News: Steinzeitliche Entwicklungshilfe
Und die kam aus dem Osten: Im Vorderen Orient entwickelte die Menschheit vor etwa 12 000 Jahren Ackerbau und Viehzucht und löste damit die neolithische Revolution aus, die sich auch über den europäischen Kontinent ausbreitete. Soweit herrscht unter den Gelehrten Einigkeit. Nach wie vor umstritten bleibt jedoch, wer oder was nach Europa einsickerte: Waren es nur die nahöstlichen Ideen, welche die Ur-Europäer dann übernahmen, oder waren es die Menschen selbst, die nach Europa einwanderten?
Genetische Untersuchungen deuten auf letzteres. Dabei stützen sich viele Analysen auf Variationen im menschlichen Y-Chromosom. Da es ohne nennenswerten Austausch mit dem X-Chromosom vom Vater auf den Sohn übertragen wird, können sich hier harmlose Mutationen anreichern, die sich dann wiederum zur Stammbaumanalyse heranziehen lassen. Und bei diesen Analysen, die auch Peter Underhill von der Stanford University durchführte, zeigte sich ein allmähliches Vordringen bestimmter Mutationen vom Nahen Osten nach Europa.
Doch reicht das als Bewies für eine wirkliche Wanderung von Menschen? Das fragte sich auch Roy King, der ebenfalls an der Stanford University tätig ist und natürlich die Arbeiten seines Kollegen Underhill kannte. Auf der Suche nach weiteren Spuren der neolithischen Einwanderer taten sich die beiden Forscher zusammen – und begaben sich ins Museum. Ihre Idee war, dass die Einwanderer nicht nur genetische, sondern auch künstlerische Relikte hinterlassen haben mussten.
Und tatsächlich spiegelte die Verteilung bestimmter steinzeitlicher Artefakte in den Museen Europas und des Vorderen Orients – wie bemalter Keramiken oder kleiner Statuetten – die Verbreitung von vier Mutationen auf dem Y-Chromosom in der Bevölkerung wieder: Die Übereinstimmung betrug bis zu 88 Prozent.
Demnach liefert auch die Archäologie Hinweise auf eine neolithische Wanderung. Die Einwanderer aus dem Osten hatten offensichtlich nicht nur Ackerbau und Viehzucht in ihrem Gepäck, sondern auch ihre Gene und ihre Kunst.
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