Geschlechterungleichheit: Studenten bevorzugen männliche Dozenten
Wie gut Studenten ihre Dozenten bewerten, hängt ganz entscheidend davon ab, ob die Lehrkräfte männlich oder weiblich sind. Das deckte nun ein Forscherteam um Lillian MacNell von der North Carolina State University in einem ausgeklügelten Experiment auf. Da sich im Rahmen einer normalen Uni-Vorlesung nur schwer eingrenzen lässt, wie viel Einfluss das Geschlecht eines Dozenten tatsächlich darauf hat, welchen Eindruck er bei seinen Kursteilnehmern hinterlässt, testeten die Wissenschaftler 43 Studenten aus einem Onlinekurs. Dazu teilten sie die Versuchspersonen in vier Gruppen auf, die gemeinsam mit einem Kursleiter per Internet zu vorgegebenen Themen diskutieren sollten. In zwei Fällen leitete eine Frau die Diskussionen, in den beiden anderen ein Mann. Allerdings schwindelten die Dozenten jeweils eine ihrer Gruppen zu Beginn des Versuchs an – und gaben sich als Angehörige des jeweils anderen Geschlechts aus. Die Stimme oder das Gesicht des Kursleiters hörten und sahen die Teilnehmer nie.
Bei der abschließenden Evaluation der beiden Lehrkräfte durch ihre Studenten stellte sich heraus: Diejenigen Dozenten, welche die Probanden für Männer hielten, bekamen deutlich bessere Bewertungen – und zwar ganz unabhängig von deren tatsächlichem Geschlecht. Die vermeintlichen Männer schätzen die Studenten dabei als professioneller, fairer, respekteinflößender, enthusiastischer und schneller ein. Außerdem hatten sie das Gefühl, von ihnen häufiger gelobt zu werden. "Die unterschiedlichen Bewertungen bei der Schnelligkeit sind ein gutes Beispiel", sagt MacNell. "Obwohl angefertigte Klassenarbeiten in allen Fällen von den Dozenten zur gleichen Zeit benotet und zurückgegeben wurden, bekamen die Lehrkräfte, welche die Studenten für Männer hielten, eine Bewertung von 4,35 von 5, die vorgeblich weiblichen Dozenten aber nur eine von 3,55."
Die Forscher sehen ihre aktuelle Studie als eine Art Pilotprojekt. In Zukunft wollen sie noch mehr Studenten in anderen Kursen untersuchen, um herauszufinden, wie stark der Effekt tatsächlich ist und ob er gleichermaßen in allen Fachdisziplinen auftritt, so MacNell.
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