News: Schicht im Schacht
Der Abwasserschacht einer antiken Stadt ist nicht gerade der Ort, an dem man ein menschliches Skelett zusammen mit Schmuck und Silbermünzen erwarten würde. Und so gibt der Fund in Alexandria Troas den Archäologen Rätsel auf.
Es muss um 310 vor Christus gewesen sein, als Antigonos Monophthalmos, ein Nachfolger Alexanders des Großen, die Stadt Alexandria Troas in der heutigen Westtürkei gründete. Aufgrund ihrer Lage in unmittelbarer Nähe zum Hellespont, der wichtigen Nahtstelle zwischen Europa und Asien, übernahm die Stadt bald die Rolle des nahe gelegenen Troja. Der geschützte Hafen ermöglichte die Kontrolle wichtiger Schifffahrtswege und wurde zum Ausgangspunkt weitreichender Handelsbeziehungen. Eine acht Kilometer lange Stadtmauer mit zahlreichen Türmen und Toren umgab damals das 400 Hektar große Areal.
Heute ist von der einstigen Metropole nicht mehr viel übrig. Nur einige Gebäudereste überdauerten den Zahn der Zeit: Neben den Ruinen der großen Thermenanlagen, eines Marktgebäudes und des Theaters ragen so lediglich noch Teile eines als Basilika bezeichneten Baus empor. Die sonstigen Überreste von Alexandria Troas verstecken sich hingegen unter Erdreich und dem Schutt der Jahrhunderte. Die Zeugen der Vergangenheit ans Licht zu holen ist nun Aufgabe von Archäologen, die unter Leitung von Elmar Schwertheim und Hans Wiegartz Grabungen von der Universität Münster Grabungen durchführen.
Dabei legten die Forscher unter anderem einen Podiumtempel frei, dessen gewaltiges Fundament eine ungewöhnliche Form der Architektur mit zwei Säulenfronten aufweist. Vom Mauerwerk und der Marmorausstattung fanden Wiegartz und seine Mitarbeiter jedoch nur noch Fragmente, da der Bau später als Steinbruch genutzt wurde. Am Rande des freigelegten Tempelfundaments entdeckten die Archäologen aber zwei Schächte, die Zugänge zu einem unterirdischen Kanalsystem bildeten. Mehrere Zuflüsse in den aus Gussmauerwerk gefertigten Wänden zeigen, dass dieser Kanal der Abwasserentsorgung diente.
Beteiligt an der Freilegung dieser mehr als acht Meter tiefen Schächte waren unter anderem auch Studenten der Universität Münster. Für einen von ihnen, Tobias Esch, endete der Abstieg in die Tiefe mit einer Überraschung: Denn er stieß bei seinen Grabungen zunächst auf einen menschlichen Schädel und dann auf weitere Knochen: ein menschliches Skelett. Die beengten Raumverhältnisse machten die Bergung schwierig, doch das Unterfangen gelang, und Esch förderte mit seinen Kollegen nicht nur das Skelett, sondern auch einen Lederbeutel, einen goldenen Ohrring, eine Gemme mit der Darstellung des Halbgottes Herakles und mehr als 300 antike Münzen zutage. Aber woher kommt der Tote im Abwasserkanal, und warum hatte er so viele Wertsachen bei sich?
Der Fund bietet reichlich Stoff für Spekulationen. Ein Begräbnis scheidet aus, da die Bewohner von Alexandria Troas ihre Toten – wie in der Antike üblich – außerhalb der Stadtmauern bestatteten und zudem sicherlich nicht in einen Abwasserschacht warfen. Anzunehmen ist nach Meinung der Forscher viel eher, dass dieser Befund im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen steht.
Möglicherweise kam ein Bewohner der Stadt bei dem Versuch zu Tode, seine Habseligkeiten in dem Schacht vor räuberischen Überfällen in Sicherheit zu bringen. Die jüngsten der gefundenen Münzen mit dem Bild des römischen Kaisers Valerian, der von 253 bis 260 nach Christus regierte, geben einen wichtigen Anhaltspunkt für die Datierung des tödlichen Dramas. Denn aus dieser Zeit sind Plünderungszüge der Goten in Kleinasien überliefert, die 262 nach Christus auch Troja brandschatzten.
Noch sind aber viele Fragen offen. Einige davon lassen sich sicherlich bei einer weiteren wissenschaftlichen Untersuchung der Funde klären. Die Silbermünzen wurden dazu mittlerweile von türkischen Restauratoren konserviert und befinden sich jetzt im archäologischen Museum von Çanakkale. In Alexandria Troas wird indes weiter gegraben, denn die antike Metropole hat sicherlich noch nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben.
Heute ist von der einstigen Metropole nicht mehr viel übrig. Nur einige Gebäudereste überdauerten den Zahn der Zeit: Neben den Ruinen der großen Thermenanlagen, eines Marktgebäudes und des Theaters ragen so lediglich noch Teile eines als Basilika bezeichneten Baus empor. Die sonstigen Überreste von Alexandria Troas verstecken sich hingegen unter Erdreich und dem Schutt der Jahrhunderte. Die Zeugen der Vergangenheit ans Licht zu holen ist nun Aufgabe von Archäologen, die unter Leitung von Elmar Schwertheim und Hans Wiegartz Grabungen von der Universität Münster Grabungen durchführen.
Dabei legten die Forscher unter anderem einen Podiumtempel frei, dessen gewaltiges Fundament eine ungewöhnliche Form der Architektur mit zwei Säulenfronten aufweist. Vom Mauerwerk und der Marmorausstattung fanden Wiegartz und seine Mitarbeiter jedoch nur noch Fragmente, da der Bau später als Steinbruch genutzt wurde. Am Rande des freigelegten Tempelfundaments entdeckten die Archäologen aber zwei Schächte, die Zugänge zu einem unterirdischen Kanalsystem bildeten. Mehrere Zuflüsse in den aus Gussmauerwerk gefertigten Wänden zeigen, dass dieser Kanal der Abwasserentsorgung diente.
Beteiligt an der Freilegung dieser mehr als acht Meter tiefen Schächte waren unter anderem auch Studenten der Universität Münster. Für einen von ihnen, Tobias Esch, endete der Abstieg in die Tiefe mit einer Überraschung: Denn er stieß bei seinen Grabungen zunächst auf einen menschlichen Schädel und dann auf weitere Knochen: ein menschliches Skelett. Die beengten Raumverhältnisse machten die Bergung schwierig, doch das Unterfangen gelang, und Esch förderte mit seinen Kollegen nicht nur das Skelett, sondern auch einen Lederbeutel, einen goldenen Ohrring, eine Gemme mit der Darstellung des Halbgottes Herakles und mehr als 300 antike Münzen zutage. Aber woher kommt der Tote im Abwasserkanal, und warum hatte er so viele Wertsachen bei sich?
Der Fund bietet reichlich Stoff für Spekulationen. Ein Begräbnis scheidet aus, da die Bewohner von Alexandria Troas ihre Toten – wie in der Antike üblich – außerhalb der Stadtmauern bestatteten und zudem sicherlich nicht in einen Abwasserschacht warfen. Anzunehmen ist nach Meinung der Forscher viel eher, dass dieser Befund im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen steht.
Möglicherweise kam ein Bewohner der Stadt bei dem Versuch zu Tode, seine Habseligkeiten in dem Schacht vor räuberischen Überfällen in Sicherheit zu bringen. Die jüngsten der gefundenen Münzen mit dem Bild des römischen Kaisers Valerian, der von 253 bis 260 nach Christus regierte, geben einen wichtigen Anhaltspunkt für die Datierung des tödlichen Dramas. Denn aus dieser Zeit sind Plünderungszüge der Goten in Kleinasien überliefert, die 262 nach Christus auch Troja brandschatzten.
Noch sind aber viele Fragen offen. Einige davon lassen sich sicherlich bei einer weiteren wissenschaftlichen Untersuchung der Funde klären. Die Silbermünzen wurden dazu mittlerweile von türkischen Restauratoren konserviert und befinden sich jetzt im archäologischen Museum von Çanakkale. In Alexandria Troas wird indes weiter gegraben, denn die antike Metropole hat sicherlich noch nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben.
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