Neandertaler-Ernährung: Regionale Vielfalt statt immer nur Fleisch
Einen vielfältigen und insbesondere regionaltypischen Speiseplan attestieren jetzt Forscher des Frankfurter Senckenberg-Forschungsinstituts den Neandertalern – und widerlegen damit den Mythos vom hauptsächlich Fleisch verzehrenden Eiszeitler, dem seine einseitige Ernährung zum Verhängnis geworden sei: Homo neanderthalensis habe sich schlicht und ergreifend von dem ernährt, was in seiner Umgebung wuchs und sich in dieser Eigenschaft nicht wesentlich vom frühen modernen Menschen und heutigen Jäger-und-Sammler-Völkern unterschieden.
Das Team um Luca Fiorenza schlussfolgert dies aus Abriebspuren an Backenzähnen. Insgesamt 73 Oberkiefermolare untersuchten und verglichen die Forscher: Neben Neandertaler- und Homo sapiens-Funden aus unterschiedlichen Regionen wurden auch die Backenzähne von Naturvölkern einbezogen, die sowohl überwiegend Fleisch als auch Mischkost verzehrten. Dazu gehörten Inuit, Bewohner der Vancouver-Inseln, Feuerländer, australische Aborigines und die Khoisan aus dem Süden Afrikas. Je nach Fundregion und Zeitraum wiesen die Kauflächen insgesamt deutliche Unterschiede in der Abnutzung auf, berichten Fiorenza und Kollegen.
Jede Art der Ernährung hinterlasse ein charakteristisches Muster, so die Forscher. "Unsere Untersuchungsergebnisse zeigen eindeutig, dass die Nahrung bei beiden Vertretern der Gattung Homo insgesamt vielseitig ausfiel. Wesentlicher ist aber, dass das Angebot jeweils von den öko-geografischen Gegebenheiten abhing", erläutert Fiorenza. Das örtliche Nahrungsangebot habe darüber entschieden, was der Neandertaler zwischen die Zähne bekam – und nicht eine artspezifische Ernährungsweise.
Als sich die klimatischen Bedingungen änderten, konnte der Neandertaler also durchaus seine Ernährung anpassen und war wohl eher nicht mangels jagdbaren Wilds zum Aussterben verdammt, wie einige Wissenschaftler mutmaßten.
Ganz verkehrt war die traditionelle Vorstellung jedoch nicht. Denn vor allem in kühleren, vegetationsarmen Regionen des Neandertalerverbreitungsgebiets bildete Fleisch einen durchaus nennenswerten Bestandteil des Speisezettels. Dass der Fleischkonsum früher so überbewertet wurde, liege nach Ansicht der Wissenschaftler unter anderem daran, dass sich Tierknochen und andere Überreste altsteinzeitlicher Schlachtfeste gut erhalten, während pflanzliche Kost kaum Spuren hinterlässt.
Allerdings waren schon in den vergangenen Jahren immer mehr Hinweise aufgetaucht, dass das herkömmliche Bild nicht ganz korrekt ist. So entdeckten Archäologen Werkzeuge, die zur Zubereitung von Gemüse gedient haben könnten, und auch Überreste der Pflanzen selbst. Zuletzt hatten Wissenschaftler im Zahnstein von Neandertalern Stärkekörner aufgespürt, die nach Meinung der Forscher von gekochtem Gemüse stammen dürften. (jd)
Das Team um Luca Fiorenza schlussfolgert dies aus Abriebspuren an Backenzähnen. Insgesamt 73 Oberkiefermolare untersuchten und verglichen die Forscher: Neben Neandertaler- und Homo sapiens-Funden aus unterschiedlichen Regionen wurden auch die Backenzähne von Naturvölkern einbezogen, die sowohl überwiegend Fleisch als auch Mischkost verzehrten. Dazu gehörten Inuit, Bewohner der Vancouver-Inseln, Feuerländer, australische Aborigines und die Khoisan aus dem Süden Afrikas. Je nach Fundregion und Zeitraum wiesen die Kauflächen insgesamt deutliche Unterschiede in der Abnutzung auf, berichten Fiorenza und Kollegen.
Jede Art der Ernährung hinterlasse ein charakteristisches Muster, so die Forscher. "Unsere Untersuchungsergebnisse zeigen eindeutig, dass die Nahrung bei beiden Vertretern der Gattung Homo insgesamt vielseitig ausfiel. Wesentlicher ist aber, dass das Angebot jeweils von den öko-geografischen Gegebenheiten abhing", erläutert Fiorenza. Das örtliche Nahrungsangebot habe darüber entschieden, was der Neandertaler zwischen die Zähne bekam – und nicht eine artspezifische Ernährungsweise.
Als sich die klimatischen Bedingungen änderten, konnte der Neandertaler also durchaus seine Ernährung anpassen und war wohl eher nicht mangels jagdbaren Wilds zum Aussterben verdammt, wie einige Wissenschaftler mutmaßten.
Ganz verkehrt war die traditionelle Vorstellung jedoch nicht. Denn vor allem in kühleren, vegetationsarmen Regionen des Neandertalerverbreitungsgebiets bildete Fleisch einen durchaus nennenswerten Bestandteil des Speisezettels. Dass der Fleischkonsum früher so überbewertet wurde, liege nach Ansicht der Wissenschaftler unter anderem daran, dass sich Tierknochen und andere Überreste altsteinzeitlicher Schlachtfeste gut erhalten, während pflanzliche Kost kaum Spuren hinterlässt.
Allerdings waren schon in den vergangenen Jahren immer mehr Hinweise aufgetaucht, dass das herkömmliche Bild nicht ganz korrekt ist. So entdeckten Archäologen Werkzeuge, die zur Zubereitung von Gemüse gedient haben könnten, und auch Überreste der Pflanzen selbst. Zuletzt hatten Wissenschaftler im Zahnstein von Neandertalern Stärkekörner aufgespürt, die nach Meinung der Forscher von gekochtem Gemüse stammen dürften. (jd)
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