teilweise beträchtliche Unterschiede in ihrer Artenzusammensetzung auf, was auf einen hohen Grad an Endemismus hindeutet – also auf Arten, die nur an diesen und unmittelbar benachbarten Erhebungen vorkommen, aber nicht in größerer Entfernung davon.
Ein Teil der kartierten Regionen liegt innerhalb der chilenischen Meeresschutzgebiete Juan Fernandez und Nazca-Desventuradas. Doch der größere Bereich der beiden Bergrücken befindet sich in internationalen Gewässern und ist damit potenziell durch Fischerei und Tiefseebergbau gefährdet. Grundschleppnetze zum Beispiel mähen komplette Riffe ab, die sich in der kalten Tiefsee nur über Jahre oder Jahrzehnte hinweg regenerieren können. »Diese Expedition hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Man geht immer davon aus, dass man in diesen abgelegenen und wenig erforschten Gebieten neue Arten findet, aber die Menge, die wir gefunden haben, insbesondere bei einigen Gruppen wie Schwämmen, ist überwältigend«, sagte Expeditionsleiter Javier Sellanes von der Universidad Católica del Norte. »Diese blühenden und gesunden Ökosysteme zeigen, dass zumindest die Meeresparks Nazca-Desventuradas und Juan Fernández empfindliche marine Lebensräume effektiv schützen.«
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