News: Sprachlos
Autistische Kinder scheinen von einer Mauer umgeben, die eine Kommunikation nach außen fast unmöglich macht. Dabei hören die Kinder völlig normal und nehmen auch Sprache durchaus wahr. Die "Mauer" liegt vielmehr in tieferen Schichten des Gehirns verborgen.
Isoliert, zurückgezogen, kontaktscheu – autistische Kinder leben in ihrer eigenen Welt, die von außen nur schwer erreicht werden kann. Selbst zu ihren Eltern bauen sie kein normales Verhältnis auf, ihre soziale Kommunikation ist drastisch eingeschränkt. Viele von ihnen können sich weder verbal noch durch Körpersprache ihrer Umgebung mitteilen; sprechen sie, dann mit auffälliger Betonung, Geschwindigkeit oder Stimmhöhe.
Dabei ist ihre Wahrnehmung durchaus nicht eingeschränkt. Die meisten autistischen Kinder sehen und hören völlig normal, manche zeigen sogar außergewöhnliche Begabungen, wie ein absolutes musikalisches Gehör oder ein perfektes Gedächtnis für Zahlen, Muster oder Melodien. Welche "Mauer" zwingt diese Kinder in ihre Isolation?
Bei der Suche danach halfen neun autistische sowie zehn normale Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren den Forschern um Rita Ceponiene von der University of Helsinki weiter. Die Wissenschaftler spielten den Kindern verschiedene Geräusche vor, und zwar einen einfachen oder einen komplexen Ton oder eine gesprochene Silbe, und maßen dabei die Hirnaktivität ihrer Probanden. Der besondere Clou dabei: Ab und zu hörten die Kinder statt des zu erwartenden Klanges einen abweichenden Laut.
Das Gehirn reagiert auf die wahrgenommenen Reize mit so genannten ereigniskorrelierten Potenzialen (event-related potentials, ERP), die sich mit einem Elektroencephalogramm leicht verfolgen lassen. Widerspricht dabei ein Reiz den Erwartungen des Gehirns, dann spiegelt sich das in der Mismatch-Negativität (mismatch negativity, MMN) des ERPs wider.
Die Reaktionen der autistischen Kinder unterschieden sich zunächst nicht von denen der gleichaltrigen Versuchsteilnehmer: Sowohl bei den Tönen als auch bei den Silben zeigten alle ein ähnliches ERP. Die autistischen Kinder nahmen also auch komplexe Tonfolgen, einschließlich der gesprochenen Sprache, völlig normal wahr.
Auch die Reaktion auf einen unerwarteten Laut, die MMN, verlief bei allen Kindern ähnlich. Die Kinder konnten also unterschiedliche Klangfolgen und Silben problemlos differenzieren.
Einen deutlichen Unterschied fanden die Wissenschaftler jedoch: Nach dem Störlaut fehlte bei den autistischen Kindern ein bestimmter Abschnitt des ERPs, der Zacken P3a, – allerdings nur dann, wenn die Kinder auf Silben reagierten. Bei komplexen Tonfolgen trat P3a dagegen uneingeschränkt auf. Und P3a weist wiederum auf eine erhöhte Aufmerksamkeit des Gehirns hin.
Damit bestätigt sich, dass autistische Kinder völlig normal Töne und gesprochene Sprache hören und differenzieren können. Die Weiterverarbeitung der Sprache ist bei ihnen jedoch beeinträchtigt. Und diese Einschränkung bei dem wichtigsten Kommunikationsmittel des Menschen könnte ein Teil der Mauer sein, die autistische Kinder in ihrer Isolation gefangen hält.
Dabei ist ihre Wahrnehmung durchaus nicht eingeschränkt. Die meisten autistischen Kinder sehen und hören völlig normal, manche zeigen sogar außergewöhnliche Begabungen, wie ein absolutes musikalisches Gehör oder ein perfektes Gedächtnis für Zahlen, Muster oder Melodien. Welche "Mauer" zwingt diese Kinder in ihre Isolation?
Bei der Suche danach halfen neun autistische sowie zehn normale Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren den Forschern um Rita Ceponiene von der University of Helsinki weiter. Die Wissenschaftler spielten den Kindern verschiedene Geräusche vor, und zwar einen einfachen oder einen komplexen Ton oder eine gesprochene Silbe, und maßen dabei die Hirnaktivität ihrer Probanden. Der besondere Clou dabei: Ab und zu hörten die Kinder statt des zu erwartenden Klanges einen abweichenden Laut.
Das Gehirn reagiert auf die wahrgenommenen Reize mit so genannten ereigniskorrelierten Potenzialen (event-related potentials, ERP), die sich mit einem Elektroencephalogramm leicht verfolgen lassen. Widerspricht dabei ein Reiz den Erwartungen des Gehirns, dann spiegelt sich das in der Mismatch-Negativität (mismatch negativity, MMN) des ERPs wider.
Die Reaktionen der autistischen Kinder unterschieden sich zunächst nicht von denen der gleichaltrigen Versuchsteilnehmer: Sowohl bei den Tönen als auch bei den Silben zeigten alle ein ähnliches ERP. Die autistischen Kinder nahmen also auch komplexe Tonfolgen, einschließlich der gesprochenen Sprache, völlig normal wahr.
Auch die Reaktion auf einen unerwarteten Laut, die MMN, verlief bei allen Kindern ähnlich. Die Kinder konnten also unterschiedliche Klangfolgen und Silben problemlos differenzieren.
Einen deutlichen Unterschied fanden die Wissenschaftler jedoch: Nach dem Störlaut fehlte bei den autistischen Kindern ein bestimmter Abschnitt des ERPs, der Zacken P3a, – allerdings nur dann, wenn die Kinder auf Silben reagierten. Bei komplexen Tonfolgen trat P3a dagegen uneingeschränkt auf. Und P3a weist wiederum auf eine erhöhte Aufmerksamkeit des Gehirns hin.
Damit bestätigt sich, dass autistische Kinder völlig normal Töne und gesprochene Sprache hören und differenzieren können. Die Weiterverarbeitung der Sprache ist bei ihnen jedoch beeinträchtigt. Und diese Einschränkung bei dem wichtigsten Kommunikationsmittel des Menschen könnte ein Teil der Mauer sein, die autistische Kinder in ihrer Isolation gefangen hält.
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