Ozeane: Verborgene Welt vor den Malediven entdeckt
»Trapping Zone« nennen Wissenschaftler ein bislang völlig unbekanntes Ökosystem im Inselreich der Malediven: In 500 Meter Tiefe entdeckten die Teilnehmer der Nekton Maldives Mission Oasen des Lebens in den hier sonst recht leblosen Weiten des Indischen Ozeans, berichten Alex Rogers von der University of Oxford und Co in einer Mitteilung. Hier sammeln sich große Fische, um die immensen Mengen an Zooplankton zu fressen, das sich hier täglich an einem Unterwasserberg einfindet.
Bei diesen Mikronekton genannten Tieren handelt es sich um kleinere Fische, Krebse und andere Organismen mit einer Größe zwischen 2 und 20 Zentimetern, die täglich zwischen größeren Wassertiefen und der Oberfläche hin und her pendeln: ein Phänomen, das sich sogar akustisch nachweisen lässt. Das Mikronekton steigt nachts auf und schwimmt mit der Morgendämmerung wieder abwärts.
An einem Satho Rahaa genannten Unterwasserberg verhindern Klippen und flache Terrassen früherer Korallenriffe, dass die Tiere tiefer als 500 Meter tauchen und sich verbreiten können. Die Topografie sorgt dafür, dass sie sich wie in einer Falle sammeln, was wiederum Fressfeinde anlockt. Tunfischschwärme, Haie, Petersfische, Kaiserbarsche und andere Arten finden sich nach den Beobachtungen der Taucher in großer Zahl ein und machen Jagd auf das Mikronekton. Vor allem die große Vielfalt unterschiedlicher Haispezies erstaunte die Forscher: Neben Hammer- und Tigerhaien entdeckten sie Schling- und Kiemerhaie, Seiden- und Nagelhaie.
Die Entdeckung wirft allerdings einige Fragen auf: Warum beispielsweise wandern die Tiere des Mikronektons nicht über die Terrassen hinweg weiter in die Tiefsee, wo sie sicherer wären? Bilden auch andere Unterwasserberge ähnliche Fallen? Schließlich gelten diese versunkenen Berge prinzipiell als artenreiche Ökosysteme im Meer; bislang vermutete man, dass dies vor allem am Aufstieg nährstoffreichen Tiefenwassers liegen könnte, das an den Hindernissen nach oben gezwungen wird.
Der Auf- und Abstieg des Nektons wiederum stellt die wohl größte Tierwanderung der Erde dar. Die Gesamtmasse der daran beteiligten Organismen wird auf mindestens zehn Milliarden Tonnen geschätzt. Das Phänomen ist jedoch weitgehend unerforscht.
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