Riesenhai: Ganze Wale – kein Problem für Megalodon
Heute stehen Schwertwale an der Spitze der Nahrungskette, sogar Weiße Haie müssen sie fürchten und fliehen, wenn die Wale in ihrem Revier auftauchen. Zu Zeiten von Megalodon aus dem Mio- und Pliozän wären die Rollen aber wohl andersherum verteilt gewesen. Der Hai der Superlative stand wahrscheinlich unangefochten an der Spitze der Nahrungskette, eine Position, die von einer neuen Studie durch Jack Cooper von der Swansea University und seinem Team in »Science Advances« eindrucksvoll bestärkt wird.
Wie bei heutigen Haien bestand das Skelett von Otodus megalodon aus Knorpeln, die sehr schlecht versteinern. 1860 wurde aber dennoch ein gut erhaltener Abschnitt einer Wirbelsäule in Belgien gefunden, die einem Megalodon zugeordnet werden konnte. Die Arbeitsgruppe konnte daraus die gesamte Wirbelsäule eines erwachsenen Tiers rekonstruieren, die knapp über elf Meter lang gewesen sein müsste. Abgeleitet von den zahlreichen fossilen Zähnen anderer Megalodons entwickelten Cooper und Co zudem ein 3-D-Modell des Haischädels.
Insgesamt kamen sie damit auf eine Gesamtlänge von 15,9 Metern für ihren Modellhai, der über 60 Tonnen wog. Ausgehend von diesen Dimensionen kalkulierten die Wissenschaftler dann einen Energiebedarf von 98 000 Kilokalorien für das Tier, das zudem schneller schwimmen konnte als jede andere bekannte Haiart. Der Magen war für den nötigen Appetit jedenfalls ausgelegt, so die Arbeitsgruppe: Er fasste rund 10 000 Liter, so dass selbst ein ausgewachsener Schwertwal hineingepasst hätte. Theoretisch hätte ein Megalodon den schwarz-weißen Kleinwal in nur fünf Bissen verschlingen können, so die Berechnung.
Diese Nahrung hätte ihm dann für knapp zwei Monate reichen können, bevor er wieder hätte fressen müssen. Tatsächlich machten die Megalodons Jagd auf die damaligen Kleinwale, wie Fossilien bezeugen. Ihre Größe bewahrte die Art allerdings nicht vor dem Aussterben: Klimaschwankungen im Miozän und das Aufkommen flexiblerer Haiarten sorgten letztlich für sein Ende.
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