Psycholinguistik: Feintuning
Zum Erlernen einer Sprache ist eine gewisse Selbstüberwachung wichtig: Wir hören unsere eigene Aussprache und können sie korrigieren, wenn wir etwas nicht korrekt formuliert haben. Schon Kinder ab dem Alter von sechs Monaten können feinste Veränderungen in der Sprechweise anderer Menschen erkennen. Dennoch nutzten Kleinkinder diese Fähigkeit offenbar noch nicht, um ihre eigene Sprache zu regulieren.
Ewen MacDonald von der Technischen Universität Dänemark in Kongens Lyngby und seine Kollegen untersuchten englischsprachige Muttersprachler, und zwar Erwachsene sowie vier- und zweijährige Kinder. In regelmäßigen Abständen sollten die Probanden das Wort "bed" (zu Deutsch: "Bett") sagen. Die Erwachsenen sahen den Begriff zuvor auf einem Bildschirm, während die Kindergruppen ein Computerspiel spielten – bei dem, wie sie wussten, dass "bed" als entscheidendes Zauberwort wirkte.
Während des Experiments hörten die Teilnehmer ihre eigene Stimme über einen Kopfhörer. Nach einer Eingewöhnungsphase veränderten die Forscher bestimmte Frequenzen dieses Audiofeedbacks, so dass die Probanden sich selbst das Wort "bad", also "schlecht", sagen hörten. Kinder und Erwachsene verzerrten ihre Aussprache daraufhin automatisch in die entgegengesetzte Richtung und formulierten fortan die Silbe "bid".
Die Zweijährigen blieben dagegen stur bei ihrem "bed" und ließen sich nicht davon irritieren, dass ihr Kopfhörer etwas anderes rückmeldete. MacDonald und sein Team vermuten, dass in der frühen Sprachentwicklung andere Kontrollmechanismen als das Hören der eigenen Stimme wichtig sind. Möglicherweise entwickle sich diese Art von Fehlerkorrektur erst mit einer gewissen Sicherheit in der Sprachproduktion.
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