Wetter: Städte produzieren ihre eigenen Gewitter
An durchschnittlich 30 Tagen im Jahr gewittert es in München – gut möglich, dass es dort häufiger blitzt und donnert als im umliegenden Agrarland. Denn große Städte erleichtern offensichtlich, dass sich gewittrige Wolkentürme ausbilden, so Alex Haberlie von der Northern Illinois University. Zusammen mit seinen Kollegen hatte er über einen Zeitraum von 17 Jahren ausgewertet, wo über der US-Metropole beziehungsweise einer gleich großen Fläche im ländlichen Umland Gewitter entstehen. Tatsächlich war die Wahrscheinlichkeit, dass sich die verantwortlichen Kumulonimbuswolken über dicht bebautem Gebiet bilden, um rund fünf Prozent größer – für die Meteorologen ein signifikanter Wert. Über das Jahr hinweg bedeute dies, dass Atlanta mindestens zwei bis drei Gewitter mehr erlebe als weniger dicht besiedelte Regionen in der Umgebung, so Haberlie.
Wenig überraschend gewittert es am späten Nachmittag und in den Sommermonaten Juli und August am häufigsten, da dann die Aufheizung am stärksten und die Luft am feuchtesten ist. Allerdings ergab sich aus den Daten der Wissenschaftler auch ein klarer Wochengang: Verglichen mit dem Wochenende erlebten die Tage zwischen Montag und Freitag mehr Unwetter, was womöglich mit der dann größeren Luftverschmutzung durch Pendler und Industrieanlagen zusammenhängt. Diese Verbindung wird immer wieder vermutet, eindeutige Belege hierfür fehlen jedoch. Außerhalb Atlantas ließ sich ein entsprechender Rhythmus zudem nicht nachweisen.
Warum es über großen Ballungszentren häufiger in der Atmosphäre kracht, dürfte mit einigen Besonderheiten des städtischen Klimas zusammenhängen: Metropolen gelten als Wärmeinseln in der Landschaft, da sich die versiegelte Fläche stärker aufheizt als Wälder und Wiesen. Dadurch entsteht ein regionales Hitzetief, in das Luft aus dem kühleren Umland einfließt und dann aufsteigt – Konvektion setzt ein. Begünstigt wird dieser Aufstieg durch Hochhäuser und andere große Gebäude, die den Wind kanalisieren und die Oberfläche rauer machen. Und schließlich ist die Luft hier stärker mit Schwebteilchen angereichert, an denen sich Wasserdampf anlagert und zu Tropfen heranwachsen kann. Zusammen sorgen diese Faktoren dafür, dass Gewitter leichter entstehen und heranwachsen.
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