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Soziales Verhalten: Seliges Geben

"Schatz, gibst du mir deine Kreditkarte?" - Aber klar doch: Wir alle wissen, dass Geben seliger ist als Nehmen. Das Minus auf dem Konto wird aufgewogen von dem Wohlgefühl, das uns unsere Freigebigkeit spendet. Behaupten zumindest Forscher, und empfehlen daher soziales finanzielles Engagement als Mittel der Wahl, aus nationalem Wohlstand auch nationale Glückseligkeit zu schöpfen.
Geld macht glücklich? Nein, Geld macht einsam: Allein der Gedanke an Vermögen verdrängt die Bereitschaft, Bekannten zu helfen, wohltätigen Organisationen zu spenden oder mehr Zeit mit anderen zu verbringen. Man könnte daraus auch schließen, Geld verdirbt den Charakter – nicht umsonst gibt es diese Redewendung. Denn Großzügigkeit findet sich häufig dort, wo der Schuh am meisten drückt.

Im Folgenden geht es nun ausdrücklich um den Einfluss von Summen, die über das Maß des täglichen Bedarfs hinaus zur Verfügung stehen – wenn also Miete, Essen, Kleidung und sonstige Notwendigkeiten gedeckt sind. Hier verzeichnen Forscher schon lange eine für sie merkwürdige Diskrepanz: Ein gesichertes Einkommen wirkt sich zwar positiv auf die persönliche Grundstimmung aus, aber deutlich schwächer, als man vermuten würde. Und vor allem steigerte sich diese Zufriedenheit in keinster Weise so dramatisch, wie manche Gehälter zulegten.

Geld ausgeben – aber richtig

Eine gängige Erklärung lautet, dass die Leute ihr Geld falsch investieren – sich beispielsweise teure Dinge leisten, die aber wenig und schon gar nicht auf Dauer glücksbringend wirken, so Elizabeth Dunn von der Universität von British Columbia in Vancouver und ihre Kollegen. "Es ist daher eine wachsende Herausforderung, ob und wie man verfügbares Einkommen zur Steigerung der Zufriedenheit einsetzen kann", mahnen die Forscher.

Solche Empfehlungen sollten natürlich auf fundierten Erkenntnissen beruhen. Beliebtes Instrument: Fragebögen und Verhaltensstudien – beides setzten Dunn und ihre Mitarbeiter ein. Zunächst ermittelten sie in einer repräsentativen Stichprobe von 632 Amerikanern die Höhe des Einkommens und wie viel davon für persönliche Zwecke ausgegeben oder aber karitativ oder in Geschenke für andere gesteckt wurde. Außerdem sollten die Befragten den eigenen Glücksgrad einstufen.

Neue Schuhe, schickes Handy: Für die Zufriedenheitsskala blieben sie ohne Gewinn. Einzig Spendierhosen für andere machten hier Punkte – und wie viel die Stichpröbler verdienten. "Wie die Leute ihr Geld ausgeben, könnte daher ähnlich wichtig für ihre Zufriedenheit sein wie die Höhe ihres Einkommens", erklären die Forscher.

Glück gehabt – für andere

Wenn sich also Investitionen in andere gemütsmäßig lohnen, dann sollte sich das doch besonders bei Betroffenen zeigen, die unerwartet einen Gewinn einstreichen konnten – Beschäftigten zum Beispiel, denen im Betrieb ein Bonus ausgezahlt wird. Und tatsächlich äußerten sich Befragte nach Erhalt einer solchen Ausschüttung zufriedener, wenn sie Teile davon für andere ausgaben. Die Höhe des Bonus spielte dagegen nur eine untergeordnete Rolle im Einfluss auf die Glücksskala.

Weil eine saubere Untersuchung auch einen experimentellen Part beinhaltet, "belohnten" die Wissenschaftler in einem nächsten Schritt Freiwillige mit fünf oder zwanzig Dollar, nachdem sie deren morgendlichen Zufriedenheitsstatus erfasst hatten. Mit dem jeweils dezidierten Auftrag, das Geld für sich auszugeben oder für andere, schickten Dunn und ihre Kollegen die 46 Auserkorenen auf die Straße und erwarteten dann abends Rückmeldung über den Glückszuwachs. Und wieder blieb der Effekt der Selbstbefriedigung weit hinter der Fremdbeglückung zurück – erneut ungeachtet von der Höhe des spendierten Betrages.

Im zweiten Experiment zeigen die Forscher zudem, dass wir selbst ganz falsch liegen in der Einschätzung unseres Verhaltens: Studenten schlossen aus Beschreibungen der Untersuchungen, dass der höhere Betrag und die Ausgaben für einen selbst den nachhaltigsten Effekt auf das zufriedene Bauchgefühl zeigen sollten.

Besser wissen – aber nicht handeln?

Verglichen mit sozialen Ausgaben legen wir für eigene Bedürfnisse und Wünsche das Zehnfache auf den Tisch, sagen Dunn und Co. Sicher werden persönliche Kosten wohl immer über den Möglichkeiten sozialer Investitionen liegen, und doch könnten schon kleine Veränderungen in unserer Ausgabenpolitik – man denke an die fünf Dollar des Experiments – so großen Gewinn erzielen. "Warum aber reagieren die Leute nicht entsprechend?", fragen sich die Forscher verwundert.

In der Konsequenz fordern sie Anreize, um soziales Investieren zu fördern, damit "der nationale Wohlstand auch nationale Zufriedenheit generiert". Vielleicht sollten sie diese Botschaft vor allem den wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsträger nahe bringen: Die geldhaltigen Spender wären endlich nicht mehr einsam, sondern glücklich, und die Empfänger gleich mit – nicht nur Gewerkschaften dürften jubeln angesichts der Optionen, die sich bei Beherzigung eines solchen Ratschlages eröffneten. Und bis zur Realisierung solcher Utopien machen wir uns und unsere Familien, Freunde, Bekannten und Kollegen mit Schoko-Osterhasen glücklich. Das freut wenigstens auch die Süßwarenindustrie.

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