News: Schriftprobe
Die Maya verdanken ihre Berühmtheit nicht nur ihren großartigen Tempeln und Palastanlagen, sondern auch ihren schriftlichen Hinterlassenschaften. So berichten ihre Hieroglyphen von schrecklichen Kriegen und politischen Winkelzügen. Aber wer erfand eigentlich die Schrift?
In den letzten 150 Jahren gelang es Archäologen, dem Urwald wieder einen Teil seiner Geheimnisse zu entreißen. So ist heute vieles über das Leben und die politische Situation zur Blütezeit der Hochkultur bekannt. Das Wissen verdanken wir dabei dem Umstand, dass die Maya die wichtigsten Ereignisse in Hieroglyphenschrift auf Stelen verewigten – in Stein gemeißelte Zeugnisse, die sich fast wie Geschichtsbücher lesen. Die Ursprünge ihrer Kultur, die irgendwann in der Präklassik (2600 vor Christus bis 250 nach Christus) entstand, liegen jedoch mangels schriftlicher Quellen noch weitgehend im Dunkel der Geschichte.
Aber vielleicht bringen jüngere Entdeckungen nun etwas Licht ins Dunkel. Denn Mary Pohl von der Florida State University in Tallahassee und ihre Kollegen fanden bei Grabungsarbeiten in den Jahren 1997 und 1998 zwischen allerlei Knochen und antikem Unrat eine Art runden keramischen Stempel sowie eine zerbrochene Grünstein-Plakette – beide mit einer bildhaften Symbolik versehen. Radiocarbon-Untersuchungen an Holzkohleresten der gleichen Bodenschicht sowie Vergleiche der Keramik deuten nun auf ein Entstehungsjahr um 650 vor Christus hin. Handelt es sich bei diesen Funden also um eine frühe Form von Schrift?
Eines steht fest, nicht die Maya schufen den zylinderförmigen Stempel und die Plakette, sondern die Olmeken. Sie gelten als Ahnen der mesoamerikanischen Kulturen, insbesondere der Maya. Der Ausgrabungsort San Andrés liegt gerade fünf Kilometer nordöstlich von La Venta, dem Herzen der olmekischen Zivilisation in der mittleren Präklassik (900 bis 400 vor Christus). Hier, an der Südküste des Golfs von Mexiko, schufen ehemals einfache Tiefland-Bauern eine hoch entwickelte Gesellschaft mit großen kulturellen Zentren. Da sie nicht aus Stein bauten, ist von ihrem Wirken nicht viel erhalten. Als einziges eindrucksvolles Zeugnis ihrer frühen Herrschaft haben sie uns riesige, markante Steinköpfe hinterlassen.
Aber ist nun auf den Funden von San Andrés tatsächlich eine frühe Schrift zu sehen? "Wir wussten, dass wir etwas Wichtiges gefunden hatten. Die Motive waren glyphenartigen, aber wir waren uns zunächst nicht sicher", erinnert sich Pohl. Eine eingehende Analyse der Symbolik der Jade-Plakette sowie des Rundstempels sollte Klarheit verschaffen. So ist auf dem Stempelstein ein Vogel dargestellt, aus dessen Schnabel zwei Hieroglyphen zu entweichen scheinen – ganz so wie die Sprechblasen eines Comic. Eines dieser graphischen Elemente ähnelt dabei stark der Mayaglyphe ajaw – was so viel wie "Tag", aber auch "König" heißt. Einen Teil der Inschrift interpretieren die Forscher deshalb als "3 Ajaw", was wiederum für einen bestimmten Tag des heiligen 260-tägigen Kalenders der Maya steht.
Wie auch immer die genaue Übersetzung des Vogelspruchs lauten mag, Pohl und ihre Kollegen sehen in den Zeichen eine Verbindung von Herrschaft und Schrift. So könnte der zylinderförmige Stempel einst dazu gedient haben, Kleidungsstücke mit den Herrschaftsinsignien des "Königs 3 Ajaw" zu bedrucken. Und auch die Motive auf den Grünstein-Fragmenten der Plakette könnten auf den hohen Status des einstigen Besitzer hindeuten: So zeigt die Statue eines jungen Adeligen, die vermutlich von der Pazifikküste Guatemalas stammt, eine ganz ähnliche Symbolik wie die Plakette und der Stempel.
"Kleidung und Schmuck waren wichtige Insignien der Macht, die Rang und Stand ausdrückten", erklärt Pohl. Die Olmeken waren die Ersten, die in Mesoamerika ein richtiges politisches System besaßen und einen Staat bildeten. Da macht es nur Sinn, dass sie Methoden entwickelten, Macht und Einfluss zu vermitteln – Schrift ist ein Weg das zu tun, meint die Forscherin. Bislang datierten die ältesten schriftlichen Dokumente Mesoamerikas in die Spätklassik rund 350 Jahre später – vielleicht muss also ein Teil der amerikanischen Frühgeschichte neu geschrieben werden.
Aber vielleicht bringen jüngere Entdeckungen nun etwas Licht ins Dunkel. Denn Mary Pohl von der Florida State University in Tallahassee und ihre Kollegen fanden bei Grabungsarbeiten in den Jahren 1997 und 1998 zwischen allerlei Knochen und antikem Unrat eine Art runden keramischen Stempel sowie eine zerbrochene Grünstein-Plakette – beide mit einer bildhaften Symbolik versehen. Radiocarbon-Untersuchungen an Holzkohleresten der gleichen Bodenschicht sowie Vergleiche der Keramik deuten nun auf ein Entstehungsjahr um 650 vor Christus hin. Handelt es sich bei diesen Funden also um eine frühe Form von Schrift?
Eines steht fest, nicht die Maya schufen den zylinderförmigen Stempel und die Plakette, sondern die Olmeken. Sie gelten als Ahnen der mesoamerikanischen Kulturen, insbesondere der Maya. Der Ausgrabungsort San Andrés liegt gerade fünf Kilometer nordöstlich von La Venta, dem Herzen der olmekischen Zivilisation in der mittleren Präklassik (900 bis 400 vor Christus). Hier, an der Südküste des Golfs von Mexiko, schufen ehemals einfache Tiefland-Bauern eine hoch entwickelte Gesellschaft mit großen kulturellen Zentren. Da sie nicht aus Stein bauten, ist von ihrem Wirken nicht viel erhalten. Als einziges eindrucksvolles Zeugnis ihrer frühen Herrschaft haben sie uns riesige, markante Steinköpfe hinterlassen.
Aber ist nun auf den Funden von San Andrés tatsächlich eine frühe Schrift zu sehen? "Wir wussten, dass wir etwas Wichtiges gefunden hatten. Die Motive waren glyphenartigen, aber wir waren uns zunächst nicht sicher", erinnert sich Pohl. Eine eingehende Analyse der Symbolik der Jade-Plakette sowie des Rundstempels sollte Klarheit verschaffen. So ist auf dem Stempelstein ein Vogel dargestellt, aus dessen Schnabel zwei Hieroglyphen zu entweichen scheinen – ganz so wie die Sprechblasen eines Comic. Eines dieser graphischen Elemente ähnelt dabei stark der Mayaglyphe ajaw – was so viel wie "Tag", aber auch "König" heißt. Einen Teil der Inschrift interpretieren die Forscher deshalb als "3 Ajaw", was wiederum für einen bestimmten Tag des heiligen 260-tägigen Kalenders der Maya steht.
Wie auch immer die genaue Übersetzung des Vogelspruchs lauten mag, Pohl und ihre Kollegen sehen in den Zeichen eine Verbindung von Herrschaft und Schrift. So könnte der zylinderförmige Stempel einst dazu gedient haben, Kleidungsstücke mit den Herrschaftsinsignien des "Königs 3 Ajaw" zu bedrucken. Und auch die Motive auf den Grünstein-Fragmenten der Plakette könnten auf den hohen Status des einstigen Besitzer hindeuten: So zeigt die Statue eines jungen Adeligen, die vermutlich von der Pazifikküste Guatemalas stammt, eine ganz ähnliche Symbolik wie die Plakette und der Stempel.
"Kleidung und Schmuck waren wichtige Insignien der Macht, die Rang und Stand ausdrückten", erklärt Pohl. Die Olmeken waren die Ersten, die in Mesoamerika ein richtiges politisches System besaßen und einen Staat bildeten. Da macht es nur Sinn, dass sie Methoden entwickelten, Macht und Einfluss zu vermitteln – Schrift ist ein Weg das zu tun, meint die Forscherin. Bislang datierten die ältesten schriftlichen Dokumente Mesoamerikas in die Spätklassik rund 350 Jahre später – vielleicht muss also ein Teil der amerikanischen Frühgeschichte neu geschrieben werden.
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