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Hirnforschung: Schiefe Töne

Nach dem Verlust des Gehörs verändert sich das Vogelgehirn binnen 24 Stunden.

Um Erfolg bei Weibchen zu haben, sollten Vogelmännchen gute Sänger sein. Ihre vielfältigen und komplizierten Lieder lernen Singvögel, indem sie anderen, aber auch sich selbst beim Singen zuhören. Gehörlose Tiere treffen daher viele Töne nicht. Wie zwei amerikanische Forscher nun zeigen konnten, schwächt der Verlust des Gehörs innerhalb kürzester Zeit die Nervenzellkontakte in den Bereichen des Gehirns, die für die Lautbildung zuständig sind.

Dazu analysierten Katherine Tschida und Richard Mooney von der Duke University die Gesänge von männlichen Zebrafinken (Taeniopygia guttata). Anschließend entfernten sie den Tieren operativ aus beiden Ohren die Hörschnecke. Die Folge: Schon rund 24 Stunden nach dem Eingriff trafen die tauben Singvögel nicht mehr alle Töne.

Parallel dazu stellten die Forscher auch Veränderungen in der Hirnstruktur fest, indem sie die Nervenzellen der Vögel mit einem fluoreszierenden Protein markierten. Unter dem Mikroskop konnten die Wissenschaftler so erkennen, dass vor allem jene Regionen betroffen waren, die Signale zu den Basalganglien weiterleiten. Sie kontrollieren Lernprozesse und Motorik – zwei wichtige Komponenten für die komplexen Vokalsequenzen der Vogelgesänge. Die Nervenzellkontakte und die Übertragungsfähigkeit der einzelnen Synapsen waren hier deutlich geschwächt und zwar bereits kurze Zeit nach dem Gehörverlust. Die Forscher mutmaßen, ähnliche Prozesse könnten auch im Gehirn von gehörlosen Menschen stattfinden.

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