Quasi am Computerbildschirm gelang Archäologen im niederösterreichischen Petronell-Carnuntum eine sensationelle Entdeckung: Mittels moderner Radartechnik stießen sie auf eine noch im Boden verborgene Gladiatorenschule, die zudem außergewöhnlich gut erhalten ist. Denn: Anders als bisher möglich lieferte das neuartige Radargerät dreidimensionale Bilder in beeindruckend hoher Auflösung.
Neben dem Amphitheater ... | ... lag die Gladiatorenschule: Vier Trakte, in denen sich die Trainings- und Wohnbereiche befanden, umschließen einen Innenhof und bilden einen abgeschlossenen Gebäudekomplex.
Die Gladiatorenschmiede befindet sich in der Nähe des rund 1900 Jahre alten Amphitheaters der Zivilstadt und weist alle nötigen Einrichtungen eines solchen ludus auf, so der Archäologe Wolfgang Neubauer vom Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie in Wien: Wie auf den Radarbildern zu erkennen, sind um einen Innenhof eine Badeanlage, kleine Wohnzellen für die Kämpfer sowie eine komfortable Unterkunft angeordnet, die möglicherweise der Besitzer der Schule bewohnte. Außerdem entdeckten die Forscher eine beheizbare Wintertrainingshalle. Die detaillierten Aufnahmen gaben im Innenhof noch einen besonderen Fund preis: Ein eigenes kleines Amphitheater, das mit einem Übungspfahl und hölzernen Tribünen ausgestattet war.
Im Innenhof ... | ... konnten die Archäologen, Geophysiker und Computerexperten vom Ludwig Boltzmann Institut sogar einen Übungspfahl und die hölzernen Tribünen eines kleinen Amphitheaters entdecken: Dort beäugten wahrscheinlich die Besitzer der Gladiatoren, zumeist reiche Bürger, die Leistung ihrer Kämpfer.
Laut Markus Scholz vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz handelt es sich bei dem Ausbildungskomplex um "den ersten vollständig bekannten Grundriss einer römischen Gladiatorenschule außerhalb Roms!" Als vergleichbar gut erhaltene Anlage war bisher nur der ludus magnus neben dem Kolosseum bekannt, der jedoch auf Grund der späteren Überbauung lediglich teilweise freigelegt werden konnte.
Carnuntum zählte in der Antike rund 50 000 Einwohner und war Hauptstadt der römischen Provinz Oberpannonien. Erstmals hatte Augustus (er regierte von 27 v. bis 14 n. Chr.) dort ein Heereslager gegründet, das sich durch seine Lage am Donaulimes und an der »Bernsteinstraße« zu einem bedeutenden Militär- und Handelsknotenpunkt entwickelte.
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