Medizin: Rückschlag bei Krebs-Immuntherapie
Das Verfahren gilt als Hoffnungsträger bei der Behandlung von Krebserkrankungen des blutbildenden Systems: Die CAR-T-Zell-Therapie programmiert T-Zellen des Immunsystems derart um, dass diese so genannte chimäre Antigenrezeptoren (CAR) ausprägen. Sie richten sich gezielt gegen krebsspezifische Oberflächenproteine. Die so modifizierten Immunzellen sind wesentlich besser darin, Tumorzellen zu erkennen und zu bekämpfen. Seit 2011 behandeln Ärzte Krebspatienten damit – teils mit beeindruckenden Erfolgen. Wiederholt starben aber auch Menschen an den Nebenwirkungen der Immuntherapie.
Eine Studie im Fachmagazin »Nature Medicine« wirft nun erneut einen Schatten auf das innovative Verfahren: Demnach starb ein 20-jähriger Leukämiepatient neun Monate nach einer CAR-T-Zell-Behandlung – und zwar weil diese neben den T-Zellen auch eine einzelne Tumorzelle veränderte. Dies habe bei dem jungen Mann einen Rückfall bewirkt und ihn schließlich getötet, berichtet das Team um Marco Ruella von der University of Pennsylvania.
Die CAR-T-Zell-Therapie basiert darauf, dass aus einer Blutprobe des Patienten bestimmte weiße Blutkörperchen, die T-Zellen, entfernt werden. Anschließend setzt man die Zellen einem Virus aus, das neues Genmaterial in sie einführt. Dadurch erkennen sie Tumorzellen und greifen diese an. Anschließend injiziert der Arzt die modifizierten Immunzellen dem krebskranken Patienten.
In der ursprünglichen Blutprobe schwimmen jedoch oft auch vereinzelte Leukämiezellen, die aber normalerweise während des Verfahrens zugrunde gehen oder von den modifizierten T-Zellen abgetötet werden. Es kann aber auch passieren, dass das Virus das Erbgut der Krebszellen verändert. In der Praxis komme das vermutlich nur extrem selten vor, betonen die Mediziner um Ruella.
Wenn es passiert, können die Folgen aber fatal sein: Das Virus könne die Krebszellen unsichtbar für die scharfgeschalteten T-Zellen machen, so dass sich der Angriff nicht gegen sie richte, schreiben die Wissenschaftler. Wie genetische Analysen belegten, reichte im Fall des verstorbenen Leukämiepatienten bereits eine einzige modifizierte Krebszelle, um die zunächst erfolgreich bekämpfte Erkrankung zurückkehren zu lassen – diesmal mit tödlichen Folgen.
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