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Eisbären: Seltene Aufnahmen der ersten Ausflüge von Eisbärenjungen

Erstmals dokumentieren Kamerafallen und GPS-Tracker detailliert, wie Eisbärenjungen ihre Geburtshöhle verlassen und ihre ersten Schritte in die arktische Wildnis wagen. Die besonderen Aufnahmen zeigen nicht nur das Verhalten der Jungtiere, sondern auch die Bindung zur Mutter.
Eine Eisbärenmutter steht mit ihren zwei Jungen auf einer schneebedeckten, eisigen Landschaft. Die Bären schauen in verschiedene Richtungen, während sie über das gefrorene Terrain wandern.
Zwei Eisbärenjungen und ihre Mutter an der Küste von Spitzbergen, Norwegen.

Eisbärenbabys kommen blind, taub und nahezu nackt in geschützten Schneehöhlen zur Welt, in denen sie drei bis vier Monate verweilen. Wie ihre ersten Wochen nach dem Verlassen der Geburtsstätte verlaufen, hat ein internationales Forschungsteam dank Satellitentracking und Kamerafallen so detailliert wie nie zuvor dokumentiert. Die Beobachtungen zeigen unter anderem, wann die Eisbärenjungen erstmals ins Freie gehen. Die im »Journal of Wildlife Management« veröffentlichte Studie basiert auf Daten aus einem sechsjährigen Forschungszeitraum in Spitzbergen, Norwegen.

Die Forscher haben dazu 13 weibliche Eisbären mit GPS-Halsbändern ausgestattet, die Bewegungsdaten, Temperaturen und Aktivitätsmuster erfassten. Zudem installierten sie Zeitrafferkameras an 13 potenziellen Höhlenstandorten in schwer zugänglichen Regionen der norwegischen Arktis. Die Aufnahmen belegen, dass die Eisbärenfamilien im Schnitt am 9. März ihre Behausungen verlassen. Die Jungen wagten sich demnach zeitiger ins Freie als in früheren Beobachtungen – ein möglicher Trend, der noch weiter untersucht werden muss. Ein frühes Verlassen der Höhle könnte laut den Forschern das Überleben der Jungen gefährden, da ihnen weniger Zeit bleibt, sich zu entwickeln, bevor sie das Meereis betreten.

© Polar Bears International / Norwegian Polar Institute / San Diego Zoo Wildlife Alliance
Eisbärenjungen wagen sich aus Höhle
Eine Eisbärenmutter mit drei Jungtieren, aufgenommen mit einer ferngesteuerten Kamera in Spitzbergen, Norwegen.

Entscheidend für das Überleben ist auch die Zeit, die die Jungtiere in der Nähe ihrer Geburtsstätte verbringen. Dort können sie sich an ihre neue Umgebung gewöhnen, aber jederzeit in den geschützten Raum zurückkehren. Manche Ausflüge dauerten weniger als eine Minute, anderen mehrere Stunden. Im Schnitt blieben die Bären etwa zwölf Tage am Höhlenstandort, bevor sie weiterzogen. Dabei reichte die Spanne allerdings von 2 bis 31 Tage. Auffällig war auch die enge Bindung der Jungtiere an ihre Mutter. Nur in fünf Prozent der Ausflüge waren sie ohne sie unterwegs. Auch ein bislang wenig erforschtes Phänomen zeigen die Beobachtungen: Manche Muttertiere verlegten ihre Höhle, indem sie mit ihrem Nachwuchs in eine neue Behausung zogen.

Weniger als die Hälfte der Jungtiere erreicht das Erwachsenenalter, so das Forschungsteam. Studien, die diese kritische Lebensphase von Eisbären beleuchten, seien deshalb besonders wertvoll. Sie verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Rückzugsorte der Eisbären besser zu schützen – vor allem angesichts der fortschreitenden Klimaerwärmung und der zunehmenden menschlichen Aktivität in der Arktis.

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