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Strahlungshaushalt: Solare Überraschung

Sonnenfleck im Blick des NST
Unser Zentralgestirn ist momentan wenig rege: Die Zahl der Sonnenflecken verharrt auf einem Minimum, obwohl ein neuer Zyklus begonnen hat; ein Ereignis, das eigentlich mit einer stärkeren Aktivität einhergehen sollte. Die Schwächephase unserer Sonne scheint also vorerst weiterzugehen – und birgt überraschende Veränderungen in der Strahlung, die unsere Erde erreicht, wie Joanna Haigh vom Imperial College in London und ihre Kollegen für die Jahre 2004 bis 2007 zeigen.

Ihre Daten belegen, dass während dieser Zeit die Menge an UV-Strahlung vier- bis sechsmal so stark zurückging, als allein auf Grund der nachlassenden Sonnenaktivität zu erwarten gewesen wäre – zumindest nach bisherigen Modellen zum solaren Strahlungshaushalt. Auf der anderen Seite traf mehr Strahlung im sichtbaren Wellenlängenbereich auf dem Planeten ein, was die Verluste im UV-Bereich etwas kompensierte.

Beides wirkt sich auf das Klima und die Zusammensetzung der Atmosphäre aus: Die rückläufige UV-Strahlung ließ beispielsweise den Ozongehalt in der Stratosphäre in Höhen bis zu 45 Kilometer über der Erdoberfläche schwinden, während er darüber zunahm. UV-Licht stimuliert eine Reihe fotochemischer Prozesse, an deren Ende Ozon entsteht, das letztlich die Erde vor diesen Wellenlängen schützt und zugleich diese Atmosphärenstockwerke aufheizt. Sichtbares Licht und Infrarotstrahlung wiederum erwärmen die Troposphäre, also den Bereich, in dem sich das Leben auf der Erde abspielt. (dl)
  • Quellen
Haigh, J. et al.: An influence of solar spectral variations on radiative forcing of climate. In: Nature 467, S. 696–699, 2010.

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